Bereits über 40.000 Infizierte: Wanzen verbreiten gefährliche Tropenkrankheit in Europa
Gesundheitsexperten zufolge sterben weltweit jedes Jahr rund 10.000 Menschen an der Chagas-Krankheit. Ausgelöst wird die Erkrankung durch Parasiten, die durch blutsaugende Raubwanzen übertragen werden. Die Tropenkrankheit kam bislang vor allem in Süd- und Zentralamerika vor. Doch inzwischen sollen sich auch in Europa über 40.000 Menschen infiziert haben.
Jedes Jahr rund 10.000 Tote
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt die Chagas-Krankheit zu den „vernachlässigten Tropenkrankheiten“, zu deren Bekämpfung international zu wenig unternommen wird, berichtet das CRM Centrum für Reisemedizin in einer älteren Mitteilung. „Weltweit sind sechs bis sieben Millionen Menschen mit dem Parasiten Trypanosoma cruzi infiziert, der die Chagas-Krankheit verursacht“, schreiben die Experten, die darauf hinweisen, dass daran jährlich rund 10.000 Menschen sterben. Verbreitet wird die gefährliche Krankheit durch Raubwanzen. Auch in Europa steigt die Zahl der Infizierten.
Gesundheitssysteme sollten gewappnet sein
Die American Heart Association (AHA) warnt nun vor der Ausbreitung der gefährlichen Krankheit. Wie die Experten in der Fachzeitschrift „Circulation“ schreiben, „gilt die Chagas-Krankheit traditionell als Tropenkrankheit, die nur in Mittelamerika und Südamerika zu finden ist.“
Allerdings betrifft sie auch mindestens 300.000 Einwohner der Vereinigten Staaten und nimmt in anderen traditionell nicht-endemischen Gebieten zu.
Daher sollten Gesundheitsdienstleister und Gesundheitssysteme außerhalb Lateinamerikas so ausgestattet sein, dass sie die Chagas-Krankheit erkennen, diagnostizieren und behandeln und eine weitere Krankheitsübertragung verhindern können.
Infektionen über blutsaugende Raubwanzen
Die Infektionen erfolgen über die blutsaugenden Raubwanzen Triatoma infestans, in deren Kot sich der Parasit Trypanosoma cruzi befindet. Dieser kann bei einem Biss der Insekten in die Haut gelangen.
Allerdings können die Parasiten auch über die Schleimhaut der Augen sowie beim Verzehr von kontaminierten Speisen über den Magen-Darm-Trakt in den Körper gelangen.
Zudem kann die Krankheit „von schwangeren Müttern auf ihre Babys und durch Bluttransfusionen und Organtransplantationen übertragen werden“, schreibt die AHA in einer Pressemitteilung.
Krankheit verläuft in zwei Phasen
Laut dem CRM verläuft die Chagas-Krankheit in zwei Phasen: „Viele Betroffene merken nichts von der ersten, akuten Phase direkt nach der Infektion“, so die Experten.
Bei einem Teil der Infizierten kann es unter anderem zu Hautveränderung, Schwellungen der Augenlider, Fieber, Kopfschmerzen, vergrößerten Lymphknoten, Blässe, Muskelschmerzen, Atembeschwerden, Schwellungen und Bauch- und Brustschmerzen kommen.
Lediglich bei einem Drittel der Infizierten kommt die Krankheit in der zweiten, der chronischen Phase zum Ausbruch, häufig Jahre oder Jahrzehnte nach der Übertragung.
Dem CRM zufolge leiden Betroffene entweder an einer chronischen Herzerkrankung, die zu Herzrhythmusstörungen und chronischem Herzversagen führt.
Oder sie erkranken an chronischen Verdauungsstörungen, da der Parasit das Nervensystem des Darms angreift und sich Darm und Speiseröhre dadurch ausweiten können.
Wie es in der Mitteilung des CRM heißt, kann die Krankheit nur in der akuten Phase mit Aussicht auf Heilung medikamentös behandelt werden. Später stehe demnach die Behandlung der Komplikationen der Erkrankung im Fokus.
Geringes Infektionsrisiko
Laut der AHA lebt der Großteil der Chagas-Patienten nach wie vor in Süd- und Mittelamerika. Doch auch in den USA soll es rund 300.000 Betroffene geben.
Die zweithöchste Zahl von Infektionen außerhalb der Endemieregionen soll es mit 42.000 Fällen in Spanien geben. Und auch in Italien, Frankreich, der Schweiz, Großbritannien, Australien und Japan werden Infektionen angenommen.
Allerdings sei die Gefahr sich anzustecken, selbst für Lateinamerika-Reisende nicht besonders groß.
„Das Infektionsrisiko ist für die meisten Reisenden und Bewohner endemischer Länder äußerst gering“, schreibt die AHA.
„Um das Risiko zu minimieren, sollten Menschen vermeiden, in Häusern mit unverputzten Lehmwänden und / oder Strohdächern zu schlafen, und unpasteurisierten Zuckerrohrsaft, Açai-Fruchtsaft und andere Säfte vermeiden, wenn sie betroffene Länder besuchen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.