Hodenkrebs: Ist Handystrahlung Schuld?
In der Altersklasse der 15- bis 25-Jährigen bildet Hodenkrebs die häufigste Krebsart bei Männern. Eine aktuelle Untersuchung aus den USA kommt nun zu dem Ergebnis, dass die Zahl der Hodenkrebsfälle in den letzten Jahren gestiegen ist. Während früher noch bei 100.000 Männern sechs Erkrankungen auftraten, sind es heute schon sieben. Eine wissenschaftlich belegte Erklärung dafür steht noch aus, Experten bringen jedoch die Verbreitung von Mobiltelefonen mit dem Anstieg der Hodenkrebsfälle in Verbindung. Auch die Weltgesundheitsorganisation stuft die Handystahlung als „möglicherweise krebserregend“ ein.
“Wie gefährlich das Tragen von Smartphones & Co. in der Hosentasche ist, lässt sich heute noch nicht beantworten“, verdeutlicht Urologe Dr. Reinhold Schaefer von der Uro-GmbH Nordrhein die Problematik. „Es ist Aufgabe der Forschung, diese Frage in den nächsten Jahren zu beantworten.“ Zu den bereits bekannten Risikofaktoren gehört neben genetischen Prädispositionen auch ein Hodenhochstand in der frühen Kindheit, der längere Zeit unbehandelt blieb. Einige Studien deuten auch darauf hin, dass häufiger Cannabis-Konsum Hodenkrebs begünstigt. Das Tückische an der Krebserkrankung ist, dass Erkrankte meist weder Veränderungen am Hoden feststellen noch Schmerzen verspüren. „Da Tumore der Hoden am ehesten ertastet werden können, steht die regelmäßige Selbstuntersuchung in Sachen Früherkennung von Hodenkrebs an erster Stelle“, erklärt Dr. Schaefer. Bei Berührungsempfindlichen Hoden, Flüssigkeitsansammlungen oder tastbaren Knoten sollte ein Urologe zu Rate gezogen werden. Er untersucht mittels Ultraschall die Hoden, nimmt Gewebeproben und führt Bluttests durch.
Wenn der Hodenkrebs früh erkannt wird, bestehen gute Heilungschancen. Der Therapieverlauf wiederum hängt vom Stadium des Hodenkrebses ab. Nimmt ein Tumor weniger als 30 Prozent des Hodens ein, erhält ein operativer Eingriff den Hoden. Wird diese Größe überschritten, entfernen Urologen den betroffenen Hoden. Einbußen in der Fruchtbarkeit erfahren Patienten erst durch Entfernung beider Hoden, was jedoch selten geschieht. Experten schätzen Heilungschancen bei Hodenkrebs als gut ein.
Neben Hodenkrebs werden Handys auch für eine verminderte Fruchtbarkeit verantwortlich gemacht. „Diese Angst scheint nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand allerdings unbegründet“, meint Dr. Schaefer. „Wie etwa bei Wärme durch Sitzheizung oder der Benutzung von Laptops auf dem Schoß, kommt es bei Handys in der Hosentasche eventuell zu einer erhöhten Wärmeentwicklung.“ Hoden wiederum vertragen starke Wärme nicht. Dr. Schaefer ergänzt: „Für eine ernste Schädigung wäre aber eine wochen- bis monatelange dauerhafte Überhitzung nötig.“ (pm)
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