Viele Männer tun es, doch nur wenige reden darüber: In der Plastisch-Ästhetischen Chirurgie am Universitätsklinikum Bonn steigen die Brustverkleinerungs-Eingriffe bei Männern rasant an. Gründe dafür sind ein neues Bewusstsein für das eigene Äußere in der männlichen Bevölkerung, aber auch Faktoren wie schlechte Ernährung, mangelnde Bewegung, Alkohol- und Medikamentenkonsum. Laut einer aktuellen Studie der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) stellen Brustverkleinerungen bei Männern in Deutschland mittlerweile die häufigsten ästhetisch-chirurgischen Eingriffe dar.
Die Daten wurden durch eine Mitgliederbefragung der VDÄPC und der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) ermittelt – und sie sprechen eine deutliche Sprache: Von den gesamten ästhetisch-chirurgischen Eingriffen an Männern waren rund 20 Prozent Brustverkleinerungen. Im Jahr davor war die Brustverkleinerung nicht einmal in den Top 5 vertreten – die Fettabsaugung belegte bis dahin den ersten Platz.
Ästhetische und gesundheitliche Folgen: Im Extremfall sogar Brustkrebs
Mediziner unterscheiden dabei zwischen einer echten weiblichen Brustbildung bei erwachsenen Männern, der Gynäkomastie, und der Pseudogynäkomastie. Letztere entsteht im Zusammenhang mit Übergewicht durch die Einlagerung von Fett in die Brust. Erst im vergangenen Jahr hatte das statische Bundesamt in Wiesbaden mitgeteilt, dass rund 62 Prozent der männlichen Bevölkerung in Deutschland unter Übergewicht leidet – Tendenz steigend.
Die echte weibliche Brustbildung wiederum wird unterschieden in eine physiologische Gynäkomastie (Folge eines hormonellen Ungleichgewichtes) und eine pathologische Gynäkomastie, die unter anderem durch Vererbung, chronische Erkrankungen, Medikamente oder Drogenkonsum entstehen kann.
„Umweltfaktoren, Ernährung, beruflicher Stress – das alles führt offenbar zu einer Zunahme dieser Probleme. Neben den ästhetischen Konsequenzen gibt es natürlich auch gesundheitliche Einschränkungen – im seltenen Extremfall kann es sogar zu Brustkrebs kommen“, erklärt Priv. Doz. Dr. Klaus J. Walgenbach, Leiter der Plastisch-Ästhetischen Chirurgie des Universitätsklinikum Bonn.
Hinzu kommt ein zunehmendes Bewusstsein für das eigene Äußere. So ist die Zahl der plastisch-ästhetischen Eingriffe bei deutschen Männern in den vergangenen Jahren konstant gestiegen. “Nicht nur Frauen ist ein attraktives Erscheinungsbild wichtig. Auch Männer legen immer mehr Wert auf ihr Äußeres, denn sie merken, dass es häufig mit privatem und beruflichem Erfolg verknüpft ist. Gerade eine weibliche Brustbildung ist für viele Männer eine Belastung. Daher ist die Brustverkleinerung bei Männern zunehmend kein Tabu mehr“, so Walgenbach.
Bei einem Eingriff zu beachten: Unbedingt einen Facharzt für Ästhetisch-Plastische Chirurgie aufsuchen
Die Korrektur der Brust geschieht durch einen kleinen Schnitt am Rand des Brustwarzenhofes, durch den Drüsengewebe und Körperfett entfernt werden. Um eine optimale Konturierung zu erreichen, wird zusätzlich im gesamten Brustbereich noch eine Fettabsaugung vorgenommen.
Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose und dauert ein bis zwei Stunden. „Der Eingriff ist sicher, Komplikationen sind extreme Seltenheit“, erklärt Walgenbach. „Voraussetzung ist natürlich, dass ein gelernter, erfahrener Facharzt für Plastisch-Ästhetische Chirurgie den Eingriff vornimmt. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass viele so genannte Schönheitsärzte genau diesen Facharzt nicht vorweisen können, sondern in ganz anderen Bereichen ausgebildet sind, was aus meiner Sicht ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für die Patienten bedeutet.“
In den sechs Wochen nach der Operation muss der Patient einen Kompressionsmieder tragen, um die Haut zu straffen und somit das Ergebnis positiv zu beeinflussen. Die Schmerzen nach der Operation dauern meist nur wenige Tage an und sind vergleichbar mit einem starken Muskelkater. Patienten sollten darauf achten, in den ersten Tagen den Oberkörper nicht zu stark zu belasten und drei bis vier Wochen keinen Sport zu treiben. Die Schwellung der Brust hält für drei bis maximal sechs Monate an und die Narben verblassen meist nach sechs bis achtzehn Monaten. (pm)
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Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.