Herzexperten klären zur Prävention von Vorhofflimmern auf
Wenn das Herz plötzlich so beginnt zu rasen, dass man die Schläge bis in den Hals spürt, wenn der Druck auf der Brust so groß ist, dass man kaum atmen kann, wenn plötzlicher Schwindel eintritt und sich Angstgefühle breit machen, kann es sich um einen Anfall von Vorhofflimmern handeln. Solche Flimmeranfälle sind gefährlich und lassen die Betroffenen oft höchst verunsichert zurück. Was kann man selbst tun, um sich vor diesen Anfällen zu schützen oder die Häufigkeit drastisch zu senken? Herzexperten klären auf.
Die Deutschen Herzstiftung veröffentlichte kürzlich den kostenfreien Ratgeber „Herz außer Takt: Vorhofflimmern“. In dem Ratgeber berichten Herzexperten, welche Gefahren von Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern ausgehen, welche Therapien sich am besten eignen und was jeder selbst zur Prävention tun kann. Hier ein paar wichtige Aspekte!
Anfälle erkennen
Wie die Experten der Deutschen Herzstiftung berichten, tritt der erste Anfall von Vorhofflimmern häufig bei leichten Aktivitäten wie beim Treppensteigen auf. Dabei kann es zu heftigem und unregelmäßigem Herzrasen kommen, bei dem der Puls auf bis zu 160 Schläge pro Minute ansteigt. Die Herzschläge pochen so intensiv, dass sie im Hals wahrgenommen werden. Dazu gesellt sich oft ein Druckgefühl im Brustkorb, das mit Atemnot einhergeht. Zusätzlich stellt sich in vielen Fällen ein Schwächegefühl ein. Allerdings ist nicht jedes Herzflimmern so eindeutig zu erkennen, warnen die Experten. In vielen Fällen bleibt die Herzrhythmusstörung unentdeckt.
Wie kann man sich vor Vorhofflimmern schützen?
„Für Patienten mit Vorhofflimmern sind Sport und Gewichtsabnahme ganz entscheidend, um ihr Risiko für erneute Vorhofflimmeranfälle dramatisch zu senken“, berichtet Herzspezialist Professor Dr. med. Bernd Nowak vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung in einer Pressemitteilung. Sport und Ausdauerbewegung seien für Patienten mit Vorhofflimmern für eine Verbesserung ihres Herzleidens ebenso entscheidend wie für Patienten mit anderen Herzkrankheiten wie Herzschwäche, koronarer Herzkrankheit und Bluthochdruck.
Nicht übertreiben
„Allerdings sollte die Trainingsdosis immer mit dem Arzt ermittelt werden“, rät Professor Nowak. Wenn Vorhofflimmerpatienten bereits leistungssenkende Medikamente wie Betablocker oder Rhythmusmedikamente einnehmen, müsse zuerst die Belastbarkeit durch einen ärztlichen Test ermittelt werden.
Diese Sportarten eigenen sich zum Herzschutz
Nowak empfiehlt Patienten mit Vorhofflimmern ein niedrig bis mäßig dosiertes Ausdauertraining, also beispielsweise drei bis fünf mal pro Woche 20 bis 30 Minuten flottes Gehen, Joggen, Walken, Radfahren, Ergometertraining oder Tanzen. Außerdem sollte Nowak zufolge niedrig dosiertes Krafttraining ein Bestandteil des Trainings sein. „Ältere Menschen, die besonders häufig von Vorhofflimmern betroffen sind, riskieren mit Krafttraining weniger Stürze und kommen im Alltag besser zurecht“, so der Herzspezialist.
Sport und Gewichtsreduktion wirken besser als Medizin
Wer seine Belastbarkeit um mehr als 50 Watt steigert, der reduziere damit das Risiko für ein erneuten Anfall um mehr als ein Drittel. Diese Steigerung entspräche etwa der Belastung, die während eines schnelleren Gehens gegenüber dem normalen Gang erfolgt. Wer dazu auch noch zehn Prozent seines Körpergewichts abnimmt, steigere seine Belastbarkeit nochmals um mehr als 50 Prozent. So könne das Risiko erneuter Vorhofflimmeranfälle um drei Viertel gesenkt werden. „Der Effekt ist so groß, wie man ihn mit Medikamenten kaum erreichen kann“, betont der Kardiologe Nowak.
Von diesen Sportarten sollte man besser Abstand nehmen
Wenn es während des Sports zu einem Vorhofflimmeranfall kommt, können ganz plötzlich Symptome wie Atemnot oder ein Schwächeanfall auftreten. Aus diesem Grund rät Professor Nowak vom Schwimmen im Meer und anderen Gewässern sowie von Klettern oder anspruchsvollem Bergwandern ab. Auch bei verletzungsintensiven Sportarten wie Mountainbiking, Snowboarding, Ski alpin oder Kampfsport sei Vorsicht geboten, insbesondere wenn die Patienten Gerinnungshemmer wie Marcumar, Falithrom, Eliquis, Lixiana, Pradaxa oder Xarelto nehmen.
Vorhofflimmern erhöht die Schlaganfallgefahr
„Der Schlaganfall ist die größte Gefahr, die vom Vorhofflimmern ausgeht“, ergänzt Herzspezialist Dr. med. Gerian Grönefeld in einer Pressemitteilung. Bei 20 bis 30 Prozent aller Schlaganfälle sei ein Vorhofflimmern der Auslöser. Hier sei der beste Schutz, die zugrundeliegenden Erkrankungen zu erkennen und konsequent zu behandeln, denn unerkannt, unbehandelt und ohne die schützende Wirkung gerinnungshemmender Medikamente seien Betroffene mit Vorhofflimmern schutzlos dem Schlaganfall ausgesetzt.
Risikofaktoren für Vorhofflimmern
Herzschwäche, Niereninsuffizienz, Schlafapnoe (Atemaussetzer beim Schlafen) und Bluthochdruck können ein Vorhofflimmern begünstigen. So tritt laut Grönefeld bei etwa einem Drittel aller Patienten mit Bluthochdruck auch ein Vorhofflimmern auf. „Patienten mit Bluthochdruck und Vorhofflimmern sind zweifach belastet: Zum einen erhöht der Bluthochdruck aufgrund der Gefäßbelastung selbst das Herzinfarkt– und Schlaganfallrisiko, zum anderen besteht durch das Vorhofflimmern die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden, die wiederum einen Schlaganfall auslösen können“, erläutert Grönfeld.
Grunderkrankungen kontrollieren, um Vorhofflimmern zu verhinden
Hochdruckpatienten sollten daher besondere Acht darauf geben, ihre Erkrankung unter Kontrolle zu halten, indem sie gut mit Medikamenten eingestellt sind, regelmäßig ihren Puls mit Blutdruckmessgeräten kontrollieren und sich regelmäßig fachärztlich überprüfen lassen. Weitere Risikopatienten für Vorhofflimmern sind laut Grönefeld Menschen, die unter einer Herzklappenerkrankungen, Diabetes oder einer koronaren Herzerkrankung leiden. Auch diese sollten auf das Auftreten eines unregelmäßigen Pulsschlages achten. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.