Clostridium ramosum: Bakterium fördert Übergewicht
Es ist schon länger bekannt, dass bestimmte Darmbakterien einen Einfluss auf das Gewicht haben können. Eines davon ist Clostridium ramosum. Forscher haben nun herausgefunden, wie dieses Bakterium Übergewicht fördert.
Darmbakterien beeinflussen das Gewicht
In den vergangenen Jahren ist in verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen belegt worden, dass manche Darmbakterien das Gewicht beeinflussen können. So zeigte sich in Studien, dass diese Bakterien unser Sättigungsgefühl steuern, Auslöser des Jo-Jo Effekts sein und Übergewicht auslösen können. Doch wie solche Effekte zustande kommen, ist bisher kaum verstanden. Deutsche Forscher haben hierzu nun neue Erkenntnisse gewonnen.
Botenstoff Serotonin wird vermehrt ausgeschüttet
Forscher vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) berichteten schon vor Jahren, dass das Bakterium Clostridium ramosum Übergewicht fördert.
Ihre Ergebnisse wurden damals in „mBio®“, dem „Open Access Journal“ der „American Society for Microbiology“ veröffentlicht.
Nun konnte ein Forscherteam vom DIfE zeigen, wie dieser Effekt zustande kommt.
In der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ berichten sie, dass Clostridium ramosum die Darmzellen von Mäusen dazu bringt, vermehrt den Botenstoff Serotonin auszuschütten.
Wie in einer Mitteilung dazu erklärt wird, wird durch das Serotonin die Fettaufnahme aus dem Darm begünstigt, was die Fettpolster schneller wachsen lässt.
Hundertmal kleiner als ein Sandkorn
Den Angaben zufolge ist Clostridium ramosum ein zehn Mikrometer großes Bakterium und somit rund 100 Mal kleiner als ein Sandkorn. Die sporenbildende Mikrobenart kommt verstärkt im Darm von übergewichtigen Menschen vor.
Unklar ist jedoch, ob die Betroffenen durch das Bakterium an Gewicht zunehmen. Im Tierversuch ist die Datenlage eindeutiger.
„In früheren Studien mit Mäusen beobachteten wir, dass Clostridium ramosum Übergewicht fördert, indem es die Zahl der Fettsäuretransporter im Darm erhöht“, erläuterte Professor Michael Blaut, Leiter der Abteilung Gastrointestinale Mikrobiologie am DIfE.
Dieser Spur gingen die Wissenschaftler nun weiter nach. Dafür untersuchten sie Mäuse und Darm-Organoide.
Diese werden aus Stammzellen gewonnen und weisen ähnliche Eigenschaften wie normales Darmgewebe auf. Deshalb werden sie auch als „Mini-Därme“ bezeichnet.
Das Forscherteam beobachtete, dass Clostridium ramosum den Darm der Tiere dazu bringt, vermehrt enterochromaffine Zellen zu bilden. Diese spezialisierten Zellen produzieren den Botenstoff Serotonin.
Das Bakterium kann somit die Konzentration von Serotonin im Darm erhöhen und die Anzahl der Fettsäuretransporter steigern. Eine mögliche Folge für Maus und Mensch: Übergewicht.
„Die Studie zeigt einmal mehr, wie stark der Einfluss einer einzelnen Bakterienspezies im Darm sein kann“, betonte Blaut.
Optimale Vermehrung unter einer fettreichen Diät
Laut den Experten könnte insbesondere eine Ernährung mit viel Fett problematisch sein. Denn das Bakterium vermehrt sich gerade unter einer fettreichen Diät optimal.
„Unsere Ergebnisse liefern einen wichtigen Hinweis auf das Zusammenspiel zwischen Ernährung, Stoffwechsel des Wirts und Darmbakterien“, so Dr. Ana Mandic, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung, die seit fast drei Jahren an dem Projekt arbeitet.
Im nächsten Schritt sei es wichtig zu prüfen, in welchem Maße Clostridium ramosum beim Menschen zu Übergewicht beiträgt.
Die Forschenden wollen zudem herausfinden, ob das Bakterium durch eine bestimmte Ernährung und andere Mikroorganismen ausgebremst werden könnte. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.