Dieser Test erkennt Herzinfarktrisiken bereits ab der Kindheit
Menschen, die eine erhöhte Gefahr haben, irgendwann in ihrem Leben einen Herzinfarkt zu erleiden, können mit einem neuen und günstigen Test bereits in der Kindheit identifiziert werden. Diese Personen können dann frühzeitig entsprechende Maßnahmen ergreifen, um das Risiko zu senken. Ein internationales Forscherteam ermittelte aus riesigen Biobank-Datenmengen ein leistungsfähiges System, mit dem man genetische Risikofaktoren erkennen kann, die einen Herzinfarkt begünstigen.
Ei internationales Forschungsteam der Universität Leicester, der Universität Cambridge in England und des Baker Heart and Diabetes Institute in Australien filterten aus 1,7 Millionen genetischen Varianten diejenigen heraus, die das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Aus diesen Erkenntnissen entwickelten die Forschenden einen günstigen und zuverlässigen Test, der altersunabhängig das genetische Risiko für einen drohenden Herzinfarkt bestimmt. Umgerechnet soll dieser Test gerade mal 45 Euro kosten. Die Studienergebnisse sind kürzlich im „Journal of the American College of Cardiology“ erschienen.
In die Wiege gelegtes Risiko
Genomic Risc Score (GRS) heißt das neue Bewertungssystem, dass aufgrund der Genetik Personen erkennt, die eine erhöhte Gefahr haben, eine koronare Herzkrankheit zu entwickeln. Menschen mit hohen Risiko könnten so bereits in jungen Jahren wichtige Veränderungen im Lebensstil vornehmen oder rechtzeitig lebensrettende Medikamente erhalten. Da der Test das Risiko direkt aus der DNA abließt, kann er in jedem Alter durchgeführt werden.
Koronare Herzkrankheit zum Teil genetisch bedingt
„Genetische Faktoren sind seit langem dafür bekannt, dass sie das Risiko für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit erhöhen“, berichtet das Wissenschaftsteam in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Die koronare Herzkrankheit sei wiederum die Hauptursache für Herzinfarkte.
Genetik spielt bis heute keine Rolle in der Diagnostik
Nach Angaben der Gentikexperten spielt in der derzeitigen Diagnose einer koronaren Herzkrankheit die Genetik keine Rolle. Ärzte würden gefährdete Personen lediglich anhand ihrer Lebensgewohnheiten und bestimmten Zuständen wie Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, Diabetes oder Raucherstatus beurteilen. „Aber diese Werte sind ungenau, altersabhängig und berücksichtigen einen Großteil der Menschen nicht, die gesund erscheinen, aber trotzdem die Krankheit entwickeln“, so die Wissenschaftler der Leicester Universität.
Im DNA-Labyrinth nach Spuren suchen
Das Team durchforstete britische Biobank-Daten von mehr als 22.000 Personen, die an einer koronaren Herzerkrankung litten. Dabei berücksichtigten sie rund 1,7 Millionen genetische Varianten. Das daraus entstandene Bewertungssystem GRS ist nach Angaben der Forschenden besser in der Lage, das Risiko für Herzkrankheiten zu bestimmen als jeder der klassischen Risikofaktoren allein.
Eine neue Risikogruppe
In den Studien zeigte sich auch, dass es eine Risikogruppe gibt, die keine der geläufigen Risikofaktoren aufweist. Es gibt also Gene, die das Risiko einer koronaren Herzkrankheit erhöhen, ohne dabei den Blutdruck oder den Cholesterinspiegel zu erhöhen. Diese Ergebnisse erklären, warum Menschen mit gesunden Lebensstilen und ohne konventionelle Risikofaktoren immer noch von einem verheerenden Herzinfarkt getroffen werden können.
Eine effektive Ergänzung zur Prävention
Wie das Studienteam berichtet, hat sich gezeigt, dass Personen, die in einem Standard-Gesundheitscheck völlig gesund erschienen, plötzlich eine koronare Herzkrankheit entwickelten. Umgekehrt gibt es ebenso Menschen, die nach der GRS-Bewertung ein niedriges genetisches Risko mit sich bringen, aber eine koronare Herzerkrankung entwickelten, nachdem zwei konventionelle Risikofaktoren wie ein hoher Cholesterinspiegel und Bluthochdruck vorlagen.
Mit knapp 50 Euro Leben retten
Entscheidend ist, dass die GRS-Bewertung in jedem Alter einschließlich der Kindheit gemessen werden kann und nur einmal durchgeführt werden muss, so die Experten. Da der Test nur eine einmalige Investition von £ 40 GBP (rund 45 Euro) erfordere, sei damit zu rechnen, dass viele Krankenkassen diesen Dienst übernehmen werden.
Welches Potenzial birgt das menschliche Genom?
„Die vollständige Entschlüsselung des ersten menschlichen Genoms erfolgte erst vor 15 Jahren“, betont Leitautor der Studie Dr. Michael Inouye vom Baker Heart and Diabetes Institute und der University of Cambridge. Heute habe die Kombination von Datenwissenschaft und genomischen Massenkohorten das Potenzial, das Gesundheitswesens stark zu verändern und zu erweitern. Wir beginnen gerade erst, das enorme Potenzial der Genom-Medizin zu nutzen, resümiert der Herzexperte. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.