Neue internationale Studie: Nicht nur pflanzliche Kost herzgesund
In einer neuen internationalen Studie hat sich gezeigt, dass nicht nur pflanzliche Kost wie Obst, Gemüse und Nüsse herzgesund sind, sondern auch nicht-verarbeitetes Fleisch und Milchprodukte. Gesundheitsexperten weisen jedoch darauf hin, dass diese Studienergebnisse nicht als Freibrief für exzessiven Fleischkonsum angesehen werden dürfen.
Pflanzliche Kost ist gut für das Herz
In verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass pflanzliche Ernährung für die Herzgesundheit von Vorteil ist. So stellten Forscher etwa fest, dass ein Speiseplan mit hohem Vollkornanteil sowie Nüssen das Risiko für Herzerkrankungen reduzieren kann. Auch die mediterrane Küche mit viel Gemüse sowie bestimmte Früchte wie Bananen und Avocados können vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. In einer neuen Studie hat sich nun gezeigt, dass auch bestimmte nicht-pflanzliche Lebensmittel gut für das Herz sein können.
Leben verlängern durch nicht-verarbeitetes Fleisch und Milchprodukte
Lange war man davon ausgegangen, dass Milchprodukte aufgrund der gesättigten Fette nicht gut für das Herz sind.
Doch Wissenschaftler der University of Texas stellten in einer vor wenigen Wochen veröffentlichten Studie fest, dass der Konsum von solchen Fetten in Joghurt, Käse, Butter und Milch nicht zu einem erhöhten Risiko für Herzerkrankungen führt.
Auch Fleischkonsum ist offenbar weniger problematisch als bislang angenommen wurde.
Denn in einer großen, internationalen Studie hat sich nun gezeigt, dass nicht nur Obst, Gemüse und Nüsse herzgesund sind und das Leben verlängern, sondern auch nicht-verarbeitetes Fleisch und Milchprodukte.
Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. in einer Mitteilung, die vom Informationsdienst Wissenschaft (idw) veröffentlicht wurde.
Konsum raffinierter Kohlenhydrate begrenzen
Was herzgesunde Ernährung wirklich ist, unterscheidet sich häufig von dem, was viele dafür halten, sagte Prof. Dr. Salim Yusuf von der McMaster University in Hamilton (Kanada) auf dem Europäischen Kongress für Kardiologie in München.
„Zum Beispiel zeigen unsere Ergebnisse, dass Milchprodukte und Fleisch herzgesund sind und zur Langlebigkeit beitragen. Das weicht von herkömmlichen Ernährungsempfehlungen ab“, so der Experte bei der Präsentation der PURE-Studie.
Prof. Yusuf wies jedoch darauf hin, dass nur nicht-verarbeitetes Fleisch Teil einer herzgesunden Ernährung sei.
Außerdem sollte die konsumierte Menge raffinierter Kohlenhydrate begrenzt werden. Raffinierte Kohlenhydrate wurden industriell verarbeitet, wobei zumeist die Ballaststoffanteile entfernt werden.
Derart wird Vollkornmehl zu Weißmehl und Zuckerrohr beziehungsweise Zuckerrüben zu Haushaltszucker.
Daten aus 50 Ländern
Um zu diesen Ergebnisse zu gelangen, analysierten die Wissenschaftler Ergebnisse von fünf Studien mit mehr als 218.000 Teilnehmern, die aus über 50 Ländern in fünf Kontinenten kamen.
Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 9,1 Jahren gab es 6.821 Todesfälle und 5.466 kardiovaskuläre Ereignisse wie Tod durch eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, nicht tödliche Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herzschwäche.
Ziel der PURE-Studie, die auch im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht wurde, sei, Bestandteile einer modernen und internationalen Diät zu identifizieren, die Herzgesundheit und Langlebigkeit fördert.
„Empfehlungen für eine qualitätsvolle Diät zur Vorbeugung von kardiovaskulären Krankheiten basieren häufig auf Studien, die vor Jahrzehnten in Ländern mit hohem Einkommen durchgeführt wurden“, so Prof. Yusuf.
Es gab bisher wenige Informationen darüber, was die Menschen heute weltweit essen und wie sich das auf die Herzgesundheit auswirkt.
Das Fazit der neuen Studie: Menschen mit einer Ernährungsweise, die Obst, Gemüse, Nüsse, Fisch, Milchprodukte und Fleisch betont, hatten das niedrigste Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder daran zu versterben.
Kein Freibrief für exzessiven Fleischkonsum
„Diese Ergebnisse dürfen aus kardiologischer Sicht nicht als Freibrief für einen exzessiven Fleischkonsum interpretiert werden – von übermäßigen Fleisch- und Wurstwaren wird ohnehin ausdrücklich abgeraten – sondern als Plädoyer für eine ausgewogene Ernährung“, kommentierte Prof. Dr. Ulf Landmesser (Charité, Berlin) die Studienergebnisse.
„Bei dieser international angelegten Studie müssen jedenfalls auch regionale Unterschiede bei der Ernährung und bei der Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln berücksichtigt werden“, so der Mediziner.
„In den wohlhabenden Ländern ist insgesamt aus herzmedizinischer Sicht der Fleischkonsum tendenziell viel zu hoch, hier sollte ein höherer Anteil der in der Studie von Prof. Yusuf genannten Bestandteile einer herzgesunden Diät angestrebt werden: Also Obst, Gemüse, Nüsse, Fisch und Milchprodukte, wobei bei letzteren der Fettanteil nicht zu hoch sein sollte. Zuviel fetter Käse zum Beispiel ist nicht ideal.“
Die Ergebnisse sollten jedenfalls nicht überinterpretiert werden: „Es handelt sich hier um eine Beobachtungsstudie“, so Prof. Landmesser.
„Diese haben eine geringere Aussagekraft als Interventionsstudien, in denen die Effektivität einer bestimmten Intervention – etwa einer Ernährungsintervention – untersucht und zum Beispiel mit einer Kontrollgruppe ohne diese Intervention verglichen wird.“ (ad)
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