Krankheit eindämmen: Alle sollten sich gegen Grippe impfen lassen
Die meisten Gesundheitsexperten raten insbesondere gefährdeten Personen wie Senioren, chronisch Kranken sowie Schwangeren, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Ein Mediziner meint nun aber, dass am besten alle die Impfung erhalten sollten. Dadurch ließe sich eine Krankheit eindämmen, die „uns in den westlichen Breitengraden am meisten in Schach hält“.
Ernstzunehmende Erkrankung wird oft verharmlost
Ein grippaler Infekt wird häufig mit der echten Grippe verwechselt und deshalb verharmlost. Doch die Influenza ist eine ernstzunehmende Erkrankung, mahnt Virologe Prof. Dr. Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie am Universitätsklinikum Münster (UKM). Schutz bietet eine Impfung, die in diesem Jahr erstmalig allen Versicherten als sogenannter Vierfach-Impfstoff zugänglich ist.
Zu wenige Menschen in Deutschland lassen sich impfen
Gesundheitsexperten zufolge lassen sich zu wenige Menschen in Deutschland gegen Grippe impfen: Laut einer Mitteilung des UKM lediglich 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt jedoch eine Quote von 65 bis 70 Prozent.
„Nur so stellen wir eine Herdenimmunität sicher und können damit eine Grippewelle bestmöglich verhindern“, sagt Prof. Dr. Stephan Ludwig, Koordinator des bundesweiten FluResearchNet.
Über 1.600 Menschen starben laut Robert-Koch-Institut (RKI) im vergangenen Winter an der Influenza, die Dunkelziffer war vermutlich weitaus größer.
Die Zahl von 334.000 bestätigten Fällen lag um 65 Prozent höher als im Jahr zuvor.
Grippeimpfung für alle
Deshalb antwortet der Virologe auch auf die Frage, wer sich impfen lassen soll: „Am besten alle! Wir brauchen Überzeugungstäter, um die Krankheit, die uns in den westlichen Breitengraden am meisten in Schach hält, eindämmen zu können.“
Die Impfempfehlung gilt aber insbesondere für chronisch Kranke, Menschen ab 60 Jahre sowie Schwangere. Neben diesen Risikogruppen sollte sich auch medizinisches Personal durch die Impfung schützen – und das jedes Jahr neu.
„Einen Universalimpfstoff, der über zehn oder fünfzehn Jahre schützt, gibt es noch nicht, auch wenn daran seit Jahrzehnten geforscht wird“, so Ludwig.
„Es kann sich immer ein anderer oder gar neuer Erreger durchsetzen, als prognostiziert wurde, und dann schützt die stetig Geimpften eine Kreuzreaktivität des Immunsystems auf Basis vorhandener Stoffe von vorherigen Impfungen.“
Ab dieser Saison wird ein Vierfach-Impfstoff bezahlt
Der Mediziner will allerdings auch nicht verhehlen, dass die Grippeimpfung – solitär betrachtet – in der vergangenen Saison nur bedingt half.
„Die Experten-Prognose, welche Erreger in der Welt aktuell jeweils aktiv sind, war im vergangenen Winter falsch“, erklärt Ludwig.
Grundlage für die jährlichen Annahmen sind zwei A- und zwei B-Typen des Influenzavirus, die immer wieder unterschiedlich auf der Welt zirkulieren.
Bisher wurden jeweils drei der erwarteten Virusvarianten in den Standard-Impfstoff aufgenommen, ein Vierfach-Stoff aber nicht von den Kassen erstattet.
Außerdem war in der vergangenen Saison nicht ausreichend Vierfach-Impfstoff für eine breite Abdeckung verfügbar, nachdem die Prognose korrigiert wurde.
„Darauf hat die STIKO, die Ständige Impfkommission, reagiert. Dieses Jahr erhalten alle den hochwertigen Impfstoff und die Hersteller konnten dementsprechend produzieren“, erläutert Ludwig.
Vollständiger Impfschutz nach zwei Wochen
Laut Fachleuten ist der beste Zeitpunkt für eine Impfung genau jetzt, im Herbst. Wer sich aktuell aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen kann, für den macht auch eine Impfung im November oder Dezember Sinn.
„Erfahrungsgemäß verläuft die Grippe in zwei Wellen und so ist man zumindest für die zweite Welle, die im letzten Winter übrigens die deutlich stärkere war, geschützt“, so Ludwig.
Die Impfung ist beim Hausarzt möglich, die Kosten trägt die Krankenkasse. Den Angaben zufolge ist nach zwei Wochen der Impfschutz vollständig vorhanden. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.