Narbenlose Wundheilung der Haut
Dank dem medizinischen Fortschritt lassen Wunden etwa nach Operationen heutzutage nicht mehr allzu große Narben zurück. Ist aber auch eine narbenlose Wundheilung möglich? Das wollen deutsche Forscher nun herausfinden.
Hausmittel zur Behandlung einfacher Wunden
Bei kleineren Verletzungen reicht es oft aus, ein Pflaster auf die Wunde zu kleben. Helfen können zudem manche Hausmittel. So wird oft empfohlen, es mit Salz zu versuchen, denn Salzwasser beschleunigt die Wundheilung. Andere raten eher dazu, Wunden mit frischem Knoblauch zu behandeln. Und bei oberflächlichen, leicht nässenden und wenig blutenden Wunden, kann Zink zu einer besseren Heilung beitragen. Dass sich Narben bilden, kann durch solche Methoden aber nicht verhindert werden. Ist es aber überhaupt möglich, dass Wunden narbenlos verheilen? Dieser Frage geht ein deutsches Forschungsprojekt nach.
Regeneration von Geweben und Organen
Die Regeneration von Geweben und Organen fasziniert die Menschen schon seit Jahrtausenden. „Umso bemerkenswerter ist es, dass die Prozesse nach wie vor relativ schlecht verstanden sind“, erklärt Dr. Yuval Rinkevich vom Helmholtz Zentrum München in einer Mitteilung.
Der Leiter der Nachwuchsgruppe ‚Cellular Therapeutics in Chronic Lung Disease‘ am Institut für Lungenbiologie des Helmholtz Zentrum München konnte aber gemeinsam mit seinem Team kürzlich wesentliche Aspekte zu diesem Feld beitragen.
„Wir konnten zeigen, dass die Bindegewebszellen der Haut, die für die Wundheilung zuständig sind, keine einheitliche Population darstellen“, sagt Rinkevich.
„Nach unseren Erkenntnissen gibt es vier verschiedene Arten dieser sogenannten Fibroblasten, deren Zusammensetzung dafür verantwortlich ist, wie stark oder schwach eine Wunde vernarbt.“
Anzahl der regenerativen Zellen nimmt ab
Ein Beispiel liefert der Forscher gleich mit: „Wird die Haut eines sich entwickelnden Embryos verletzt, bildet sie sich einfach nach. In späteren Stadien des Lebens hingegen vernarben die Wunden.“
Die Wissenschaftler konnten vor kurzem zeigen, dass dieses Phänomen auf der unterschiedlichen Zusammensetzung der Fibroblasten in der Haut beruht:
Die Anzahl der regenerativen Zellen nimmt demnach im Laufe der Entwicklung ab, während umgekehrt mehr Narben bildende Zellen hinzukommen.
Als die Forscher aber Fibroblasten aus Mäuseembryonen in entsprechende Wundregionen von erwachsenen Tieren transplantierten, reduzierte sich die Narbenbildung signifikant.
Strategien zur Verhinderung der Narbenbildung
Daraus ergibt sich für Dr. Rinkevich auch die Aufgabenstellung der kommenden Jahre: „Wir wollen mit neuen experimentellen Ansätzen verstehen, wie diese narbenlose Wundheilung funktioniert und diesen Prozess dann langfristig klinisch nachbauen.“
Im Rahmen des Projekts „ScarLessWorld“ planen er und sein Team daher die folgenden Teilaspekte:
die verschiedenen Fibroblasten-Typen vollständig katalogisieren,
deren Dynamik während der Wundheilung mit bildgebenden Methoden erfassen,
die für Regeneration oder Vernarbung verantwortlichen Gene identifizieren und
diese Erkenntnisse letzten Endes in menschliches Hautgewebe überführen.
„Mit den von uns entwickelten Technologien kann uns dieser Durchbruch gelingen. Das wäre ein großer Fortschritt für die regenerative Medizin“, so Rinkevich.
Denn aktuell gäbe es in der klinischen Praxis kaum Strategien zur Verhinderung der Narbenbildung etwa bei größeren Wunden oder Verbrennungen.
Sollte sich er Ansatz bewähren, könnte er möglicherweise auch weitere Krankheitsbilder angepasst werden, etwa auf Lungenfibrose, bei der das Lungengewebe vernarbt. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.