Sommermythen-Faktencheck: Wird man auch im Schatten braun?
„Mücken stehen auf süßes Blut“ oder „Warme Getränke stillen den Durst besser als kalte“: Solche „Weisheiten“ sind oft zu hören. Handelt es sich dabei aber lediglich um Sommermythen oder ist etwas dran an solchen Aussagen? Ein Faktencheck gibt einen Überblick.
Sommermythen im Faktencheck
Gerade jetzt in der warmen Jahreszeit kann man viele alte Küchenweisheiten hören. So heißt es, dass Mücken süßes Blut lieben, oder man starke Bauchschmerzen bekommt, wenn man Wasser trinkt nachdem man Kirschen gegessen hat. Auch, dass man im Schatten braun werden kann, ist an den vielleicht letzten heißen Tagen dieses Sommers zu hören. Was ist aber dran an solchen Aussagen? Sind dies alles nur Sommermythen? In einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa werden einige solche Behauptungen einem Faktencheck unterzogen.
Auch im Schatten wird man braun
Was ist dran an der Behauptung, dass man auch im Schatten braun werden kann? „Das ist richtig“, sagte der Dermatologe Reinhard Mrotzek, der im Bundesverband der Deutschen Dermatologen organisiert ist. „Im Schatten bekommt man noch 50 Prozent der UV-Dosis ab.“ Also kriege man dort auch Farbe, allerdings langsamer und schonender. „Ob Sie dabei unter einem Zeltdach oder einem Baum sitzen, ist egal“, erläuterte der Experte. Da auch Fensterglas einen Teil des Sonnenlichts durchlässt, könnten sich auch Büro-Angestellte während der Arbeit bräunen. Zur Annahme, dass man nach einem Sonnenbrand viel brauner werde, sagte der Hautarzt: „Das ist natürlich Quatsch.“ Dadurch würden vielmehr wichtige Hautzellen zerstört und Pigmente, die für Bräune sorgten, gar nicht erst gebildet. Nicht vergessen werden darf, dass jeder Sonnenbrand auf dem eigenen Hautkonto addiert wird und das Hautkrebsrisiko steigert.
Soll man schwarze Kleidung meiden?
Laut dem Dermatologen gibt es bei der Kleidung – zumindest mit Blick auf den UV-Schutz – keinen Unterschied zwischen Schwarz und Weiß. „Es kommt nicht auf die Farbe der Kleidung an, sondern darauf, wie dicht sie gewebt ist.“ Allerdings komme man im schwarzen T-Shirt wahrscheinlich eher ins Schwitzen: „Ich glaube, dunkle Kleidung wärmt eher auf.“ Experten zufolge gibt es jedoch manche Mücken, die dunkelblaue beziehungsweise schwarze Kleidung mögen.
Wie man lästige Mücken fern hält
Und wie sieht es aus mit der Behauptung, dass Mücken süßes Blut lieben? „Das ist wirklich ein Mythos“, sagte Biologe Julian Heiermann vom Naturschutzbund Nabu in Berlin. „Manche Menschen werden aber öfter gestochen als andere.“ Laut dem Experten hat das vor allem mit dem Duft zu tun: „Im Schweiß ist ein bestimmter Stoff enthalten, der Mücken lockt. Manche produzieren davon mehr.“ Britische Forscher haben zudem vor kurzem in einer Studie festgestellt, dass Gene und nicht süßes Blut dafür verantwortlich sind, dass Mücken angelockt werden. Heiermann zufolge hilft auch Ernährung wenig: Knoblauch und Zwiebeln könnten zwar Mitmenschen auf Distanz halten, aber nicht die Stechtiere. Viele Fachleute sehen dies jedoch anders und raten unter anderem zu Knoblauch als einem natürlichen Hausmittel gegen Mücken. Auch ätherische Öle können gegen lästige Mücken helfen.
Warmes oder Kaltes trinken? Und wie viel davon?
Zur Frage, ob warme Getränke besser gegen die Hitze helfen als kalte, erklärte Bernhard Watzl, Ernährungswissenschaftler vom Max-Rubner-Institut in Karlsruhe: „Kaltes führt dazu, dass der Körper Wärme produziert.“ Und weiter: „Ich glaube, es wäre daher günstiger, eher die warmen Getränke zu konsumieren.“ Es sei jedoch nicht hinreichend erforscht, ob sie wirklich besser sind als eine eiskalte Schorle. „Wichtig ist, an heißen Tagen überhaupt genug zu trinken.“ Wie viel Wasser wir trinken sollen, ist unter anderem abhängig von Temperaturen und Aktivitäten. Im Sommer können es ruhig auch drei Liter am Tag sein. Stimmt es aber, dass man kein Wasser trinken soll, wenn man zuvor Kirschen oder Eiscreme gegessen hat? „Das hängt möglicherweise mit der Hygiene in früheren Zeiten zusammen, lässt sich heute aber nicht wirklich begründen“, so Watzl. „Es spricht nichts dagegen, danach etwas zu trinken.“
Nasse Badesachen nach dem Schwimmen wechseln
Dass man bei besonders hohen Temperaturen hitzefrei bekommt, stimmt nicht grundsätzlich. Normalerweise ist es den Rektoren überlassen, darüber zu entscheiden. Schüler haben es jedoch besser als Arbeitnehmer. „Es gibt kein Recht auf Hitzefrei“, so ein Sprecher der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Allerdings müssten Chefs ihre Mitarbeiter schützen, beispielsweise durch eine Klimaanlage oder Gleitzeitarbeit. Dass man nicht mit nassen Haaren raus gehen soll, da man sonst krank wird, stimmt auch nicht direkt. Wenn man wegen der nassen Haare jedoch friert, werden Bakterien schlechter abgewehrt und somit die Infektionsgefahr erhöht. Der Rat der Großmutter, sich nicht in nassen Badesachen trocknen zu lassen, sollte befolgt werden. Gesundheitsexperten zufolge sollte man nasse Badeanzüge und Badehosen nach dem Schwimmen sofort wechseln. Wie die Landesapothekenkammer in Hessen mitteilte, wird dadurch das Risiko einer Blasenentzündung eingedämmt. Demnach verringern Kälte und Nässe die Durchblutung und begünstigen so die Ausbreitung von Bakterien, die in die Blase gelangen können. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.