Windpocken: Wie die Impfung ihr Kind vor der hochansteckenden Krankheit schützt
Windpocken sind hochansteckend und zählen zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Gesundheitsexperten informieren über die Infektionskrankheit, die fast jedes Kind befällt. Sie weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, den Nachwuchs durch wirksame Impfungen zu schützen.
Eine der häufigsten Kinderkrankheiten
Windpocken zählen zu den häufigsten Kinderkrankheiten. Zwar erkranken auch Erwachsene, doch der Großteil der Patienten sind Kinder. Ausgelöst wird die Infektionskrankheit durch das hochansteckende Varicella-Zoster-Virus (VZV). Die Krankheit selbst kann nicht ursächlich behandelt werden, lediglich die Symptome lassen sich durch Medikamente oder Hausmittel lindern. Laut Gesundheitsexperten und Fachorganisationen wie dem Robert Koch Institut (RKI) „stellt die Impfung als aktive Immunisierung“ die „beste Vorbeugung einer Varizellen-Infektion“ dar. Auch die Stiftung Kindergesundheit weist nun auf den Schutz durch die Impfung hin.
Zahl der Erkrankungen aufgrund von Impfungen zurückgegangen
Wie die Stiftung Kindergesundheit in einer aktuellen Mitteilung berichtet, gehört die Impfung gegen Windpocken seit 15 Jahren zu den von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlenen Schutzimpfungen.
Zuvor war sie nur für spezielle Risikogruppen angeraten worden, zum Beispiel für Kinder mit einem geschädigten Immunsystem.
Im Jahre 2004 hatte die STIKO dann beschlossen: Künftig sollen alle Kinder die Impfung erhalten, am besten zusammen mit der Impfung gegen Mumps, Masern und Röteln im Alter von elf bis 14 sowie 15 bis 23 Monaten.
Der Stiftung Kindergesundheit zufolge erwies sich die Entscheidung als in hohem Maße nützlich für die Generation der seitdem geborenen Kinder, denn die Zahl der Erkrankungen an Windpocken ist seither in Deutschland deutlich zurückgegangen.
Kinder vor schwerwiegenden ansteckenden Krankheiten schützen
„Impfungen gehören zu den größten Erfolgen der Medizin unserer Zeit“, sagte Kinder- und Jugendarzt Professor Dr. Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit.
„Es ist Impfungen zu verdanken, dass viele Schrecken früherer Kinderjahre so selten geworden sind. Moderne Impfstoffe sind gut verträglich und schützen Kinder von schwerwiegenden ansteckenden Krankheiten“, so der Experte.
„Die Impfung gegen Windpocken bietet ein aktuelles Beispiel für die Erfolge einer nachhaltigen Impfstrategie.“
Viren überwinden mühelos Entfernungen von zehn Metern
Wie die Stiftung schreibt, tragen Windpocken (fachsprachlich: Varizellen) ihren Namen völlig zu Recht: Ihr Erreger, das „Varicella-Zoster-Virus“ (VZV) weht wirklich mit dem Wind überall hin.
Die Viren fliegen nicht nur durch offene Türen, sondern überwinden im Aufwind von Treppenhäusern und sogar an Hauswänden mühelos Entfernungen von zehn Metern.
Deshalb ist es kaum zu verhindern, dass sich die ungeimpften Geschwister eines Kranken oder ungeimpfte Kinder in der Nachbarschaft oder in der Kita anstecken.
Typischstes Symptom der Krankheit
Die Krankheit beginnt meist elf bis 21 Tage nach der Ansteckung mit leichtem Fieber und Abgeschlagenheit.
Das typischste Symptom der Infektionskrankheit ist ein roter, stark juckender Hautausschlag mit kleinen Knötchen auf der Haut.
Laut der Stiftung kann man fast zusehen, wie der Ausschlag entsteht: Zunächst treten kleine, blassrote Flecken auf und verwandeln sich dann in dünnwandige, Streichholzkopf große Bläschen. Sie platzen schon bei leichtem Druck.
