Beim Sport, zu Hause oder während der Arbeit: Einmal nicht aufgepasst und schon hat man einen blauen Fleck. Ein kleiner Stoß an der Tischkante kann schon ausreichen. Bei manchen Menschen färben sich die betroffenen Körperstellen besonders stark. Oft können einfache Hausmittel helfen. Meist ist ein solcher Bluterguss (Hämatom) harmlos, doch manchmal ist auch ein Arztbesuch ratsam.
Blaue Flecken verschwinden meist schnell wieder
Blaue Flecken können durch unterschiedliche Ursachen entstehen. So kann der unansehnliche Bluterguss etwa durch einen Stoß, einen Schlag, einen Schnitt oder eine Quetschung hervorgerufen werden. Zudem können Hämatome durch Knochenbrüche oder Insektenstiche entstehen. Die Haut verfärbt sich sich dabei rot, weil ein oder mehrere Blutgefäße im Gewebe verletzt werden. Das Blut kann dann entweder in das Unterhautgewebe laufen oder sammelt sich in einer Körperhöhle wie dem Gelenk. Wenn das Blut gerinnt verändert sich die Farbe des Hämatoms in dunkelblau. Im weiteren Verlauf kann der Fleck noch dunkler und gelb-grün werden. Nach zwei Wochen ist er normalerweise verschwunden.
Bluterguss zeigt sich manchmal erst nach Tagen
„Ein Hämatom kann unterschiedlich tief sein und auch mit einer äußeren Verletzung wie einem Hautriss einhergehen“, erläuterte Professor Thomas Hilberg von der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Wie schnell es geht, bis sich die Haut dunkel färbt, hängt von der Tief der Gefäßverletzung ab. In den meisten Fällen ist der Bluterguss bereits kurz nach der Verletzung sichtbar, es kann aber auch einige Tage dauern. Die Farbpalette reicht von Dunkelrot-Blau über Dunkelgrün und Gelb bis hin zu Braun. „Allgemeinen dauert es zwei bis drei Wochen, bis die Blutzellen abgebaut sind. Die Farbveränderungen zeigen die Stadien dieses Abbauprozesses“, erklärte Professor Reiner Hartenstein vom Berufsverband Deutscher Internisten.
Erste Hilfe nach der „PECH-Regel“
Je tiefer eine Einblutung im Gewebe liegt, desto schwächer ausgeprägt sind diese äußerlich erkennbaren Anzeichen. Zudem ist es von Fall zu Fall unterschiedlich, ob ein Hämatom Schmerzen verursacht. „Die Schmerzen werden durch Volumenveränderungen ausgelöst: Das verletzte Gewebe und seine direkte Umgebung schwillt an und drückt auf die benachbarte Sehne, einen Muskel oder eine Knochenhaut und auf deren Schmerzrezeptoren“, so Hartenstein. Der Experte rät Betroffenen, möglichst schnell zu handeln. „Erste Hilfe bei Hämatomen nach Stößen wird nach der PECH-Regel geleistet: Pause – Eis – Kompression – Hochlagern.“
Hausmittel können helfen
Wer die betroffene Stelle schnell kühlt, kann dadurch meist den Blutaustritt ins Gewebe und somit eine Schwellung verhindern oder zumindest eindämmen. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass Eis nie unmittelbar auf die Haut gelegt, sondern immer ein dünnes Tuch dazwischen platziert wird. Anderenfalls drohen Verkühlungen und Hautschäden. „Ergänzend können im weiteren Verlauf analgetische Salben den Schmerz lindern und antiphlogistische Salben die Entzündung hemmen. Auch Arnika wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend“, erläuterte der Mediziner. In der Naturheilkunde kommen neben Arnika-Salben auch weitere Arzneien aus Heilpflanzen wie Hamamelis und Calendula-Salben zum Einsatz. Zudem hat sich die Behandlung mit Franzbranntwein, Tonerde sowie Kartoffel- und Quarkwickel bewährt.
Manche Menschen sind stärker betroffen
Wie stark ein blauer Fleck hervortritt ist neben der Intensität und der Tiefe der Verletzung auch vom Betroffenen selbst abhängig. „Das liegt daran, dass die Gewebestruktur, aber auch Fließ- und Gerinnungseigenschaften des Blutes individuell verschieden sind“, erläuterte Hartenstein. „Man sagt, dass Frauen aufgrund ihres besonderen Fett- und Bindegewebes eher zu Hämatomen neigen als Männer“, erklärte Hilberg. Zudem neigen ältere Menschen zu Hämatomen, da sich das unter der Haut gelgene Fettgewebe im Alter verringert und die Gefäßbrüchigkeit gleichzeitig zunimmt. In der Regel heilen Blutergüsse schnell wieder ab.
Wenn Hämatome immer wieder ohne ersichtlichen Grund auftreten, sollte beim Arzt geklärt werden, ob eine ernsthafte Erkrankung Auslöser der Hämatome ist. „Das sind seltener Erkrankungen des Gefäßsystems, häufiger jedoch Erkrankungen des Gerinnungssystems“, erklärte Hilberg. Dabei können Blutplättchen oder die plasmatische Gerinnung, die für den Zusammenhalt der Blutplättchen verantwortlich ist, betroffen sein. Gerinnungsstörungen können auch durch Wirkstoffe wie Acetylsalicylsäure (ASS) ausgelöst werden. Medikamente wie Kortison können zu einem Abbau der Hautstruktur führen.
Hämatome durch schwere Erkrankungen
Die Hämophilie (Bluterkrankheit) und das von-Willebrand-Jürgens-Syndrom gehören zu den angeborenen Störungen des Gerinnungssystems. „Vor allem wenn ich viele Blutergüsse bei mir bemerke, für die ich keine Erklärung habe, sollte ich das vielleicht beim Arzt abklären lassen“, empfahl Petra Rudnick, Allgemeinmedizinerin bei der Techniker Krankenkasse (TK). Vor allem bei Hämatomen, die mit Symptomen wie starke Schwellungen und Schmerzen, Kreislaufschwäche oder eingeschränkten Körperfunktionen einher gehen, sollte in jedem Fall ärztlicher Rat eingeholt werden. Besondere Vorsicht gilt zudem, wenn die Beschwerden am Bauch, Brustkorb oder Kopf auftreten. Die Hämatome sind hier nicht immer sichtbar, da es zu Blutungen ins Körperinnere kommen kann, die lebensbedrohlich sein können.
„Bei inneren Verletzungen sind die Symptome häufig sehr unterschiedlich, je nachdem, welcher Körperteil betroffen ist“, berichtete die Allgemeinmedizinerin. Kommt es zu Blutungen im Bauchraum, könnten beispielsweise Bauchschmerzen und Kreislaufproblemen auftreten, die in einigen Fällen tödlich enden. Bei Hirnblutungen würden vor allem Kopfschmerzen und neurologischen Störungen wie Lähmungserscheinungen oder Bewusstseinstrübungen auftreten, die ebenfalls zum Tod des Betroffen führen könnten. Bei einem Verdachtsfall muss umgehend ein Notarzt gerufen werden. (ad)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.