Zitronensäure zur Senkung der Infektionsfähigkeit von Noroviren?
Die Natur hält für viele Krankheitserreger überraschend einfache Gegenmittel parat. So haben Forscher der Universität Heidelberg, des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) und der University of New South Wales in Australien nun herausgefunden, dass Zitronensäure die Infektionsfähigkeit von Noroviren deutlich senken kann. In weiteren Studien wollen die Forscher nun überprüfen, „ob Zitronensäure auch bei bereits erfolgter Norovirus-Infektion die Symptome lindern kann“, berichtet das DKFZ. Die Ergebnisse ihrer Studie haben die Wissenschaftler in dem Fachmagazin „Virology“ veröffentlicht.
Die Zitronensäure bindet laut Angaben der Wissenschaftler genau an jene Stelle der Virushülle, die beim Infektionsvorgang in Kontakt mit den menschlichen Körperzellen tritt. So könnten die hochansteckenden Noroviren daran gehindert werden, menschliche Zellen zu infizieren. Zitronensaft wäre demnach ein natürliches Desinfektionsmittel gegen Noroviren. Zudem haben sich in den Untersuchungen Hinweise darauf ergeben, dass Zitronensäure die Viren anfälliger gegen Angriffe der Antikörper macht, berichtet das Forscherteam um Grant Hansman, Leiter der C.H.S.-Nachwuchsgruppe Noroviren am DKFZ und der Universität Heidelberg.
Sicheres und gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel
Noroviren sind oftmals Auslöser plötzlich einsetzender Magen-Darm-Beschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen. Die Erreger bilden die „überwiegende Ursache von Gastroenteritis-Ausbrüchen in Krankenhäusern oder Schulen oder etwa auf Kreuzfahrtschiffen“, berichtet das DKFZ. Übertragen werde das extrem ansteckende Virus auf fäkal-oralem Weg beziehungsweise über kontaminierte Hände oder verunreinigte Lebensmittel.„Daher ist es wichtig, ein sicheres und gesundheitlich unbedenkliches Desinfektionsmittel zur Verfügung zu haben“, betont Grant Hansmann.
Reduzierte Infektionsfähigkeit der Noroviren
Aus früheren Untersuchungen war bereits bekannt, „dass Fruchtextrakte, etwa Orangen- oder Granatapfelsaft, die Infektionsfähigkeit von Noroviren reduzieren können“, berichtet das DKFZ. Als Grant Hansman noch in den USA an den National Institutes of Health geforscht habe, sei ihm durch Zufall aufgefallen, dass „das Citrat aus dem Chemikalienhandel an die Kapselproteine von Noroviren binden kann.“ Der Virologe ging diesem Befund mit seinen Kollegen in Heidelberg weiter nach, wobei die Forscher für ihre Versuche keine intakten Erreger, sondern leeren Virus-Proteinkapseln, sogenannte „virus-like particles“, verwendeten. Diese verfügen über die gleichen Oberflächeneigenschaften wie echte Viren.
Zitronensaft als Infektionsschutz
Bei Kontakt mit Citrat aus Zitronensaft oder aus citrathaltigen Desinfektionsmitteln veränderten die Virus-Proteinkapseln ihre Gestalt und eine Röntgenstrukturanalyse ergab, dass die Zitronensäure an die sogenannten „Blutgruppen-Antigene“ andockte, jene Abschnitte, die beim Infektionsvorgang mit den Körperzellen in Kontakt treten. Diese Erkenntnisse könnten nach Ansicht der Forscher erklären, warum Citrat die Infektionsfähigkeit von Noroviren reduziert. Möglicherweise seien „ja die paar Tropfen Zitronensaft, die man üblicherweise auf eine Auster träufelt, eine guter Infektionsschutz“, so Hansman. Die Citratmenge im Saft einer Zitrone könnte dem Virologen zufolge bereits ausreichen, um beispielsweise die Hände zu dekontaminieren. Angesichts der ebenfalls festgestellten erhöhten Zugänglichkeit der Viren für Antikörper nach Kontakt mit der Zitronensäure, planen die Wissenschaftler zudem weitere Untersuchungen, um zu überprüfen, ob Zitronensäure auch zur Behandlung bei bereits erfolgter Norovirus-Infektion eingesetzt werden kann. (fp)
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