Nasendusche mit Leitungswasser: Frau stirbt durch Gehirn fressende Amöben
Eigentlich sind Nasenduschen hilfreich, wenn man eine Nasennebenhöhlenentzündung behandeln will. Doch falsch angewendet werden sie zum Gesundheitsrisiko. So wie bei einer älteren US-Amerikanerin, die sich wohl durch diese Behandlung Gehirn fressende Amöben zuzog, die zum Tod der Frau führten.
Unsachgemäße Nutzung einer Nasendusche
In den USA ist eine Frau ein Jahr nach dem falschen Gebrauch einer Nasendusche gestorben. Laut Medienberichten nutzte die 69-Jährige aus Seattle (US-Bundesstaat Washington) statt empfohlenem sterilen Wasser oder einer Salzlösung lediglich Leitungswasser. Dadurch konnten offenbar Gehirn fressende Amöben in ihren Körper eindringen, die schließlich zum Tod der Frau führten. Über den Fall, der schon etwas zurückliegt, wird aktuell im Fachblatt „Journal of Infectious Diseases“ berichtet.
Todesfälle durch Amöben
In den vergangenen Jahren wurde – vor allem aus den USA – immer wieder über Fälle berichtet, bei denen Menschen durch Amöben zu Tode kamen.
So ist etwa eine Frau in Kalifornien nach dem Baden im Swimmingpool verstorben, weil sie sich dabei den Parasiten Naegleria fowleri eingefangen hatte.
Diese Amöben-Art war auch für den Tod eines 18-jährigen Mädchens aus North Carolina verantwortlich. Die Teenagerin hatte sich beim Schwimmen im See infiziert.
Der nun beschriebene Fall aus dem US-Bundesstaat Washington ist laut einem Bericht der „Seattle Times“ der erste, der mit einer unsachgemäßen Nasenspülung verbunden ist.
Es begann mit einer Wunde auf der Nase
Bei den Amöben, die bei der Frau aus Seattle festgestellt wurden, handelte es sich um Balamuthia mandrillaris, die im Verlauf von Wochen bis Monaten eine sehr seltene und fast immer tödliche Infektion im Gehirn verursachen kann, berichtet „CNN“.
Bei der 69-Jährigen begann die Infektion damit, dass sich auf ihrem Nasenrücken eine erhabene, rote Wunde bildete.
Die Ärzte hielten es für einen Ausschlag und verordneten eine antibiotische Salbe, die jedoch keine Erleichterung brachte. Im Laufe eines Jahres haben Dermatologen nach einer Ursache gesucht.
Dann begann die linke Seite des Körpers der Frau zu zittern. Sie hatte einen Anfall, der ihren linken Arm geschwächt hatte.
Daraufhin wurde sie in die Notaufnahme des Swedish Medical Center in Seattle eingeliefert, wo ein CT-Scan eine abnormale Läsion in ihrem Gehirn zeigte, die auf einen Tumor hinwies, sodass die Ärzte eine Gewebeprobe zum Testen schickten.
In den nächsten Tagen zeigten weitere Scans, dass alles, was in ihrem Gehirn vor sich ging, immer schlimmer wurde. Die Masse wuchs und neue Läsionen zeigten sich.
Operation brachte Klarheit
Schließlich entschieden sich die Ärzte des Krankenhauses für eine Gehirnoperation. Dabei zeigte sich, dass etwas viel gefährlicheres als ein Tumor im Gange war.
„Als ich diese Frau operierte, war ein Abschnitt ihres Gehirns von der Größe eines Golfballs blutiger Brei“, erklärte Dr. Charles Cobbs, Neurochirurg im Swedish Medical Center, in einem Telefoninterview mit der „Seattle Times“.
„Es gab überall diese Amöben, die gerade Gehirnzellen fraßen. Wir hatten keine Ahnung, was los war, aber als wir das eigentliche Gewebe hatten, konnten wir sehen, dass es die Amöbe war.“
Den Angaben zufolge starb die Patientin einen Monat später an den seltenen Organismen, die in ihr Gehirn eingedrungen waren.
Wasserversorgung wurde nicht getestet
Die Mediziner gehen davon aus, dass sich die Amöben durch die Nasendusche, die die Frau im vergangen Jahr wegen einer Nasennebenhöhlenentzündung nutzte, in ihren Körper gelangen konnten.
Den Angaben zufolge nutzte die 69-Jährige dafür Leitungswasser und nicht wie empfohlen steriles Wasser oder eine Salzlösung.
Die Ärzte gaben aber auch an, dass sie die Infektion nicht definitiv mit der Nasenspülung in Verbindung bringen konnten, da die Wasserversorgung ihres Hauses nicht auf die Amöbe getestet wurde.
Laut Dr. Cobbs können sich Menschen nicht infizieren, indem sie einfach mit Amöben kontaminiertes Wasser schlucken. Über die Nase ist dies laut Fachleuten aber sehr wohl möglich.
Gefährliche Organismen könnten sich weiter in den Norden ausbreiten
Die Infektion der Frau ist die zweite in Seattle, die erste wurde im Jahr 2013 gemeldet.
Nach einer im November im Fachmagazin „Clinical Infectious Diseases“ veröffentlichten Studie wurde den Forschern erstmals bewusst, dass diese Art von Amöben bei Menschen Krankheiten verursachen kann.
In diesem Bericht wurde festgestellt, dass in den USA zwischen 1974 und 2016 insgesamt 109 Fälle von Amöben gemeldet wurden. Neunzig Prozent dieser Fälle waren tödlich.
Amöben sind einzellige Organismen, von denen einige Krankheiten verursachen können. Da sie in warmen Böden und Wasser gedeihen, wächst die Sorge, dass sich tödliche Infektionen aufgrund der Erderwärmung weiter in den Norden ausbreiten könnten.
Die Organismen sind häufig in Südamerika und Mittelamerika zu finden, haben jedoch jetzt auch bessere Überlebenschancen in anderen, normalerweise kühleren Gegenden wie Washington.
Diese Besorgnis teilt auch Dr. Cynthia Maree, eine Ärztin für Infektionskrankheiten vom Swedish Medical Center, die die Fallstudie über die Patientin mitverfasst hat.
„In Anbetracht der Sterblichkeit, die mit dieser Infektion verbunden ist, hoffte ich, dass ich falsch lag. Aber meine Angst war, dass ich recht habe.“
Dr. Cobbs hingegen „glaube nicht, dass es in Zukunft mehr Fälle geben wird. Zumindest hoffe ich das.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.