Jeder zweite Deutsche hält Tätowiermittel für sicher
Tätowierungen liegen seit den 1990er-Jahren im Trend. Experten zufolge hat sich etwa jeder Achte in Deutschland bereits ein Tattoo stechen lassen. An die möglichen Gesundheitsgefahren durch Tätowierungen denken dabei die wenigsten. Das zeigte sich auch in einer aktuellen Befragung.
Tattoos liegen im Trend
Zwar waren Tätowierungen früher gesellschaftlich eher geächtet, doch heute sind sie weithin akzeptiert und in allen Gesellschaftsschichten zu finden. Experten zufolge haben rund 15 Prozent der Deutschen ein Tattoo. Viele lassen sich Bilder oder Schriftzüge in die Haut stechen, weil sie Tattoos schön finden, an mögliche Gesundheitsrisiken denken sie dabei eher nicht. Dies zeigt auch eine aktuelle Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR).
Viele Tätowiermittel sind noch unerforscht
Wie das BfR in einer Presseinformation berichtet, zeigte die Befragung, dass Tätowierungen für viele Menschen als gesundheitlich unbedenklich gelten.
Von den bereits tätowierten Personen denken das sogar fast 90 Prozent. Die wenigsten wissen, dass viele Tätowiermittel noch unerforscht sind.
„Es gibt jedoch wissenschaftliche Belege dafür, dass Farbpigmente aus den Tattoos in das Lymphsystem wandern können“, erläuterte BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.
Die Ergebnisse der Studie, die belegte, dass Giftstoffe aus Tattoos in menschlichen Lymphknoten nachweisbar sind, wurden in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht.
„Um Verbraucher umfassend zu informieren, ist es uns besonders wichtig, die Verteilung und Wirkung der Partikel im Körper der Tätowierten weiter zu untersuchen“, sagte Hensel.
Infektionen und Allergien
Um die Einstellung und Risikowahrnehmung der Bevölkerung zum Thema Tätowierungen zu ermitteln, wurden im Auftrag des BfR rund 1.000 Personen, die in Privathaushalten in Deutschland leben und mindestens 14 Jahre alt sind, telefonisch interviewt.
Vielen ist zwar bewusst, dass es durch Tattoos zu Infektionen und Allergien kommen und dass Tätowieren insbesondere während der Schwangerschaft bedenklich sein kann.
Dennoch hat knapp die Hälfte aller Befragten das gesundheitliche Risiko durch Tattoos insgesamt als niedrig eingeschätzt; unter den tätowierten Personen sind es sogar 87 Prozent.
Etwa ein Drittel aller Befragten nimmt an, dass die Inhaltsstoffe von Tätowierfarben vollständig an der tätowierten Stelle bleiben.
Farbpigmente können sich in Lymphknoten ablagern
Das BfR hat jedoch in einem internationalen Forschungsprojekt festgestellt, dass sich Farbpigmente aus Tattoos als Nanopartikel dauerhaft in Lymphknoten ablagern.
Die Pigmente können je nach chemischer Struktur und durch Verunreinigungen – etwa mit Metallen – gesundheitsgefährdend sein.
Wenn diese Pigmente durch das Lymphsystem zu anderen Organen transportiert werden, können Stoffwechselprodukte entstehen, die möglicherweise wiederum eigene gesundheitsgefährdende Eigenschaften haben.
Hersteller ist für die Sicherheit verantwortlich
Der Beliebtheit von Tattoos tut dies jedoch keinen Abbruch. Etwa zwölf Prozent der Befragten hat oder hatte bereits eine Tätowierung. Frauen sind deutlich häufiger tätowiert als Männer.
Wer schon ein Tattoo hat, scheut sich kaum vor weiteren: 54 Prozent der tätowierten Personen würden sich wieder unter die Nadel begeben. Von den Nicht-Tätowierten beabsichtigen lediglich sieben Prozent, sich in Zukunft tätowieren zu lassen.
Durch die Möglichkeit der Laser-Entfernung müssen Tätowierungen nicht mehr ein Leben lang behalten werden. Ein Drittel aller Befragten hat kaum gesundheitliche Bedenken im Hinblick auf Laser-Entfernungen.
Tätowierte Personen sind skeptischer. Unter ihnen halten 47 Prozent das Lasern für unsicher. Tatsächlich kann die Entfernung mittels Lasertechnik Risiken bergen, da dadurch gesundheitlich bedenkliche Substanzen freigesetzt werden können.
Wie es in der Mitteilung des BfR heißt, müssen Tätowiermittel nicht zugelassen werden. Der Hersteller ist für die Sicherheit der Mittel verantwortlich. Über die Wirkung von Farbpigmenten im Körper ist derzeit aber wenig bekannt.
Für eine umfassende Risikobewertung reichen die Daten noch nicht aus. Die Verwendung bekannter gesundheitsbedenklicher Stoffe ist jedoch durch die deutsche Tätowiermittelverordnung verboten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.