Moderne Arbeit schädigt das Herz – Das können Sie dagegen tun
Etwa die Hälfte der Erwerbstätigen in Deutschland verbringt den Alltag vorwiegend im Sitzen. Ausdauernde körperliche Aktivitäten sind bei vielen arbeitenden Frauen und Männern eher die Ausnahme als die Regel. Welche Folgen hat dies auf unser Herz-Kreislaufsystem? Gravierende – sagen Kardiologen von der Deutschen Herzstiftung. Anlässlich des Weltherztages geben die Experten Tipps, wie man sein Herz im Arbeitsalltag entlasten kann.
Herzspezialisten der Deutschen Herzstiftung beobachten mit großer Sorge, dass rund 50 Prozent der Berufstätigen angeben, bei der Arbeit vorwiegend zu sitzen oder zu stehen und somit den Großteil des Tages ohne körperliche Aktivitäten zu verbringen. „Das erhöht die Gefahr für Risikokrankheiten wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes“, erläutert der Kardiologe Professor Dr. med. Thomas Voigtländer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung in einer Pressemitteilung zum Weltherztag.
Ständiges Sitzen und Stehen fördern Herzkrankheiten
Wie der Kardiologe berichtet, erhöhen Übergewicht, Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes wiederum das Risiko für einen Herzinfarkt und andere Herzerkrankungen. „Wir wollen deshalb Beschäftigten in Deutschland, die stundenlang sitzend ihrer Arbeit nachgehen, helfen, in kleinen Schritten mit wenig Aufwand mehr Bewegung und eine gesunde Lebensweise in den Arbeitsalltag zu bringen“, so Voigtländer.
Jeder ist seines Herzens Schmied
„Wir haben unser Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall selbst in der Hand“, betont der Herzexperte. Die Deutsche Herzstiftung gibt an, dass rund 80 Prozent der durch Herzkrankheiten verursachten Todesfälle, die sich im Alter von 30 bis 70 Jahren ereignen, vermeidbar sind, wenn man die Risikofaktoren kontrolliert und ein gesunden Lebensstil pflegt.
Drei mal 30 Minuten
Laut Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sollte jeder am besten fünfmal pro Woche jeweils 30 Minuten einer ausdauerorientierten Aktivität nachgehen. „Aber mit intensiver körperlicher Aktivität dreimal pro Woche je 30 Minuten ist auch schon viel erreicht“, berichtet Voigtländer. Außerdem bringe die Bewegung eine Menge positiver Nebeneffekte mit sich. So helfe körperliche Aktivität beispielsweise Stress abzubauen und bringe Menschen dazu, sich mehr mit gesunder Ernährung auseinanderzusetzen.
Nicht alle Faktoren lassen sich in Eigenregie kontrollieren
Allerdings warnen die Herzspezialisten der Deutschen Herzstiftung auch davor, dass nicht alle Faktoren selbst kontrollierbar sind. „Nicht beeinflussbare Faktoren sind unser Alter, das Geschlecht und die genetische Vorbelastung“, schreiben die Experten. Jede/r, der über 35 Jahre alt ist, sollte in regelmäßigen Abständen eine Vorsorge-Untersuchung durchführen lassen, um frühzeitige Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Übergewicht aufzudecken.
Arterienverkalkung bremsen
Wie die Kardiologen der Deutschen Herzstiftung berichten, kann man mit Bewegung auch das Fortschreiten einer Arteriosklerose (Arterienverkalkung) ausbremsen. „Auch einer vorhandenen Arteriosklerose lässt sich mit einem veränderten Lebensstil, insbesondere mit ausdauerorientierter Bewegung, entgegenwirken“, rät Voigtländer. Die Ablagerungen, die bei einer Gefäßverkalkung entstehen, sind maßgeblich für chronische Entzündungsprozesse und dauerhafte Durchblutungsstörungen verantwortlich, die in einem Herzinfarkt oder einem Schlaganfall resultieren können.
Experten-Tipps für ein herzgesundes Arbeiten
Die Deutsche Herzstiftung veröffentlichte kürzlich ein kostenfreies Aktionspaket zum Thema „Herzgesund arbeiten“. Zum Weltherztag gibt der Herzspezialist Professor Dr. med. Martin Halle, Ärztlicher Direktor des Zentrums für Prävention und Sportmedizin der Technischen Universität München, sieben Tipps zur Herzgesundheit für den Alltag:
- Nichts überstürzen: Bereits zehn Minuten Ausdauertraining am Tag hat enorme Gesundheitseffekte.
- Jeder Schritt zählt: Bewegungen im Alltag helfen, das Herz gesund zu halten. Machen Sie Spaziergänge in der Mittagspause, erledigen Sie ihre Einkäufe zu Fuß oder steigen Sie eine Station früher auf dem Nachhauseweg aus.
- Auf Fahrstühle verzichten: Regelmäßiges Treppensteigen zeigt schnelle Trainingserfolge und ist eine gute Möglichkeit, mehr Bewegung in den Alltag zu bringen.
- Es ist nie zu spät für einen Trainingsbeginn: Sollten Sie schon an einer Herzkrankheit leiden, sprechen Sie mit einem Arzt über geeignete Bewegungsmöglichkeiten.
- Am besten muss es Spaß machen: Wichtig ist vor allem die Regelmäßigkeit. Diese erfordert in erster Linie Selbstdisziplin. Spaß an der Bewegung erleichtert die dauerhafte Umsetzung.
- Langsam Fortschritte machen: Als erstes sollte die Regelmäßigkeit eingehalten werden, danach kann die Trainingsdauer verlängert werden und als letztes kann die Trainingsintensität angehoben werden.
- Kleine Rituale in den Alltag einbauen: Auch während der Arbeit sollte man zwischendurch mal aufstehen und eine Runde gehen. Zudem kann man kleine Kraft- und Koordinationsübungen in den Alltag integrieren, zum Beispiel zehn Kniebeugen vor jedem Zähneputzen.
(vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.