In der Stadt Joggen ein Gesundheitsrisiko?
Laufen beziehungsweise Joggen nutzen viele Menschen, um ein wenig Fitness in ihren Alltag zu integrieren. Doch angesichts der massiven Luftverschmutzung in manchen Großstädten stellt sich die Frage, ob hier eventuell die Gesundheit beim Joggen eher Schaden nimmt, als zu profitieren. Experten der Deutschen Atemwegsliga informieren im Rahmen des Deutschen Lungentages über die Gefahren für die Lunge bei hoher Luftverschmutzung.
„Dicke Luft – Gefahr für die Lunge“ lautet das Motto des diesjährigen Lungentages. Bundesweit soll mit Informationsveranstaltungen und Aktionen über die Risiken für die Atemwege aufgeklärt werden. Hier werden auch Fragen beleuchtet, die das alltägliche Leben betreffen, wie beispielsweise: Sollte auf Joggen in der Stadt wegen der Luftverschmutzung besser verzichtet werden?
Erhebliche Luftverschmutzung in vielen Städten
In vielen deutschen Städten werden angesichts der erheblichen Luftverschmutzung bereits Fahrverbote für Dieselfahrzeuge diskutiert bzw. umgesetzt. Doch nicht nur der Straßenverkehr belastet die Luftqualität, auch die Industrie, die Landwirtschaft und Kleinfeuerungsanlagen spielen laut Angaben der Deutschen Atemwegsliga eine Rolle. Allerdings tragen der Autoverkehr und insbesondere Dieselmotoren maßgeblich zur Belastung mit Stickoxiden (NOx) bei. Ältere Dieselfahrzeuge setzen zwar oftmals auch größere Mengen Feinstaub frei, dies ist bei den neueren Modellen in der Regel allerdings nicht mehr der Fall.
Wie schädlich Feinstaub, NOx und Ozon für den Menschen sind, ist laut Angaben der Deutschen Atemwegsliga ausreichend belegt. Zwar lasse sich der Zusammenhang zwischen Gesundheitsschäden und Verkehrsemissionen nur ableiten, weil die eingeatmete Luft ein Gemisch von Schadstoffen aus unterschiedlichen Quellen ist. Doch haben Personen, die an verkehrsreichen Straßen wohnen, ein höheres Erkrankungsrisiko, und Kraftfahrzeugabgase enthalten die genannten Schadstoffe, was als Indizienbeweis gewertet werde.
Erhöhtes Risiko schwerer Lungenkrankheiten
In dem ESCAPE-Projekt (European Study of Cohorts) wird derzeit die Langzeitwirkung von Luftschadstoffen in Europa untersucht, wobei die individuelle Schadstoffexposition errechnet werden kann, um so einen genaueren Zusammenhang zwischen Exposition und Risiko herzustellen berichten die Experten. Erste Daten seien bereits verfügbar und es habe sich gezeigt, dass Feinstaub der Partikelgröße von 10 µm (PM10) signifikant das Risiko für Lungenkrebs erhöht. Auch ein Zusammenhang zwischen Schadstoffexposition und COPD wurde tendenziell bestätigt. Zudem sei eine schlechtere Lungenfunktion bei hoher Exposition gegenüber PM10 und NOx festzustellen gewesen. „Für Kinder erhöhte sich das Risiko für Asthma, wenn auch nicht signifikant“, so die Mitteilung der Deutschen Atemwegsliga weiter.
Sportverzicht in Innenstädten angeraten?
Luftschadstoffe begünstigen auch das Auftreten von Lungenentzündung und eine Studie aus England habe gezeigt, dass die Lungenfunktion beim Laufen in hoch belasteten Gegenden schlechter wurde, erläutern die Experten. Dies legt die Vermutung nahe, dass in den Innenstädten eventuell auf Sport im Freien besser verzichtet werden sollte. Doch werden dabei die generellen Vorteile der sportlichen Betätigung vergessen. In den Studien sei deutlich geworden, „dass die positiven Effekte der körperlichen Aktivität, die Nachteile, die mit einer höheren Luftschadstoffexposition verbunden sind, überwiegen“, berichte die Deutsche Atemwegsliga. Es gebe demnach gute Gründe, sich körperlich zu betätigen, und das auch in Gegenden, die durch Straßenverkehr belastet sind. Allerdings sollte die Möglichkeit eines Trainings in Gebieten mit geringerer Luftverschmutzung nach Möglichkeit bevorzugt werden.
Wie lässt sich die Luftqualität verbessern?
Die Grenzwerte für die Luftverschmutzung sind laut Aussage der Experten häufig nur ein Kompromiss, der das Wünschenswerte mit dem Machbaren vereinen soll. Doch könne viel getan werden, um die Luftqualität zu verbessern. Hier seien sauberere Motoren und verkehrsorganisatorische Maßnahmen sowie eine attraktive Gestaltung des öffentlichen Nahverkehrs mögliche Maßnahmen. Auch Umweltzonen helfen laut Aussage der Experten. Erste Analysen hätten belegt, dass ausreichend große Umweltzonen tatsächlich die Luftqualität verbessern. Am Ende können „wir alle auch dazu beitragen, dass unsere Luft besser wird, z.B. indem wir das Auto einmal stehen lassen“; so der Hinweis der Deutschen Atemwegsliga. Jeder/ ist auf Luft zum Atmen angewiesen und Ziel müsse es deshalb sein, saubere Luft für Alle und überall sicherzustellen. (fp)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.