Windpocken gelten in den USA als nahezu besiegte Krankheit. Doch jetzt erkrankten mehrere dutzend Kinder an einer Privatschule in North Carolina – der größte Ausbruch in diesem Staat seit Jahrzehnten.
Fast ein Viertel der Schüler
Fast ein Viertel der Schüler an der Asheville Waldorf School in Asheville, N.C. erkrankte, die Infizierten sind zwischen vier und elf Jahre alt. Die ersten zeigten Mitte September Symptome.
Religiöse Impfgegner
Der Ausbruch der Krankheit ist kein Zufall. Die Waldorfschule steht in der Tradition des Anthroposophen Steiner, und diese Esoteriker lehnen Impfungen aus religiösen Gründen ab.
Ausnahme für Impfungen
Die 152 Kinder auf der Schule sind zum Großteil aus religiösen Gründen von der Impfpflicht ausgeschlossen.
Gefahr der Ausbreitung
Die Krankheit wird sich wahrscheinlich noch weiter verbreiten, denn in der Schule gibt es noch weit mehr Schüler, die ihre Eltern aufgrund ihres Weltbildes nicht impfen lassen. Jetzt besteht Gefahr, dass die Windpocken sich in der Stadt ausbreiten.
Impfgegner – Ein Krankheitsrisiko
Die USA liegen einerseits weltweit vorne im Bekämpfen von Krankheiten wie Windpocken und Masern durch systematische Impfprogramme; andererseits sind hier aber auch die Impfgegner stark. Je mehr Menschen ihre Kinder jedoch nicht impfen lassen, umso mehr können sich ansteckende Krankheiten verbreiten.
Das Problem Religion
Impfgegner tummeln sich in Amerika in religiösen Milieus. Dazu gehören fundamentalistische Christen, aber auch Anthroposophen, die wissenschaftliche Tatsachen leugnen und glauben, Krankheiten hätten geistige Ursachen.
Krankheit als Erkenntnis?
Die Anhänger der Anthroposophie glauben, Krankheiten entstünden generell durch negatives Karma, dass abgetragen werden müsse. Impfungen würden einen Erkenntnisprozess blockieren.
Verschwörungswahn
Impfgegner unterstellen Wissenschaftlern, vermeintliche Nebenwirkungen von Impfstoffen zu verheimlichen, sie machen Impfungen verantwortlich für (oft vermeintliche) Erkrankungen, die zeitnah zu den Impfungen auftreten, und sie unterstellen Ärzten, Menschen bewusst „vergiften“ zu wollen.
Ufo-Gläubige und Klimaskeptiker
Zum einen überschneiden sich Impfgegner also mit fundamentalistischen Religiösen, zum anderen aber mit dem Milieu der Verschwörungsideologen, in dem auch behauptet wird, die CIA verheimliche die Existenz von UFOs, oder es gebe keine Klimaerwärmung.
Faktenresistent
Impfgegner in den USA und anderswo sind faktenresistent. Zeigen Ärzte ihre argumentativen Fehlschlüsse auf, sehen sie sich als „Einzelkämpfer gegen die Pharmamafia”. Ärzten und Gesundheitspolitikern unterstellen die Verschwörungsideologen, sie wollten die Bevölkerung mit Impfungen kontrollieren, damit die Pharmaindustrie Profit macht.
Eine Tröpcheninfektion
Windpocken werden durch Tröpchen übertragen, Erreger ist das Varizella-Zoster-Virus. Meist sind Kinder betroffen, wer die Krankheit einmal bekommen hat, ist ein Leben lang immun.
Fieber und Hautausschlag
Die Synmptome sind ein typischer juckender Hautausschlag mit klaren Bläschen, dazu Fieber. Mögliche Komplikationen sind Hirn- wie Lungenentzündungen sowie bakterielle Superinfektionen.
Prophylaxe
In Deutschland wird eine Impfung seit 2004 allgemein empfohlen. Seit 2006 gibt es einen Mehrfachimpfstoff gegen die vier klassischen Kinderkrankheiten Windpocken, Masern, Mumps und Röteln.
Bei Kindern verlaufen die Windpocken meist harmlos, nicht so bei Erwachsenen. Bei Schwangeren kann eine Erkrankung dazu führen, dass das Kind taub, stumm oder taubstumm wird. Auch Hirnschädigungen des Kindes sind möglich.
Nutznießer
Zum einen gefährden die Impfverweigerer nicht nur sich selbst, sondern auch andere Menschen, zum anderen profitieren sie aber durch die Gruppenimmunität von Impfungen. Je mehr Menschen geimpft sind, umso geringer ist auch für die Impfgegner das Risiko, sich zu infizieren.
Warum Impfungen?
Impfungen sind bei weitem die erfolgreichste Methode der Medizin in der Geschichte der Menschheit. Impfungen gegen Seuchen retteten Millionen von Menschen das Leben. Zum Beispiel starben noch Mitte des 20. Jahrhunderts jährlich rund 50 Millionen Menschen an Pocken. In den 1980er waren die Pocken vollständig ausgerottet – durch Impfungen. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.