So geht man am besten gegen Kopfschmerzen vor
Rund acht Millionen Menschen in Deutschland leiden regelmäßig an Kopfschmerzen. Die meisten von ihnen greifen dann – unabhängig von der Ursache der Beschwerden – zu frei verkäuflichen Schmerzmitteln. Solche Arzneien können das Problem jedoch mitunter verschlimmern.
Schmerzmittel können zu Schmerzen führen
Etwa acht Millionen Bundesbürger leiden an wiederkehrendem Kopfschmerz. Die meisten von ihnen versuchen dann nicht, mit Hausmitteln gegen Kopfschmerzen vorzugehen, sondern nehmen Medikamente ein, die in der Regel ohne Rezept in der Apotheke erhältlich sind. Allerdings kann die übermäßige Einnahme von Schmerzmitteln Dauer-Kopfschmerzen verursachen. Darauf hat der Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) vor kurzem hingewiesen. Anlässlich des Kopfschmerztags am Samstag haben zahlreiche Gesundheitsexperten auf Ursachen und Behandlungsmethoden der Beschwerden aufmerksam gemacht.
Mehr Kinder und Jugendliche mit Kopfschmerzen
So hat die „Initiative Schmerzlos“ darauf hingewiesen, dass laut neuen Untersuchungen über 80 Prozent der 12- bis 19-Jährigen im zurückliegenden halben Jahr unter Kopfschmerzen litten. Die Auslöser für die Beschwerden können ganz unterschiedlich ausfallen. So führt Experten zufolge permanentes Multitasking zu mehr Kopfschmerzen bei Schülern. Das gleichzeitige Ausführen von verschiedenen Tätigkeiten führt häufig zu Stress und Verspannungen. Das wiederum verursacht das unangenehme Dröhnen im Kopf. Aber auch Trinkmangel und zu viel Stress sind häufig Ursachen für Kopfschmerzen bei Kindern, warnt der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Die „Initiative Schmerzlos“ hat noch mehr Wissenswertes rund ums Thema und klärt über verschiedene Mythen auf.
Beschwerden durch Handystrahlung?
Zu der Annahme, dass die Strahlung von Handys Kopfschmerzen verursache, erklärte Dr. Astrid Gendolla, eine Ärztin, die die Initiative unterstützt: „Es gibt keine Studie, die darauf hinweisen würde, dass die ‚Strahlung‘ durch die normale Benutzung von Handys oder anderen elektrischen Quellen zu Kopfschmerzen beitragen könnte.“ Trotzdem ist es unter Fachleuten umstritten, ob es dieses Phänomen, dass auch Elektrosensibilität genannt wird, gibt. Erst vor wenigen Tagen hat ein Gericht in Frankreich einer Frau Schmerzensgeld wegen WLAN-Strahlung zugesprochen. Die Richter stuften die Klägerin als arbeitsunfähig ein, da sie ihren eigenen Aussagen zufolge mit Krankheitssymptomen auf solche Strahlung reagiert.
Starren auf Fernseher und Computer
Ein weiterer Experte, der die „Initiative Schmerzlos“ unterstützt, Dr. Raymund Pothmann, sagte, dass es tatsächlich Hinweise darauf gebe, dass extensives Kaugummikauen über mehrere Stunden pro Tag mit mehr Kopfschmerzen einhergeht: „Für ‚normales‘ Kaugummikauen gilt das aber nicht.“ Und Professor Stefan Evers erklärte zu der Frage, ob das Starren auf TV oder Bildschirm Quelle des Schmerzes sein kann: „Ein kausaler Zusammenhang konnte in Studien nicht belegt werden, allerdings verbringen männliche Jugendliche mit Kopfschmerzen mehr Zeit mit Spielen am PC als Jugendliche ohne Kopfschmerzen; dabei ist aber nicht geklärt, was Folge und was Ursache ist.“
Ernährung spielt eine kleinere Rolle
Evers zufolge ist Wetterfühligkeit einer der am häufigsten angegebenen Trigger für Migräneattacken. „Dabei hat sich aber keine Regelhaftigkeit herausgestellt“, erläuterte der Mediziner. „Während der eine auf hohen Luftdruck reagiert, reagiert der andere auf niedrigen Luftdruck.“ Die Ernährung ist offenbar wesentlich seltener die Ursache für einen dröhnenden Kopf, als angenommen. „Es gibt nur ganz wenige Stoffe, von denen nachgewiesen werden konnte, dass sie bei einigen Betroffenen regelhaft Migräne auslösen können“, so Dr. Raymund Pothmann. „Schokolade, Käse, Nüsse und Zitrusfrüchte sind nicht darunter. Etwa ein Viertel der Migränepatienten reagiert sensibel auf Alkohol, am ehesten auf französischen Rotwein. Der Geschmacksverstärker Glutamat kann ebenfalls Kopfschmerzen bei Migränepatienten auslösen. Dabei handelt es sich häufig nicht um typische Migräneattacken, sondern um einen dumpfen Kopfschmerz, der sich von Migräne unterscheidet.“
Migräne ist keine reine Frauensache
Dass Migräne eine reine Frauensache sei, stimmt so nicht. Dr. Astrid Gendolla erläuterte: „Die angeborene Veranlagung für Migräne ist unter Frauen und Männern gleich verteilt. Nur im Alter zwischen etwa 20 und 50 Jahren haben Frauen zwei- bis dreimal häufiger und mehr Migräne als Männer, da durch die besondere hormonelle Situation der Frau mehr Attacken ausgelöst werden.“ Die Neurologin erklärte zudem: „Grundsätzlich ist es nicht möglich, Migräne zu heilen. Die Veranlagung bleibt ein Leben lang, sodass immer Attacken auftreten können, auch wenn sie bei den meisten Patienten mit zunehmendem Lebensalter immer seltener kommen.“ Wie auch bei anderen Formen des Kopfschmerzes, gilt bei Migräne: Dauerhaft führen Schmerzmittel zu mehr Anfällen. Einfache Tricks gegen Kopfschmerzen sind ohnehin oft effektiver als Arzneien. So sind etwa ein paar Tropfen Melissengeist auf ein Stück Zucker aufgetragen und eingenommen ein vielen Menschen bekanntes Hausmittel bei Kopfschmerzen. Da Stress oft Auslöser von Kopfschmerzen ist, bieten sich zur Vorbeugung Entspannungsübungen zum Stressabbau an, um die Beschwerden gar nicht erst aufkommen zu lassen. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.