Hüft-Sonografie zur Diagnose von Hüftdysplasie bei Säuglingen
Jeder Säugling hat im Rahmen der U3-Untersuchung Anrecht auf ein Hüftscreening per Ultraschall. Experten weisen jedoch im Vorfeld des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) daraufhin, dass die Hüftsonografie dennoch bei etwa 50.000 bis 70.000 Säuglingen pro Jahr nicht durchgeführt wird. Dabei kann eine Fehlstellung der Hüfte bei den Kindern meist ohne Operation durch das Tragen einer Schiene korrigiert werden. Im späteren Leben lassen sich die Hüftschäden dagegen meist nur durch einen aufwändigen operativen Eingriff beseitigen.
U3-Untersuchung von Säuglingen beinhaltet Hüft-Sonografie
„Manche Eltern nehmen die Vorsorgeuntersuchungen nicht wahr, aber auch einige Kinderärzte halten das Hüft-Screening für überflüssig“, wird Professor Rüdiger Krauspe, Kongress-Präsident des DKOU und Direktor der Klinik und Poliklinik für Orthopädie am Universitätsklinikum Düsseldorf, in einer Mitteilung zitiert. So sei in den Jahren 2006 bis 2009 nur bei 83 bis 85 Prozent der Säuglinge die empfohlene Hüft-Sonografie bei der U3-Untersuchung zum Einsatz gekommen. Zudem werde jeder vierte Hüft-Ultraschall nicht sachgemäß durchgeführt.
In Mitteleuropa leiden etwa zwei bis vier Prozent der Neugeborenen an einer Hüftdysplasie. In Deutschland sind bei knapp 700.000 Geburten bis zu 28.000 Säuglinge im Jahr betroffen. „Insgesamt können wir 10 bis 15 Prozent aller Hüft-Prothesen-OPs bei Patienten unter 50 Jahren auf eine Hüftdysplasie zurückführen“, erläutert Krauspe. Unbehandelt könne eine Hüftdysplasie zudem zu Komplikationen wie etwa einer Fehlstellung führen, bei der der Gelenkkopf aus der Hüftpfanne herausspringt. Die betroffenen Kinder können die Beine nicht mehr richtig vom Körper abspreizen, haben ein Hohlkreuz oder einen Watschelgang. „Entdecken Eltern diese Symptome, sollten sie einen Orthopäden aufsuchen“, rät Krauspe. Werden die Beschweren nicht behandelt drohe zudem eine Wirbelsäulenverkrümmung.
Hüft-Sonografie bei Säuglingen kann bereits früh Hüftreifestörungen aufzeigen
Der Hüftultraschall im Säuglingsalter kann Hüftreifungsstörungen bereits früh aufzeigen und ist eine risikoarme Präventionsmaßnahme. „Studien zeigen, dass die Säuglings-Sonografie nicht nur ökonomisch überlegen ist – sie halbiert auch das Risiko für eine Operation“, so der Mediziner.
Wird eine Hüftdysplasie frühzeitig festgestellt, erfolgt die Behandlung meist mit einem Sitz-Hock-Gips, den die Kinder für vier bis sechs Wochen tragen müssen. Arbeiten die Eltern gut mit, kann eine sogenannte Pavlik-Bandage oder eine Beuge-Spreiz-Schiene eingesetzt werden, um die Hüfte in die richtige Position zu bringen.
Da eine Operation, bei der das Becken an drei Stellen durchtrennt werden muss, normalerweise nicht notwendig ist, wenn die Diagnose rechtzeitig mittels Hüftsonografie gestellt wird, soll ein qualitätssicherndes Programm eingeführt werden, das im Rahmen des DKOU vorgestellt wird. „Unser Ziel muss es daher sein, alle Neugeborenen mittels Ultraschall zu untersuchen”, so Krauspe. (ag)
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