Herzexperten warnen: Bluthochdruck sollte man ernst nehmen
Immer noch wird Bluthochdruck von Teilen der Bevölkerung eher als Befindlichkeitsstörung wahrgenommen und nicht als ernstzunehmende Erkrankung. Herzspezialisten warnen vor diesem gefährlichen Irrglauben, denn nicht umsonst wird Bluthochdruck in Fachkreisen als „der stille Killer“ bezeichnet. Vielen Betroffenen ist nicht bekannt, dass Hypertonie der Risikofaktor Nummer eins für die Entstehung tödlicher Herzkrankheiten ist. Des Weiteren ist lang anhaltender hoher Blutdruck für irreparable Organschäden verantwortlich. Herzexperten klären über die Risiken auf.
Nach Angaben der Deutschen Hochdruckliga leiden etwa 20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland unter Bluthochdruck. Die Dunkelziffer bei den Betroffenen ist hoch. Dies liegt der Fachgesellschaft zufolge daran, dass viele Patienten gar nichts von ihrem Leiden wissen oder einfach nicht zum Arzt gehen, da sie die Risiken unterschätzen. Hinzu komme, dass etwa 28 Prozent der behandelten Patienten es nicht schaffen, ihren Blutdruck in unbedenklichen Bereichen zu halten. Dieser lapidare Umgang könne sich mit bleibenden Organschäden, Herzinfarkten, Schlaganfällen oder Nierenversagen rächen.
Bluthochdruck wird zu oft unterschätzt
„Jeder zweite Herzinfarkt und Schlaganfall sowie jedes fünfte Nierenversagen geht auf das Konto von Bluthochdruck“, schreiben die Fachärzte der Deutschen Hochdruckliga in einer Pressemitteilung. Noch immer sei zu vielen Menschen nicht bekannt, dass Bluthochdruck eine gefährliche Krankheit ist. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO teilt die Einschätzung der Hochdruckliga. Sie stufte erhöhten Blutdruck als größte globale Gesundheitsgefahr ein. Aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung könne man davon ausgehen, dass diese Erkrankung in Zukunft auch noch weiter zunimmt.
Was macht Bluthochdruck so gefährlich?
Eine anhaltende Hypertonie führt laut den Experten der Deutschen Hochdruckliga zu einer Verkalkung und Verengung der Blutgefäße (Arterienverkalkung). Auch Herzkranzgefäße seien betroffen. Die Gefahr die hieraus entsteht: Das Gefäß wird vollends verschlossen – es kommt zum Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch ein nicht gänzlich verschlossenes Gefäß richtet Schaden an. Wie die Herzexperten berichten, sind die Arterien und das Herz durch die Verengungen einer höheren Druckbelastung ausgesetzt. Das Herz müsse deshalb übermäßig stark pumpen, um das Blut zu transportieren. Infolgedessen verhärte und verdicke sich der Herzmuskel zunehmend, was letztlich zu einem Leistungsverlust führe.
Die Hälfte aller Herzinfarkte und Schlaganfälle sind vermeidbar
Auf Dauer wird die verminderte Herzleistung zunehmend zur Lebensgefahr, so die Kardiologen. Dabei könne rund die Hälfte aller Herzinfarkte und Schlaganfälle verhindert werden, wenn man den Blutdruck rechtzeitig gut einstellen würde.
Auch die Niere leidet mit
Ein weiteres Problem ist den Herzspezialisten zufolge, dass Bluthochdruck in vielen Fällen eine Nierenschädigung nach sich zieht. Andersrum könne eine Nierenerkrankung auch Bluthochdruck verursachen. Bei einer terminalen Niereninsuffizienz bleibe dem Hochdruckpatienten nur noch die Dialyse als Therapieoption. Etwa 15 bis 19 Prozent aller Dialysepatienten seien diese angewiesen, da sie zuvor nicht ausreichend ihren Bluthochdruck behandelt haben. „Allein 12.000 bis 15.000 Dialysefälle in Deutschland hätten verhindert werden können, wenn bei diesen Patienten der Bluthochdruck früh erkannt und behandelt worden wäre“, betont Professor Dr. med. Helmut Geiger von der Deutschen Hochdruckliga.
Warum ist Bluthochdruck so stark verbreitet?
Bluthochdruck ließe sich theoretisch relativ leicht vermeiden. Bewegungsmangel, Übergewicht, ungesunde Ernährung, Stress und erhöhter Alkoholkonsum sind nach Angaben der Fachärzte die Hauptrisikofaktoren für Hypertonie. Diese Faktoren könne man alle durch Veränderungen im Lebensstil vermeiden. Wenn dies nicht funktioniere, könne man zusätzlich Blutdrucksenker einnehmen. Die Deutsche Hochdruckliga schätzt, dass derzeit rund die Hälfte aller Bluthochdruckpatienten entweder unwissend über ihre Krankheit sind, sich absichtlich nicht behandeln lassen, nicht ausreichend behandelt werden oder ihre Therapie nicht ernst genug nehmen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.