Ein erhöhter Blutfluss erneuert die Leber
Sie ist sowohl für den Stoffwechsel und für die Entgiftung unseres Körpers, als auch für unser Immunsystem unverzichtbar. Die Leber zählt zweifelsohne zu den wichtigsten Organen des Menschen. Neben den lebenswichtigen Funktionen ist auch ihre Regenerationsfähigkeit einmalig. Als einziges Organ kann sich die Leber in wenigen Wochen selbst wieder herstellen, wenn mehr als die Hälfte entfernt wurde. Ein deutsches Forscherteam fand nun heraus, wie diese bemerkenswerte Regeneration ausgelöst werden kann.
Die Forschenden um Professor Eckhard Lammert vom Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) haben nun die Auslöser entschlüsselt, mit der die Leber ihre Signale zum Wachstum erhält, so dass ihre regenerativen Eigenschaft einsetzt. Dies könnte von entscheidender Bedeutung bei der Behandlung von Fettlebererkrankungen sein. Die Studienergebnisse wurden kürzlich in dem renommierten Fachjournal „nature“ publiziert.
Unsere Leber leidet still und heimlich
Viele Menschen leiden unter einer Fettleber, die oft lange unerkannt bleibt. Ob durch Alkoholismus, Adipositas oder Diabetes – unsere Leber leidet im Stillen aber mit dramatischen Folgen. Unbehandelt kann eine Fettleber schwere Folgeerkrankungen auslösen, die von Bluthochdruck über Leberzirrhose und Leberkrebs bis hin zu einem Herzinfarkt und Schlaganfall reichen.
So kriegt die Leber das Signal zur Regeneration
„In unserer Studie an der Leber und ihren Blutgefäßen haben wir einen wichtigen Auslöser für Organwachstum identifiziert“, berichtet Professor Dr. Eckhard Lammert, Direktor des Instituts für Betazellbiologie am DDZ, in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Sein Team fand heraus, dass insbesondere ein erhöhter Blutfluss und die mechanische Erweiterung der Blutgefäße in der Leber den Wachstumsprozess in Gang bringen.
Wachstumsfördernde Signale starten den Selbstheilungsprozess
„Erstmals konnten wir zeigen, dass der Blutfluss und die Erweiterung von Blutgefäßen (die sogenannte Vasodilatation) wachstumsfördernde Signale freisetzen”, erklärt der Professor. Sein Kollege Prof. Michael Roden ergänzt, dass diese Erkenntnisse für das Verständnis und die Therapie von Fettlebererkrankungen bei Adipositas und Diabetes von großer Bedeutung seien könnten.
Die Studienergebnisse im Detail
Die Forschenden konnten beweisen, dass ein verstärkter Blutfluss durch die Leber mit mehr aktiven Wachstumssignalen einhergeht. Eines dieser Signale ist den Forschenden zufolge das Protein HGF (Hepatozyten-Wachstumsfaktor). Dieses Protein spielt unter anderem eine wichtige Rolle in der Embryonalentwicklung, Zellregeneration und Wundheilung. HGF leitet auch das Wachstum der Leber ein. Nachdem die Leber wieder ihre normale Größe erlangt hat und sich neue Blutgefäße gebildet haben, fließt wieder die gewöhnliche Menge an Blut durch die Leber und die Regenerationssignale stoppen.
Wie genau wird das Protein HGF freigesetzt und aktiviert?
Wie die DDZ-Forschenden berichten, erkennt die innere Wandschicht (Endothelzellen) der Blutgefäße in der Leber den verstärkten Blutfluss mithilfe sogenannter Integrine. Diese Proteine sitzen an der Oberfläche der Endothelzellen. Bei einem mechanischen Reiz durch den verstärkten Blutfluss aktivieren die Integrine den Rezeptor Vascular Endothelial Growth Factor Receptor-3 (VEGFR3) in den Endothelzellen. VEGFR3 sorgt wiederum dafür, dass die oben erwähnten Proteine von Typ HGF freigesetzt und aktiviert werden. Diese leiten dann den Regenerationsprozess der Leber ein. (vb)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.