Studie: Wie sich Qi Gong auf Depressive auswirkt
In der traditionellen fernöstlichen Medizin ist Qi Gong fest etabliert. Es handelt sich dabei um eine Reihe von Bewegungs-, Konzentrations- und Atemübungen, die sich zur Kultivierung von Körper und Geist eignen sollen. In einer neuen Studie untersuchten Psychologen nun, ob sich Qi Gong auch zur Behandlung von Depressionen eignet und kamen zu positiven Erkenntnissen.
Das Psychologenteam um Professor Johannes Michalak von der Universität Witten/Herdecke untersuchte in einer aktuellen Studie, ob sich Übungen aus dem fernöstlichen Qi Gong zur Therapie einer Depression eignen. Das Team stellte fest, dass bestimmte Übungen dazu führen, dass sich Depressive wieder vermehrt an positive Dinge erinnern. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich in dem Fachjournal „Psychopathology“ veröffentlicht.
Volkskrankheit Depressionen
Nach Angaben der Wittener Psychologen leidet rund jeder fünfte Bewohner in Deutschland irgendwann in seinem Leben an einer Depression. Aus jüngsten Untersuchungen ging bereits hervor, dass mit Depressionen auch eine Störung des Gedächtnis einhergeht. Wo sich gesunde Personen überwiegend an positive Erlebnisse erinnern, rücken depressive Menschen in erster Linie Negatives in den Fokus. Zudem sind ihre Erinnerungen häufig vage und unkonkret. „Depressive haben Schwierigkeiten sich an spezifische Ergebnisse aus ihrem Leben zu erinnern, also etwa konkrete Ereignisse, die an einem Tag und an einem Ort stattgefunden haben“, schreiben die Forschenden in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen.
Mit fernöstlichen Bewegungen das positive Denken fördern
Aufgrund der Vielzahl der Betroffenen suchen Experten weltweit händeringend nach neuen Möglichkeiten, gegen Depressionen vorzugehen. Qi Gong aus der traditionellen chinesischen Medizin könnte sich hier als nichtmedikamentöser Behandlungsansatz oder zumindest als Unterstützung etablieren. Studienleiter Professor Michalak erklärt den Ansatz: „Normalerweise zeigen Depressive eher eine zusammengesunkene Körperhaltung und sie fühlen sich auch körperlich niedergeschlagen.“ Mit Übungen aus dem Qi Gong soll diese Tendenz ausgeglichen werden.
Körper und Geist beeinflussen sich gegenseitig
Die Forschenden testeten ihren Behandlungsansatz an vierzig Patienten, die wegen Depressionen in einer Klinik behandelt wurden. Die Psychologen stellten bestimmte nach oben gerichtete Bewegungsabläufe aus dem Qi Gong zusammen, von denen die Teilnehmenden profitieren sollten. Das Team stützt die Idee dahinter auf eine Reihe von Grundlagenforschungen, die zeigten, dass sich Körperhaltung, Bewegungsabläufe und psychische Prozesse gegenseitig beeinflussen.
Vielversprechende erste Ergebnisse
Wie die Psychologen berichten, trat das erwartete Ergebnis tatsächlich ein. Die Teilnehmenden erinnerten sich nach einiger Zeit wieder vermehrt an positive Gedächtnisinhalte und konnten zudem vermehrt auf spezifische Ereignisse aus ihrem Leben zugreifen. Das Team um Michalak zeigt sich zufrieden: „Dies war natürlich erst mal nur ein kurzes Experiment, mit dem wir zeigen konnte, dass bestimmte aufrichtende Bewegungen sich günstig auf das depressive Gedächtnis auswirken.“
Ansatz muss noch weiterentwickelt werden
„Die Studie zeigt noch nicht, dass man mit solchen Bewegungen depressive Patienten auch behandeln kann“, resümiert Michalak. Dennoch handele es sich um ermutigende Befunde, die in Zukunft noch besser erforscht werden sollten. Qi Gong wird bereits in zahlreichen Klinken und auch in privaten Kursen angeboten. Es löst Blockaden, stärkt die Stressresistenz und fördert den Stressabbau. Ob es tatsächlich auch Depressionen therapieren kann, muss noch näher untersucht werden. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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