Studie: Höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Osteuropa
Auch wenn immer weniger Menschen in Europa an den Folgen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sterben, gehören diese Krankheiten noch immer zu den häufigsten Todesursachen. Eine neue Studie zeigt nun, dass das Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, in den Ländern sehr ungleich verteilt ist. Osteuropäer sind deutlich häufiger betroffen. Und auch Frauen.
Weniger Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Erst vor wenigen Monaten hatte die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mitgeteilt, dass es zwar in Deutschland mittlerweile weniger Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verzeichnen gibt, doch hier noch immer mehr Menschen an Herzinfarkt oder Schlaganfällen sterben als im OECD-Durchschnitt. Vor allem bei jungen Leuten nehmen demnach Bluthochdruck und Diabetes zu. Auch in den anderen Ländern Europas sinkt die Wahrscheinlichkeit, an solchen Krankheiten zu sterben, allerdings ist das Risiko in den verschiedenen Nationen sehr ungleich verteilt. Dies zeigt eine neue Studie, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet.
Häufigste Todesursache in Europa
So zeigt die im Fachmagazin „European Heart Journal“ veröffentlichte Studie, dass in osteuropäischen Ländern deutlich mehr Menschen etwa an Herzinfarkten und Schlaganfällen sterben als in anderen Regionen. Wie die Autoren um Nicholas Townsend schreiben, sei die Lebenserwartung in diesen Ländern auch insgesamt niedriger.
Townsend ist Leiter eines Forschungsprogramms der britischen Herzstiftung an der Universität Oxford. Den Angaben zufolge kosten Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Europa über vier Millionen Menschen pro Jahr das Leben. Mit 45 Prozent sind sie die häufigste Todesursache überhaupt. Zwar trifft es alte Menschen öfter als jüngere, aber dennoch sterben jährlich 700.000 Menschen unter 65 Jahren an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.
Frauen haben ein höheres Risiko
„Frauen sterben statistisch häufiger an diesen Krankheiten als Männer, allerdings eher in höherem Alter“, erläuterte Townsend. Zu einem ähnlichen Ergebnis war auch der Deutsche Herzbericht 2014 gekommen: Hierzulande sterben demnach – mit Ausnahme von Infarkt – deutlich mehr Frauen als Männer an Herzleiden wie etwa Vorhofflimmern. Wie Thomas Meinertz von der Deutschen Herzstiftung damals erläuterte, könne es sein, dass Frauen zu spät zum Arzt gingen. Zudem verwiesen Experten auf die feineren Gefäße von Frauen, die Operationen und die Medikamentendosierung erschwerten. Dies auch deshalb, da Studien hauptsächlich an Männern gemacht würden.
Übergewicht in europäische Ländern nimmt zu
Townsend sagte dass die Sterblichkeit in Europa insgesamt wegen der besseren Behandlungsmethoden beständig abnehme. Allerdings könne die Zunahme von Risikofaktoren wie Übergewicht beziehungsweise Adipositas und Diabetes dieser Verbesserung entgegenwirken. Dass diese Gefahr zunimmt, zeigt auch eine Warnung die die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor wenigen Monaten aussprach. Die Experten verwiesen darauf, dass Europäer immer dicker werden und warnten für die europäische Region vor einer „Übergewichts-Krise enormer Ausmaße“ bis zum Jahr 2030.
Deutlich höhere Zahlen in Osteuropa
Der Trend zu einer höheren Lebenserwartung wurde bei der aktuellen Auswertung berücksichtigt. „Das wichtigste Problem mit der alternden Bevölkerung wird wohl sein, dass wir mehr Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen am Leben halten und das eine größere Belastung für die Gesundheitssysteme bedeutet“, so Townsend. In acht Ländern sind die Zahlen für Frauen besonders gut. In folgenden Nationen kommen auf 100.000 Frauen weniger als 250 Todesfälle: Frankreich, Spanien, Dänemark, Niederlande, Norwegen, Schweiz, Großbritannien und Israel. Mit 362 Fällen auf 100.000 Frauen steht auch Deutschland im Vergleich gut da. Im Osten des Kontinents sieht es jedoch ganz anders aus. So sterben in Mazedonien, der Ukraine, Moldawien, Kirgistan, Usbekistan und Turkmenistan mehr als 1.000 von 100.000 Frauen an Herz-Kreislauf-Problemen. Wie die Wissenschaftler mitteilten, lagen ihnen jedoch aus den letzten beiden Ländern nur Daten aus den Jahren 2005 beziehungsweise 1998 vor.
Vergleichbarkeit der Daten teils schwierig
Ähnlich sieht es bei den Männern aus. So kommen in Israel, Frankreich und Spanien auf 100.000 Männer weniger als 300 Todesfälle, in der Ukraine und in Turkmenistan jedoch mehr als 1.500. Allerdings hat eine Studie der WHO vor kurzem ergeben, dass Turkmenistan nun weltweit den geringsten Raucheranteil hat. Dieser Umstand könnte dazu beitragen, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in dem Land zurückgeht. In Deutschland sind es 477,2 Todesfälle auf 100.000 Männer. Die Wissenschaftler räumten auch bei diesen Zahlen Probleme mit der Vergleichbarkeit der Daten ein. In der Studie wurden Länder untersucht, die von der WHO zur europäischen Region gezählt werden. Diese reicht teilweise bis nach Asien. (ad)
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