Sepsis: Blutvergiftung ist zweithäufigste Todesursache bei Kindern
Über 175.000 Menschen erkranken in Deutschland pro Jahr an einer Blutvergiftung, fast jeder Dritte von ihnen stirbt. Vor allem bei Kindern, bei denen Sepsis die zweithäufigste Todesursache ist, könnte die Todesrate laut Experten deutlich gesenkt werden. Ein Problem sei, dass die Erkrankung oft nicht erkannt werde.
Todesrate von Kindern könnte deutlich gesenkt werden
In Deutschland erkranken jährlich mehr als 175.000 an einer Sepsis, im Volksmund auch Blutvergiftung genannt. Fast jeder Dritte stirbt daran. Nicht nur Risikopatienten erkranken, Blutvergiftung stellt auch eine Gefahr für Gesunde dar. Um die oft lebenslangen Folgen zu vermeiden, ist schnelles Handeln gefragt. Doch allzu oft wird eine Blutvergiftung gar nicht oder erst spät erkannt. Vor allem die Todesrate von Kindern bei einer Blutvergiftung könnte nach Ansicht von Fachleuten durch bessere Schulungen von Ärzten erheblich verringert werden.
Zweithäufigste Todesursache bei Kindern
Der Generalsekretär der Deutschen Sepsis-Gesellschaft, Frank Brunkhorst, erklärte laut einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa, dass Sepsis derzeit nach Unfällen die zweithäufigste Todesursache bei Kindern sei. Ein Projekt in Niedersachsen zeigt, wie sehr sich die Sterbefälle reduzieren lassen. Während die Sterblichkeit sonst bei etwa zehn Prozent liege, habe sie in dem norddeutschen Land durch spezielles Training und Betreuung von Ärzten auf ein bis zwei Prozent verringert werden können, erklärte Michael Sasse von der Medizinischen Hochschule Hannover. „Das ist vorbildlich und sollte auch in anderen Bundesländern Schule machen“, äußerte sich Sepsis-Experte Brunkhorst begeistert.
Fast jeder dritte Patient stirbt
Ursache für eine Blutvergiftung ist eine Infektion durch Bakterien oder Pilze. Bei einer Sepsis gerät die körpereigene Abwehr außer Kontrolle und greift eigenes Gewebe an. Dies kann bis zum Versagen lebenswichtiger Organe führen. Laut Brunkhorst erkranken in Deutschland jährlich mehr als 175.000 Patienten an einer Sepsis – mit steigender Tendenz. Mit etwa 30 Prozent endet fast jeder dritte Fall tödlich. Derzeit tauschen sich rund 1.200 Sepsis-Experten aus Deutschland und dem Ausland in Weimar über Behandlungsansätze und Erkenntnisse aus. Sie konzentrieren sich dabei vor allem auf die Behandlung von Kindern.
Schnelles Handeln ist gefragt
„Das Überleben des Kindes entscheidet sich in der ersten Stunde der Behandlung“, erklärte Intensivmediziner Sasse. „Die Krankheit wird oft zu spät erkannt“, so der Experte. „Wenn sich die Behandlung um nur eine Stunde verzögert, dann steigt die Sterberate extrem an.“ Eigentlich sei die Krankheit bei Kindern mit einer „sehr aggressiven und konsequenten Sofortbehandlung” gut in den Griff zu bekommen – unter anderem mit Antibiotika. Um dem Tod durch eine gefährliche Blutvergiftung zuvorzukommen, muss die Krankheit jedoch erst Mal richtig und rechtzeitig diagnostiziert werden.
Symptome ähneln denen einer Grippe
In Niedersachsen stünden den Angaben zufolge über das pädiatrische Netzwerk rund um die Uhr Experten für den Notfall bereit. Diese lassen sich bei Bedarf einfliegen oder per Video zuschalten, um den Ärzten vor Ort zu helfen. Darüber hinaus werden auch Weiterbildungen organisiert. „Bis zu fünf von 1000 Patienten in der Pädiatrie (Kinder- und Jugendmedizin) haben eine schwere Sepsis“, sagte Sasse. Tendenz steigend. Die Lebenserwartung von Kindern mit chronischen Krankheiten sei durch die moderne Medizin gestiegen – sie seien jedoch anfälliger für eine Sepsis.
Besonders oft erkrankten auch Frühchen. Da die Symptome denen einer schweren Grippe ähneln, ist eine Blutvergiftung häufig nicht leicht zu erkennen. Beschwerden, die bei einer Sepsis auftreten, umfassen unter anderem Fieber, starke Abgeschlagenheit, Schüttelfrost sowie einen Anstieg der Atem- und Herzfrequenz. Brunkhorst betonte, dass Ärzte und Sanitäter bei solchen Symptomen immer auch an eine Sepsis denken müssten. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass wertvolle Zeit verstreichen könne.(ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.