Osteopathen therapieren mit ihren Händen. Sie können dadurch Funktionsstörungen im Körper diagnostizieren und therapieren.
Die Osteopathie gehört in Deutschland nicht zu den Kassen-Regelleistungen, doch mittlerweile beteiligen sich diverse Krankenkassen an den Kosten. Die Osteopathie soll durch feinfühliges Ertasten von Verspannungen und gezielte Handgriffe, um Muskeln zu lockern, Blockaden lösen und so eine gesunde Balance wiederherstellen. Dafür nutzen Osteopathen vor allem ihre Hände und Augen. “Wir tasten und fühlen, betrachten den ganzen Körper”, erklärt der Osteopath Georg Schöner, der gleichzeitig auch Vorsitzender beim Bundesverband Osteopathie (BVO) ist.
Ausschließlich mit den Händen praktiziert
Der us-amerikanische Arzt Dr. Andrew Taylor legte vor über 100 Jahren die Grundlagen für die Entwicklung der Osteopathie. Dabei verknüpfte er die rein mechanische, fast schon chiropraktische Therapie, mit einer energetischen Form der Behandlung. So arbeiten osteopathisch ausgebildete Ärzte, Heilpraktiker und Therapeuten anhand von leichtem Druck mit den Fingerspitzen, feinfühligem Ertasten von Verspannungen und gezielten Handgriffen, um Muskeln und Bindegewebe zu lockern. In den USA kommt die Osteopathie häufig bei Migräne, Kopfschmerzen und Rückenschmerzen zur Anwendung. Und auch in Deutschland übernehmen Kassen immer öfters, zumindest anteilig, die anfallenden Kosten. So zum Beispiel die gesetzliche Krankenkasse SBK, die ihren Versicherten jährlich bis zu sechs osteopathische Behandlungen mit bis zu 30 Euro pro Sitzung bezahlt. Die Vorsitzende des Verbandes der Osteopathen in Deutschland (VOD), Prof. Marina Fuhrmann, erklärte in Wiesbaden: „Osteopathie wird ausschließlich mit den Händen praktiziert, ohne Medikamente und chirurgische Eingriffe.“ Dabei seien Feinfühligkeit und jahrelange Schulung wichtig, um die Ursachen der Beschwerden mit den Fingerspitzen und Handflächen aufzuspüren, meinte dazu der Orthopäde Siegbert Tempelhof, Vorstandsmitglied der Deutsch-Amerikanischen Akademie für Osteopathie (DAAO).
Drücken Lockern Dehnen
Hinweise darauf, wo Körperfunktionen und Organe beeinträchtigt sind, können beispielsweise Spannungen in Knochen, Muskeln und Bindegewebe geben. Ziel der Osteopathie ist es, solche Spannungen zu erkennen, Störsignale aufzulösen und wieder eine gesunde Balance herzustellen. Dabei muss man sich als Patient darauf einlassen, eingehend untersucht, befragt und betastet zu werden. „Die häufigsten Beschwerden meiner Patienten sind Schmerzen des Bewegungsapparates wie Rücken-, Knie- und Nackenschmerzen, Verspannungen, Probleme mit den Bandscheiben“, so die Osteopathin und Heilpraktikerin Andrea Schwarz-Lehmann in Hamburg. Ähnlich wie bei anderen Therapieformen, so zum Beispiel der Fußreflexzonenmassage, setzt die Behandlung keineswegs immer dort an, wo es aktuell schmerzt. Beispielsweise können Kopfschmerzen Anlass sein, die Beweglichkeit der Füße zu überprüfen.
Der Therapeut setzt dann mit seinen Handgriffen dort an, wo es spannt und blockiert. Dabei wird oft mit gezielten Bewegungen das Bindegewebe gelockert, der Lymphfluss angeregt oder bestimmte Muskeln gedehnt.
Osteopathie, als Ergänzung zur konventionellen Medizin, hat in Deutschland regen Zulauf erhalten. Sie wurde von privaten Krankenversicherungen in naturheilkundlich orientierte Tarife aufgenommen und auch diverse gesetzliche Kassen übernehmen mittlerweile einen Teil der Kosten. Osteopath ist aber hierzulande keine geschützte Berufsbezeichnung und so bemängelte die Stiftung Warentest kürzlich in ihrer Zeitschrift „test“ (Ausgabe 3/2013) die uneinheitliche Qualität der Ausbildung. Patienten seien dazu angehalten, bei ihrer Wahl eines Osteopathen auf dessen Qualifikation zu achten. Dies ist natürlich nicht ganz einfach, da es zu dieser Behandlungsmethode noch keine aussagekräftigen Daten aus großen klinischen Studien gibt.
Wirkung auf die Selbstheilungskräfte des Körpers
Auf möglich Risiken und Nebenwirkungen wiesen die Warentester ebenfalls hin. So könne es beispielsweise bei Patienten mit akuten Infektionen Komplikationen geben. Die Handgriffe bei osteopathischer Behandlung seien zwar sanfter als bei vielen manuellen Heilverfahren, Schmerzen und Verletzungen können aber nicht ausgeschlossen werden. Die Osteopathen sprechen die medizinischen Grenzen aber selbst ganz offen an. So betont der VOD, dass es sich bei der Osteopathie um “keine Notfallmedizin handelt, die in lebensbedrohliche Situationen eingreifen kann”. Bei schweren und akuten Erkrankungen und Infektionen stehe zunächst eine konventionelle Behandlung an. Osteopathie könne aber dort angewandt werden und wirken, wo die körperlichen Selbstheilungskräfte in der Lage sind, die gesundheitliche Balance wiederherzustellen. (sb)
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