Kann ein Nasenspray aus Lama-Proteinen vor Grippe schützen?
Lamas könnten die Lösung für einen langanhaltenden Grippeschutz in sich verbergen. Forschende entdecken einen ungewöhnlichen Antikörper im Immunsystem von Lamas und Kamelen, der effektiv gegen alle bekannten Grippestämme schützt, die für den Menschen gefährlich werden können. Aus diesem Antikörpern entwickelten sie ein Nasenspray, dass einen universellen Schutz vor Influenza bieten soll.
Einer Forschergruppe des belgischen Janssen Infectious Diseases ist es gelungen, ein Nasenspray aus Lamaproteinen herzustellen, dass einen universellen Schutz gegen alle Grippe-Viren bieten soll. Erste Versuche am Tiermodell zeigten gute Ergebnisse. Das neue Superprotein konnte Mäuse erfolgreich vor jedem bekannten Influenza-Stamm schützen. Die Studienergebnisse sind kürzlich in dem Fachjournal „Science“ erschienen.
Warum Lamas uns vor Grippe schützen können
Wie die Forschenden berichten, sind die Antikörper in den Lamas ungewöhnlich klein. Ihnen fehlt eine bestimmte Peptidkette, die bei anderen Antikörpern für eine sperrige Form sorgt. Die schlanke Form der Antikörper sorgt dafür, dass sie tiefer in die Viren eindringen und diese so effektiver abtöten können. Dem Wissenschaftsteam gelang es, auf dieser Grundlage sogenannte Nano-Antikörper zu entwickeln, die tief in die Spalten der Viren eindringen und so Orte angreifen können, die ihre größeren Kollegen nie erreichen.
Am Menschen noch nicht getestet
Bislang wurde das Spray noch nicht am Menschen getestet. Die Forschergruppe selbst tut sich schwer mit der Aussage, einen universellen Impfstoff geschaffen zu haben, da Grippeviren sich ständig verändern. Dennoch sind die Ergebnisse vielversprechend und erregen internationale Aufmerksamkeit.
Derzeitiger Grippeschutz unzureichend
Influenza forderte massenhaft Todesfälle und sorgt jedes Jahr für regelrechte Erkrankungswellen. Die derzeitige Grippe-Impfung ist zwar die beste Maßnahme, die wir gegen Influenza haben, dennoch bietet eine Impfung bei älteren Menschen nur einen 50 prozentigen Schutz gegen die Viren. Nichtsdestotrotz sollten sich insbesondere ältere Menschen gegen Grippe impfen lassen. Ein universelles Anti-Grippe-Nasenspray wäre für ältere und geschwächte Personen ein Segen.
Über die Forschung
Um die Nano-Antikörper gegen Grippe zu erzeugen, injizierten die Forschenden den Lamas einen Impfstoff, der drei verschiedene Influenza-Viren sowie ein virales Oberflächenprotein von zwei weiteren Virenstämmen beinhaltete. Das Immunsystem der Lamas erzeugte dann die neuentdeckten Antikörper. Das Team war letztlich in der Lage, ein Protein zu erstellen, dass alle vier Lama-Antikörper vereint. Dieses Vier-in-eins-Superprotein war in Labortests in der Lage, 60 verschiedene Influenzaviren aus den Typ-A- und Typ-B-Gruppen abzuwehren.
Mäuse mit Grippe
In einem ersten Tierversuch erhielten Mäuse den synthetischen Antikörper. Im Anschluss wurden sie mit verschiedenen Influenza-Stämmen infiziert. In der Gruppe, die den neuen Impfstoff erhielt, war die Überlebensrate der Mäuse den Forschenden zufolge signifikant höher als in der Kontrollgruppe ohne die Antikörper.
Noch nie gab es eine größere Breite der Wirksamkeit
Professor Dr. Ian Wilson arbeitet am Scripps Research Institute in Californien. Der erfahrene Wissenschaftler hat bereits über 50 Artikeln zu Influenza-Antikörpern publiziert. Er erläuterte gegenüber dem Science-Journal, dass er noch nie eine größere Breite und Wirksamkeit bei einem Grippe-Antikörper gesehen hat.
Wird der Antikörper vom Menschen als fremd indentifiziert?
Der Immunologe James Crowe ist ein Spezialist für Influenza-Antikörper und Impfstoffentwickler an der Vanderbilt University in Nashville. Er warnt davor, dass das menschliche Immunsystem die Lama-Antikörper als Eindringlinge deuten und selbst Antikörper gegen diese ausbilden könnte. Das neue Superprotein muss erst noch ausgiebig getestet werden, bevor die Lama-Antikörper auf den Menschen losgelassen werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.