Insulin-Nasenspray bei Geruchsverlust
Ein verringertes oder komplett verlorenes Geruchsvermögen kann verschiedene Ursachen haben. In manchen Fällen ist der Geruchsverlust Folge einer schweren Schleimhautentzündung aufgrund einer Erkältung. Es können auch schwere neurodegenerative Erkrankungen in Frage kommen. Wissenschaftler haben nun möglicherweise einen Ansatzpunkt für eine schnellere Therapie gefunden.
Verlust des Geruchssinns
Etwa fünf Prozent der Deutschen leidet unter einer Anosmie, bei der Betroffene nichts mehr riechen. Immerhin rund 20 Prozent der Bundesbürger haben einen schwächeren Geruchssinn, Mediziner sprechen dann von Hyposmie. Der Verlust des Geruchsvermögens kann verschiedene Ursachen haben. Auslöser kann unter anderem eine heftige Entzündung der Schleimhäute sein. Auch im Gehirn kann eine Anosmie entstehen, zum Beispiel durch ein Schädel-Hirn-Trauma. Zudem kann der Geruchsverlust ein Hinweis auf neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson sein. So haben Forscher bereits vor Jahren berichtet, dass man Parkinson in der Nase erkennen kann. Manchmal stellt sich der Geruchssinn von allein wieder ein, in manchen Fällen hilft eine Operation und in anderen werden Medikamente verabreicht. Als Wissenschaftler aus Österreich und Deutschland nun Patienten behandelten, deckten sie Zusammenhänge zwischen Insulin und Gehirnfunktion auf. Daraus ergibt sich möglicherweise ein Ansatzpunkt für eine schnellere Therapie.
Deutliche Verbesserung des Riechvermögens
Verlorenes Geruchsvermögen lässt sich womöglich über das Stoffwechselhormon Insulin positiv beeinflussen. Wie die Nachrichtenagentur APA berichtet, haben Wissenschaftler der MedUni Wien (AKH) und Experten der RWTH Aachen bei Patienten mit Geruchsverlust mit einem Insulin-Spray eine deutliche Verbesserung des Riechvermögens erzielt. Das Forscherteam um Veronika Schöpf von der Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin ging in ihrer Pilotstudie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Rhinologie“ publiziert wurde, von Beobachtungen aus, die man in der jüngeren Vergangenheit zum Zusammenhang zwischen Gehirnfunktionen, Geruchsvermögen und das für den Glukosehaushalt entscheidenden Hormons Insulin gemacht hat. Demnach sei die Anwendung von intranasalem Insulin bei gesunden Probanden unter anderem mit einem verbesserten Erinnerungsvermögen und einer verringerten Nahrungsaufnahme in Zusammenhang gebracht worden. Zudem hätte es eine gewisse Korrelation zwischen Krankheiten und einer Insulinresistenz im Zentralnervensystem gegeben, beispielsweise mit Typ-2-Diabetes, Morbus Alzheimer, Adipositas und verringertem Geruchsempfindungen.
Sehr kleine Zahl an Studienteilnehmern
Die Wissenschaftler versuchten in ihrer Studie, den Geruchsverlust zu beeinflussen. Dafür erhielten fünf Patienten mit einem solchen Symptom nach Infektionen einen Insulin-Nasenspray (40 Internationale Einheiten) und fünf vergleichbare Patienten mit solchen Beschwerden bekamen ein Placebo. Das Geruchsempfinden wurde sowohl vorher als auch nachher getestet. Die Wissenschaftler schrieben über ihr Ergebnis: „Bei Anwendung des Insulins zeigten die Patienten eine sofortige Verbesserung bezüglich des Riechvermögens und bei der Beurteilung der Intensität von Gerüchen.“ Des Weiteren sei eine Verbesserung des Erkennungsvermögens für Gerüche bei Probanden mit höherem Körpergewicht beobachtet worden. Laut den Forschern beleuchten die Ergebnisse den offenbaren Zusammenhang zwischen dem Insulinspiegel im Gehirn und einem Verlust an Riechvermögen. Dies könnte man möglicherweise für die Entwicklung schneller wirksamer Therapien bei einem akuten Verlust des Riechvermögens nutzen. Allerdings dürfte die Aussagekraft der Untersuchung aufgrund der extrem niedrigen Zahl an Probanden mit Vorsicht zu betrachten sein. (ad)
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