Chronische Erkrankung: Diabetes kann eine Belastungsprobe für die Partnerschaft sein
In Deutschland erkranken immer mehr Menschen an Diabetes. Die sogenannte Zuckerkrankheit beeinträchtigt nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das der engsten Angehörigen wie Lebens- und Ehepartner oder Freunde. Dadurch kann die chronische Erkrankung zu einer Belastungsprobe für Partner- und Freundschaften werden.
Lebenslange Behandlung
Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) steigt die Zahl der Diabetes-Patienten weltweit seit Jahren massiv an. Allein in Deutschland leben rund sieben Millionen Menschen mit der chronischen Stoffwechselerkrankung. In manchen Fällen kann die sogenannte Zuckerkrankheit durch einen gesunden Lebensstil unter Kontrolle gebracht werden. Doch oft müssen Betroffene ihr Leben lang ihren Blutzucker kontrollieren, Insulin spritzen und genau auf ihre Ernährung achten. Dies kann auch zu einer Belastung für enge Angehörige und Freunde werden.
Zuckerkrankheit bestimmt auch den Alltag von Angehörigen
Diabetes mellitus bestimmt nicht nur den Alltag der Betroffenen, sondern auch den ihrer engsten Angehörigen wie Lebens- und Ehepartner.
Denn die chronische Erkrankung erfordert ein Leben lang Aufmerksamkeit an jedem Tag im Jahr.
Darauf weist die gemeinnützige Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe in einer Mitteilung hin.
Patienten mit Diabetes Typ 1 müssen mehrmals täglich ihren Blutzucker kontrollieren, Insulin spritzen und den Kohlenhydrat-Gehalt ihrer Mahlzeiten berechnen.
Und bei Diabetes Typ 2 steht die Medikamenteneinnahme kombiniert mit Therapie-begleitenden Maßnahmen wie Sport und gegebenenfalls eine Ernährungsumstellung im Vordergrund.
Häufig nehmen die Partner daran großen Anteil, unterstützen, motivieren und tragen die Last von Unterzuckerungen oder Folgeerkrankungen mit, wie auch die „DAWN2-Studie“ zeigte.
Manche Menschen mit Diabetes sprechen sogar von einer Art „Dreiecksbeziehung“, die sie gemeinsam mit ihren Liebsten und dem Diabetes führen. Diese kann eine enorme Belastungsprobe sein.
Die Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe hat einige Tipps für den erfolgreichen Umgang mit dieser Herausforderung.
„Diabetes Typ F“
Wie die Experten schreiben, ist eine Person mit „Diabetes Typ F“ ein Freund oder familiärer Angehöriger eines an Diabetes mellitus erkrankten Menschen.
Die Bezeichnung drücke aus, wie sehr sie sich mit dem ihnen nahestehenden Betroffenen und seiner Stoffwechselerkrankung identifizieren. Das trifft vor allem auf die Lebens- und Ehepartner zu.
„Das gemeinsame Leben mit Diabetes kann sowohl positive als auch negative Aspekte haben“, sagt Professor Dr. med. Thomas Haak, Vorstandsmitglied von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und Chefarzt des Diabetes Zentrums Mergentheim.
„Manche Paare nehmen die Erkrankung zum Anlass, gemeinsam einen gesünderen Lebenswandel einzuschlagen und mehr auf Ernährung und Bewegung zu achten.“ Davon profitieren beide, so manches Paar entdeckt dabei neue Hobbys wie Paartanz oder Wandern.
Konflikte und Sorgen
Allerdings können sich im Rahmen der lebenslang notwendigen Therapie auch Sorgen und Konflikte ergeben.
Manche Menschen mit Diabetes wünschen sich von ihrem Partner mehr Unterstützung in Sachen Krankheitsmanagement. Laut Professor Haak sei aber nicht selten das Gegenteil der Fall.
„Stoffwechselgesunde Partner können Menschen mit Diabetes mit zu viel Fürsorge erdrücken und regelrecht bevormunden“, so der Mediziner. Der klassische Stoff also für Beziehungszoff.
Treten auch Depressionen oder andere Begleit- und Folgeerkrankungen auf, betrifft der Umgang damit ebenfalls beide und kann zur Zerreißprobe für die gemeinsame Zukunft werden.
„Offene Kommunikation und die Bereitschaft, aufeinander zuzugehen, sind die Schlüssel, um solche krisenhaften Phasen in einer Lebensgemeinschaft zu bewältigen“, erläutert Professor Haak.
Wer den Partner an seiner Krankheit beteiligt, ihm erklärt, wie viel Selbstbestimmung oder Fürsorge er sich wünscht, schafft gute Voraussetzungen für eine entspannte Beziehung. Gleiches gilt für den gesunden Partner.
Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Über das Thema Sexualität sollten Paare ebenfalls offen miteinander sprechen. Denn manche Männer und Frauen mit Diabetes können an sexueller Unlust oder Impotenz leiden.
So können durch die Krankheit geschädigte Nerven beispielsweise für eine erektile Dysfunktion beim Mann verantwortlich sein.
Frauen mit Diabetes haben mitunter Schmerzen beim Sex, weil sie unter trockenen Schleimhäuten und Entzündungen im Genitalbereich leiden.
„Menschen mit Diabetes und ihre Partner sollten sich nicht scheuen, ihren Diabetologen mit einzubeziehen, wenn sie krankheitsbedingte Sorgen haben“, so Professor Haak.
„Für manche sexuelle Störung zum Beispiel gibt es wirksame Behandlungsmethoden und manch ein Beziehungsknoten löst sich mit Hilfe eines Dritten leichter.“
Im Mittelpunkt stehe dann nicht die Erkrankung, sondern die gesunde Beziehung. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.