Neues Instrument entwickelt: Impfungen ohne Nadel möglich
Schon vor Jahren war berichtet worden, dass in Zukunft Impfungen ohne Nadel möglich sein könnten. Forschern aus Australien ist es nun tatsächlich gelungen, ein Instrument zu entwickeln, mit dem schmerzlos geimpft werden kann. Ein weiterer Vorteil: Auch die Kosten werden damit deutlich gesenkt.
Schmerzloses Impfen
Impfungen sind ein äußerst effektives Mittel gegen verschiedene Infektionskrankheiten. Bisher wurde mit dem Impfen stets auch eine Nadel verbunden. Doch schon vor Jahren berichteten Wissenschaftler, dass es künftig möglich sein könnte, Impfstoffe über die Haut zu verabreichen. Und nun ist es Forschern aus Australien tatsächlich gelungen, ein Instrument zu entwickeln, mit dem schmerzlos geimpft werden kann. Zudem hat es den Vorteil, dass damit die Kosten dramatisch gesenkt werden, weil keine Kühlkette für den Impfstoff benötigt wird.
Keine Kühlung nötig
Wie der Australisch-Neuseeländische Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann in einer Mitteilung berichtet, testen Forscher der University of Sydney die Marktreife einer Vorrichtung, die für große Unruhe im 30-Milliarden-Dollar-Impfgeschäft sorgen könnte.
Den Angaben zufolge besteht die Besonderheit des Produktes darin, dass beim Impfen keine Nadeln genutzt werden und damit auch die Notwendigkeit der kühlen Lagerung der Impfstoffe entfällt.
Bei dem Instrument handelt es sich um einen Chip, ein „MAP“ oder auch „Micro-projection Array Patch“. Dieses beträgt nur einen Quadratzentimeter aus biomedizinischem Polymer-Material und ist somit kleiner als eine Briefmarke.
Darin eingebettet sind 5.000 in Impfstoff gehüllte Mikro-Projektionen, welche die Impfstoffe durch die äußerste Schicht der Haut hindurch direkt zu Tausenden von Hautzellen transportieren.
Das Resultat ist eine effizientere Impfung, welche keine Kühlung der Impfstoffe verlangt, wie das noch bei der Methode mit Nadel und Spritze der Fall ist.
Wesentlich günstiger
Wie es in der Mitteilung heißt, wird der Patch von dem australischen Unternehmen Vaxxas vermarktet.
Die Forschung wird dabei von der University of Sydney und dem Innovative Manufactoring Cooperative Research Centre durchgeführt.
„Impfstoffe mithilfe dieser Technologie bereitzustellen, ist sehr viel günstiger und einfacher als flüssige Impfstoffe, die kühl gelagert werden müssen“, erklärt Cristyn Davies von der University of Sydney in einer Mitteilung.
„Dies wäre ein entscheidender Vorteil in abgelegenen Gebieten, etwa auch Entwicklungsländern, wo die Verfügbarkeit von Kühlschränken für die Impfstoffe nicht immer gegeben ist.“
Cristyn Davies, Professor Rachel Skinner von der University of Sydney, Professor Robert Booy von der Sydney Medical School sowie Professor Behnam Fahimnia von der Sydney Business School sind mit der Entwicklung des Instruments betraut.
Die Forscher testen die Akzeptanz der Verwendung dieses Patches bei Patienten und Ärzten und bewerten den Kosten-Nutzen-Faktor, verglichen mit der herkömmlichen Methode mit Nadel und Spritze.
Impfrate könnte steigen
Der innovative Patch könnte auch dafür sorgen, dass die Impfrate steigt. Denn wenigstens zehn Prozent der Befragten haben angegeben, eine Grippe-Impfung zu vermeiden, da sie sich vor der Nadel fürchten.
Zudem schätzt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass pro Jahr etwa 1,3 Millionen Todesfälle auf Verletzungen durch die Nadel und eine dadurch entstandene Kontaminierung zurückzuführen sind.
Der Patch wird mithilfe eines Applikators an der Haut angebracht, welcher das Produkt enthält und eine verlässliche Zustellung der Impfstoffe garantiert.
Den Angaben zufolge hat das Unternehmen Vaxxas im Jahr 2015 eine von der WHO unterstützte Studie durchgeführt, welche die Verwendung und die Verträglichkeit des Applikators für Impfungen gegen Kinderlähmung in Benin, Nepal und Vietnam untersucht hat.
Laut Davies hat diese Studie wertvolle Informationen geliefert und zudem ein großes Potenzial des Produktes angezeigt.
Tests bei verschiedenen Altersgruppen
Das Unternehmen plane, den Patch für Australien zu entwickeln und zu vermarkten. „Unsere Forschung konzentriert sich darauf, wie er von Patienten und Anwendern wahrgenommen wird“, erklärt Davies.
„Was sich die Hersteller von Impfstoffen von der Nutzung des Patches und dessen Annahme durch die Patienten und auch die Hersteller erhoffen, unterscheidet sich dramatisch von der Lage in Entwicklungsländern“, so Professor Rachel Skinner.
„Wir werden den Patch in verschiedenen Situationen und bei verschiedenen Altersgruppen testen, am Arbeitsplatz und mit Hausärzten“, erklärt Professor Booy.
Die Ergebnisse werden mit den Resultaten von früheren Studien der WHO verglichen, um die Anforderungen in verschiedenen Märkten abzuschätzen. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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