Lösen Kosmetik-Chemikalien eine frühzeitige Pubertät aus?
Versteckt in Zahnpasta, Make-up, Seifen und anderen Pflegeprodukten lauern Chemikalien, die mit einem verfrühten Einsetzen der Pubertät in Verbindung gebracht werden. Entscheidend ist dabei nicht nur, ob die Kinder diese Produkte verwenden, sondern ob die Mutter sie während der Schwangerschaft verwendet hat. Dies fand ein internationales Forschungsteam in einer Studie heraus.
In den letzten 20 Jahren haben Statistiken gezeigt, dass Mädchen und möglicherweise auch Jungen immer früher in die Pubertät kommen. Forschende der School of Public Health haben nun einen möglichen Grund für diese Entwicklung gefunden. Den Studienergebnissen zur Folge steht eine Gruppe von Chemikalien, die sogenannten endokrinen Disruptoren, mit dem verfrühten Einsetzten der Pubertät in Verbindung. Diese Chemikalien sind häufig Bestandteile von gängigen Pflegeprodukten. Die Studienergebnisse sind kürzlich in dem Fachjournal „Human Reproduction“ der Oxford Academic erschienen.
Verfrühte Pubertät birgt Gesundheitsrisiken
Die Forschenden betonen, dass diese Ergebnisse beunruhigend sind, da eine verfrühte Pubertät mit zahlreichen Gesundheitsrisiken im späteren Lebensverlauf einhergeht. So komme es bei Mädchen vermehrt zu Brust- und Eierstock-Krebs und bei Jungen zu Hodenkrebs. Darüber hinaus bestehe eine allgemein erhöhte Gefahr für die Entwicklung einer psychischen Erkrankung für beide Geschlechter, warnt die Forschungsgruppe.
Welche Chemikalien sind verantwortlich?
Das Team konnte belegen, dass die zwei üblichen Inhaltsstoffe in Pflegeartikeln – Diethylphthalat und Triclosan – eine vorzeitige Pubertät bei Mädchen auslösen, wenn diese im Mutterbauch mit den Chemikalien in Berührung gekommen sind. Bei Mädchen war der Zusammenhang wesentlich deutlicher zu erkennen, als bei Jungen. Für die Langzeitstudie wurden 338 Kinder von der Schwangerschaft an bis in die Pubertät hinein begleitet und in regelmäßigen Abständen untersucht.
In welchen Pflegeartikeln befinden sich diese Inhaltsstoffe?
Triclosan wirkt gegen Bakterien, Pilze und bestimmte Viren und wird deswegen in verschiedenen Körperpflegeprodukten wie Zahnpasta, Deodorants und Seifen eingesetzt, kommt aber auch in Haushaltsreinigern und Waschmitteln vor. Den Forschenden zufolge wird Diethylphthalat häufig als Stabilisator in Duftstoffen und Kosmetika verwendet.
Beeinflussen Kosmetika unsere Entwicklung?
„Wir wissen, dass einige der Dinge, mit denen wir unseren Körper pflegen, auch in unseren Körper gelangen – entweder weil sie durch die Haut gehen oder wir sie einatmen“, berichtet Professorin Kim Harley von der School of Public Health in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen. Die Langzeitauswirkungen von den Stoffen seien bei vielen Chemikalien unbekannt. Das Forschungsteam vermutet, dass viele Chemikalien in Körperpflegeprodukten die natürlichen Hormone in unserem Körper beeinflussen können.
Je mehr Chemie, desto früher die Pubertät
Die Forschenden stellten fest, dass mit steigenden Konzentrationen von Diethylphthalat und Triclosan im Urin der Mutter während der Schwangerschaft auch die Pubertät der Mädchen zunehmend früher einsetzte. Jedes Mal, wenn sich die Konzentrationen verdoppelten, verfrühte sich die Pubertät der Mädchen um einen Monat.
Auch Parabene stehen unter Verdacht
Des Weiteren stehen die Stoffgruppe der Parabene unter Verdacht, bei jungen Mädchen die Pubertät in Gang zu bringen. Diese Chemikalien kommen in zahlreichen Kosmetika vor, werden aber auch als Konservierungsmittel für Lebensmittel verwendet. Die Forschenden konnten beobachten, dass Mädchen zu einer verfrühten Pubertät neigen, wenn sie im Alter von neun Jahren eine höhere Konzentrationen an Parabenen im Urin hatten.
Was war zuerst da – das Huhn oder das Ei?
„Es ist jedoch unklar, ob die Parabene die Verschiebung auslösten oder ob Mädchen, die früher in die Pubertät kommen, Pflegeartikel in jüngeren Jahren verwenden“, so Harley. Obwohl mehr Forschung in diesem Gebiet nötig sei, sollten die Menschen wissen, dass in Körperpflegeprodukten Stoffe vorhanden sind, die die Hormone in unserem Körper stören können, so das Fazit der Expertin. Verbraucher, die Bedenken haben, sollten Maßnahmen ergreifen, um die Exposition mit solchen Chemikalien zu begrenzen, schlägt die Professorin vor. (vb)
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Wichtiger Hinweis:
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