Foodwatch: Viele Kinderlebensmittel sind Fett- und Zuckerbomben
Eine neue Studie zeigt, dass viele Lebensmittel, die speziell für Kinder beworben werden, äußerst ungesund sind. Die Verbraucherorganisation foodwatch stellte in einem Test fest, dass der Großteil der Kinderlebensmittel nicht ausgewogen ist. Von medizinischen Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen werden gesetzliche Regelungen gefordert.
Werbelügen bei Kinderlebensmitteln
Im Supermarkt kann man zahlreiche Lebensmittel finden, die sich speziell an Kinder richten. So wird etwa auf Verpackungen mit einem Zusatznutzen, beispielsweise mit einer Extraportion Milch für gesunde Knochen und Zähne, geworben. Verbraucherschützer kritisieren solche Werbelügen bei Kinderlebensmitteln allerdings seit Jahren. So sind Kindermilchprodukte oft eher eine Süßigkeit, da sie enorm viel Zucker und Fett enthalten. Der hohe Konsum solcher Nahrungsmittel kann gesundheitliche Folgen haben. Auch aus diesem Grund leiden hierzulande immer mehr Kleinkinder an Karies und auch Fettleibigkeit nimmt bei Kindern dramatisch zu. Experten zufolge sind rund 15 Prozent der Kinder in Deutschland übergewichtig, sechs Prozent sogar fettleibig.
Ungesunde Produkte für Kinder
Zwar hat sich die Lebensmittelindustrie seit 2007 im sogenannten „EU Pledge“ eine freiwillige Selbstbeschränkung beim Kindermarketing auferlegt. Doch die Hersteller bewerben in Deutschland weiterhin fast ausschließlich ungesunde Produkte gezielt an Kinder. Dies zeigt eine neue Studie von foodwatch, die die Verbraucherorganisation nun gemeinsam mit der Deutschen Adipositas Gesellschaft, der Deutschen Diabetes Gesellschaft und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe in Berlin vorgestellt hat. Die Verbraucherschützer haben für die Studie alle an Kinder vermarkteten Produkte derjenigen Hersteller unter die Lupe genommen, die den „EU Pledge“ unterzeichnet haben.
Politik zum Handeln aufgefordert
Sie stellten dabei fest, dass 252 von insgesamt 281 untersuchten Produkten keine ausgewogenen Kinderlebensmittel nach den Anforderungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind. Im „EU Pledge“ gelten jedoch andere Richtwerte. So sind dort etwa 30 Prozent Zucker noch in Ordnung, während die WHO lediglich einen Zuckergehalt von 15 Prozent erlaubt. Foodwatch sowie die medizinischen Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen forderten Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sowie Bundesernährungsminister Christian Schmidt auf, an Kinder gerichtetes Marketing nur noch für Lebensmittel zu erlauben, die den WHO-Kriterien entsprechen. Freiwillige Maßnahmen der Lebensmittelindustrie reichten offenbar nicht aus.
Freiwillige Selbstverpflichtungen offenbar wirkungslos
„Mit wohlklingenden Selbstverpflichtungen inszeniert sich die Lebensmittelbranche als Vorreiter im Kampf gegen Übergewicht und Fehlernährung – und vermarktet gleichzeitig tonnenweise Süßigkeiten und Junkfood gezielt an Kinder. Ein trauriges PR-Manöver, das nur von der eigenen Verantwortung ablenken soll. Die Lebensmittelwirtschaft ist nicht Teil der Lösung, sondern Kern des Problems“, wird Oliver Huizinga, Experte für Kindermarketing bei foodwatch in einer Pressemitteilung der Organisation zitiert. Kritisiert wurde zudem, dass es für die Gestaltung der Verpackung und Werbung im Supermarkt im „EU Pledge“ keine Regelung gibt. So hatte foodwatch bereits vor einigen Wochen darauf hingewiesen, dass viele Konzerne Kinder mit Comicfiguren zu ungesunder Ernährung verleiten.
Falsche Ernährung führt zu Übergewicht
Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der Deutschen Diabetes Gesellschaft und Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK) meinte: „Die sogenannte Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie für die Kinderlebensmittelwerbung ist eine Mogelpackung und täuscht den Verbraucher. Die meisten ‚Kinderlebensmittel‘ sind keine Lebensmittel, sondern schlichtweg Süßigkeiten. Marketing für ‚Kinderlebensmittel‘ muss per Gesetz eingedämmt werden, sonst werden wir die Welle der Fehlernährung und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen nicht stoppen.“ Übergewicht beziehungsweise Adipositas führt in vielen Fällen zu Folgeerkrankungen wie Diabetes Typ 2, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauferkrankungen. Seit den 1980er- und 1990er-Jahren hat sich der Anteil übergewichtiger Kinder um 50 Prozent erhöht. Als Hauptursache dafür wird falsche Ernährung angesehen. Kinder essen zu viele Süßigkeiten, fettige Snacks und trinken zu viele zuckerhaltige Getränke; Obst und Gemüse hingegen kommen zu kurz. (ad)
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