Der Ausschlag entwickelt sich schubweise: Die einzelnen Entwicklungsstadien – Flecken, Bläschen und eingetrocknete Krusten – folgen dicht aufeinander. So entsteht der Eindruck einer regelrechten „Sternkarte“ mit unterschiedlich großen „Sternen“.
Manche Kinder haben mehr als 500 juckende Bläschen (manchmal sogar im Mund oder in der Scheide), die durchschnittliche Bläschenzahl liegt bei 350.
Schwere Krankheitsverläufe möglich
Am ansteckendsten sind die Kinder ein bis zwei Tage vor dem Erscheinen der Bläschen und sechs bis sieben Tage nach dem Ausbruch der Krankheit.
Danach schwächt sich die Ansteckungsgefahr ab, erlischt jedoch erst mit Sicherheit, wenn die letzten Krusten abgefallen sind.
Manche Kinder fühlen sich trotz des Ausschlags überhaupt nicht krank und haben nur leicht erhöhte Körpertemperatur. Andere hingegen machen einen ausgesprochen kranken Eindruck. Bei Kindern, die an Neurodermitis (Ekzem) leiden, verläuft die Krankheit oft schwer.
Untersuchungen bezüglich der Häufigkeit von Komplikationen haben gezeigt, dass es bei etwa 16 Prozent der Patienten zu einem schweren Krankheitsverlauf kam und die Komplikationsrate 5,7 Prozent betrug.
Dabei handelte es sich vor allem um sogenannte bakterielle Superinfektionen: Die Kinder kratzen mit schmutzigen Fingernägeln die juckenden Bläschen auf und es kommt zu zusätzlichen Entzündungen durch Bakterien.
Eine Lungenentzündung ist eine relativ häufige, eine Enzephalitis (Gehirnentzündung) eine eher seltene Komplikation einer Windpocken-Infektion.
„Nebenwirkungen“, die die ganze Familie betreffen
Laut der Stiftung Kindergesundheit sind auch die „Nebenwirkungen“ der Krankheit, die nicht nur das betroffene Kind, sondern die ganze Familie schwer belasten können, nicht zu unterschätzen.
So ist das Kind durch die Windpocken für gut eine Woche „aus dem Verkehr gezogen“. Es darf nicht in den Kindergarten oder zur Schule. Urlaubsreisen oder Ausflüge müssen abgesagt werden und auch die Einladung zum Kindergeburtstag kann man in den Wind schreiben.
Weil nicht überall Großeltern zur Pflege des kranken Kindes einspringen können, muss ein Elternteil in dieser Zeit zu Hause bleiben. Manche alleinerziehende, berufstätige Mutter wird durch die Windpocken vor eine schier unlösbare Situation gestellt.
Kindheit ist der ungefährlichste Zeitabschnitt des Lebens
Durch die empfohlene Impfung hat sich nicht nur die Zahl der Erkrankungen reduziert, sondern auch bei noch nicht geimpften Säuglingen und bei Erwachsenen gab es weniger Ansteckungen mit Windpocken.
Denn wenn viele Menschen geimpft werden, sind immer weniger Erreger im Umlauf. Es entsteht eine sogenannte Herdenimmunität und davon profitieren auch nicht geimpfte Kinder und Erwachsene, berichtet die Stiftung Kindergesundheit.
„Dass die Kindheit heute der ungefährlichste Zeitabschnitt des Lebens ist, verdanken unsere Kinder zu einem wesentlichen Teil den Impfungen“, sagte Professor Dr. Berthold Koletzko.
„Die Stiftung Kindergesundheit vertritt deshalb mit Überzeugung die Meinung, dass Eltern jede Möglichkeit nutzen sollten, Krankheiten, die auch ihrem Kind drohen können, durch wirksame Impfungen zu verhindern. Windpocken gehören dazu“. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.