Erstmals gesundes Kind aus Gebärmutter von toter Spenderin geboren
In Brasilien hat eine Frau mit der Gebärmutter einer toten Organspenderin ein gesundes Kind zur Welt gebracht. Der Uterus wurde nach der Geburt wieder entfernt. Mutter und Tochter sind wohlauf. Nie zuvor war ein solcher Eingriff erfolgreich.
Kinderwunsch erfüllen
Frauen, die aufgrund einer genetischen Veränderung von Geburt an keine oder eine zu kleine Gebärmutter haben, können keine Kinder gebären. Doch eine Transplantation könnte vielen dieser Frauen den Kinderwunsch erfüllen. Im Jahr 2013 hatte weltweit erstmals eine Frau mit Spender-Gebärmutter in Göteborg (Schweden) ein gesundes Baby geboren. Die damals 36-jährige Mutter hatte das Organ erst im Jahr zuvor transplantiert bekommen. Nun wurde in Brasilien zum ersten Mal ein Kind mit der Gebärmutter einer toten Spenderin geboren.
Frau gebar Kind mit der Gebärmutter einer Toten
Zum ersten Mal in der Geschichte hat eine Frau mit der Gebärmutter einer toten Organspenderin ein Kind geboren.
Das Baby kam bereits Ende 2017 in Brasilien zur Welt, berichtet das Team um Dr. Dani Ejzenberg von der Uniklinik São Paulo im Fachmagazin „The Lancet“.
Im September 2016 hatte die damals 32-jährige Frau im Hospital das Clínicas, University of São Paulo die Gebärmutter einer Toten implantiert bekommen und war wenige Monate später schwanger geworden.
Bereits im Frühjahr 2016 hatte sich die Frau einer Hormonbehandlung unterzogen, um Eizellen aus ihren Eierstöcken zu entnehmen, die nach einer künstlichen Befruchtung eingefroren wurden.
Die Empfängerin leidet an dem sogenannten Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS), einer angeborenen Fehlbildung, bei der die Gebärmutter fehlt oder nur unvollständig ausgebildet ist.
Auch die Frau, bei der die erste Gebärmutter-Transplantation in Deutschland durchgeführt wurde, leidet an diesem Syndrom.
Die 45-jährige Spenderin in Brasilien war laut einem Bericht der „BBC“ nach einer Hirnblutung gestorben. Den Angaben zufolge hatte sie in ihrem Leben drei Kinder auf natürliche Weise zur Welt gebracht.
Uterus wurde nach der Geburt wieder entfernt
Die erfolgreiche Transplantation hatte rund zehn Stunden gedauert.
Bei dem Eingriff wurde das Spenderorgan mit den Blutgefäßen und der Vagina verbunden. Die Empfängerin musste Medikamente nehmen, die das Immunsystem unterdrücken, damit ihr Körper das Organ nicht abstößt.
Etwa fünf Monate nach der Operation entwickelte sie einen regelmäßigen Zyklus.
Zwei Monate später setzten die Ärzte befruchtete Eizellen in die Gebärmutter der Patientin. Nur zehn Tage später war sie schwanger.
Das Kind wurde in der 36. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt zur Welt gebracht. Das gesunde Mädchen wog 2.550 Gramm und war 45 Zentimeter groß.
Nun sind Mutter und Tochter wohlauf. Da die eingepflanzte Gebärmutter direkt nach dem Kaiserschnitt wieder entfernt wurde, muss die Frau auch keine Immunsuppressiva mehr nehmen.
Vorherige Transplantationen toter Spenderinnen waren erfolglos
Laut „BBC“ gab es bereits zuvor zehn Transplantationen toter Spenderinnen, die jedoch alle gescheitert sind oder zu einer Fehlgeburt geführt haben.
Die Transplantation in Brasilien gilt deshalb als entscheidender Durchbruch und als Beweis, dass so ein Eingriff überhaupt möglich ist.
Die Mediziner hoffen nun, in Zukunft wesentlich mehr Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch helfen zu können.
Eine Gebärmuttertransplantation käme nicht nur für Frauen infrage, die wegen einer Fehlbildung keine funktionsfähige Gebärmutter haben, sondern auch für diejenigen, die das Organ durch eine Krankheit oder einen Unfall verloren haben.
Dr. Dani Ejzenberg sagte: „Die ersten Uterus-Transplantationen von Lebendspendern waren ein medizinischer Meilenstein, der für viele unfruchtbare Frauen die Möglichkeit schuf, mithilfe von geeigneten Spendern und den erforderlichen medizinischen Einrichtungen ein Kind zu bekommen.“
Doch: „Die Notwendigkeit eines Lebendspenders ist eine wesentliche Einschränkung, da Spender selten sind und typischerweise Familienmitglieder oder enge Freunde sind.“
Dr. Srdjan Saso vom Imperial College London sagte, die Ergebnisse seien „extrem aufregend“.
„Es ermöglicht die Nutzung einer viel größeren potenziellen Spenderpopulation, verursacht niedrigere Kosten und vermeidet die chirurgischen Risiken lebender Spender.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.