Wie der Abschied im Kindergarten nicht so schwer fällt
Vor allem in der Anfangszeit fällt es vielen Kindern sehr schwer im Kindergarten oder der Kita Abschied von Papa oder Mama zu nehmen. Wenn die Kleinen dann bitterlich weinen, haben Eltern oft Schuldgefühle. Experten geben einige Tipps, wie man besser mit so einer Situation zurecht kommt.
Bittere Tränen beim Abschied
Als der kleine Heiko (Name von der Redaktion geändert) in den Kindergarten kam, gab es immer wieder viele Tränen wenn sich seine Mutter verabschiedete. Der Dreijährige schluchzte dann: „Geh bitte nicht weg Mama“ und klammerte sich an sie. Erika Kaiser (Name von der Redaktion geändert) plagten dann Schuldgefühle. Die 31-Jährige war gerade erst wieder in ihren Beruf zurückgekehrt. Die Lehrerin fragte sich, ob es nicht besser wäre, Heiko zu Hause zu lassen. Wurde sie ihrem kleinen Sohn nicht gerecht? In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa geben Experten Tipps, wie man besser mit solchen Situationen umgehen kann.
Eltern sollten anfangs mit im Kindergarten bleiben
„Übergänge sind immer etwas, das Kindern mehr oder weniger stark zu schaffen macht“, erklärt Diplom-Psychologe Bodo Reuser. Der Leiter der Psychologischen Beratungsstelle für Erziehungsfragen der Evangelischen Kirche in Mannheim kennt Situationen wie die von Heiko aus seinem Arbeitsleben. Er empfiehlt Eltern, sich Zeit zu nehmen, ihren Nachwuchs im Kindergarten einzugewöhnen und anfangs dort zu bleiben. Dies ist auch dann wichtig, wenn das Kind zuvor bereits eine Krippe besucht hatte. „Diese Phase dauert in der Regel mehrere Tage bis Wochen.“
Wir schaffen das gemeinsam!
Auch bei Heiko war in der Anfangszeit seine Mama mit im Kindergarten. „Solange ich im Kindergarten dabei war, ging alles gut“, so Frau Kaiser. Als Heiko nach zwei Wochen aber allein in der Gruppe bleiben sollte, gab es Probleme. Bereits am Vorabend sagte er dann: „Ich will morgen nicht in den Kindergarten gehen“. Im Kindergarten gab es dann bittere Tränen und der Kleine wirkte verzweifelt. „Das hat mich sehr mitgenommen“, erinnert sich die Mutter. In solchen Situationen rät Reuser erst einmal zu Gelassenheit. Oft sei der tränenreiche Abschied nur eine Momentaufnahme.
„Das Kind hat in dem Augenblick vielleicht ein Gefühl von Unsicherheit oder sich auch darin verbissen: „Ich will jetzt nicht hier sein“.“ Eltern sollten das Kind dann nicht mit nach Hause nehmen, sondern signalisieren: Wir schaffen das! Zusammen mit dem Kind können sie Möglichkeiten finden, die gegen den Kummer helfen. Vielleicht macht es Sinn, in der Anfangszeit ein geliebtes Kuscheltier mit in den Kindergarten zu nehmen? Möglicherweise gibt es auch eine Erzieherin oder ein anderes Kind, zu dem der Neuling schon Vertrauen hat? Dies kann dazu beitragen, den Abschiedsschmerz zu überwinden.
Morgens nicht einfach davonschleichen
Beim morgendlichen „Tschüss“-Sagen sollten sich Papa und Mama deutlich verabschieden, statt sich leise davonzustehlen. „Ich kann zum Beispiel noch einmal auf der Uhr zeigen, wann ich wiederkomme“, so Reuser. Eltern sollten sich unbedingt an die angekündigte Zeit halten und besser etwas früher als etwas später wieder da sein. Selbst Kinder, die bereits seit längerer Zeit in den Kindergarten gehen, wollen sich manchmal morgens nicht trennen. Laut Reuser stecken meist keine gravierenden Probleme dahinter, vielmehr seien es „ganz normale Alltagsgeschichten“ wie etwa ein Streit mit einem Freund am Vortag. Hilfreich ist es dann, einfühlsam nachzufragen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. „Wenn Kinder merken: Papa und Mama nehmen mich ernst, dann sind sie meistens schnell wieder zu beruhigen.“
Gespräch mit der Erzieherin suchen
Wenn hinter der morgendlichen Unlust aber doch ein größeres Problem steckt, können Eltern das oft am Verhalten ihres Kindes bemerken. „Die meisten Eltern haben ein sehr gutes Bauchgefühl, ob etwas nicht stimmt oder das Kind schlicht keine Lust hat in den Kindergarten zu gehen“, meint Sabine Lente von der Fachberatung für evangelische Tageseinrichtungen für Kinder in Bonn. „Fiel der Abschied schwer, sollte das Kind spätestens eine halbe Stunde später wieder getröstet sein.“ Aufmerksam sollten Eltern und Erzieher sein, wenn ein Kind über längere Zeit bedrückt ist, sich zurückzieht, unbeteiligt oder aggressiv ist. Wenn Eltern den Eindruck haben, dass dahinter schwerwiegende Probleme im Kindergarten stecken, wie etwa übergriffiges Verhalten anderer Kinder, sollte unbedingt mit den Erziehern über die eigenen Befürchtungen gesprochen werden. Dann könne gemeinsam nach Lösungswegen gesucht werden. „Wenn ich im Gespräch das Gefühl habe, dass die Erzieherin die Situation deutlich anders wahrnimmt als ich, gibt es auch die Möglichkeit, in einer Beratungsstelle eine Einschätzung und Lösungsansätze zu erfragen“, so Reuser. Manchmal kann es auch sinnvoll sein, einen Arzt aufzusuchen. Denn psychisch auffällige Kinder müssen besser betreut werden, wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands vor kurzem mahnte.
Veränderungen können belastend sein
In manchen Fällen sind es auch Veränderungen zu Hause, die für das Kind belastend sind und ihm die Trennung schwer machen. Dies kann beispielsweise ein Krach zwischen den Eltern sein, ein Umzug oder auch die Geburt eines Geschwisterchens. Reuser rät auch in solchen Fällen: „Die Eltern sollten gemeinsam mit dem Kind überlegen: Was würde dir helfen? Was könnten wir machen?“ Auch Heiko und seine Mama fanden Unterstützung bei der Erzieherin. Mittlerweile geht der Kleine gerne in den Kindergarten und die Tränen sind längst Vergangenheit.(ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.