Immer mehr Erkrankungen: Bundesregierung denkt über Masern-Impfpflicht nach
In den vergangenen Monaten haben Gesundheitsexperten immer wieder auf die steigende Zahl der Masern-Fälle in Deutschland hingewiesen. Die Krankheit ist hochansteckend und kann zum Tode führen. Die Bundesregierung denkt nun über eine gesetzliche Masern-Impfpflicht von Kindern nach.
Steigende Zahl der Masernerkrankungen
Obwohl die Masern seit Einführung der Schutzimpfung vor rund 40 Jahren auf dem Rückzug ist, wurde die Ausrottung der Infektionskrankheit immer wieder gebremst. Schuld daran sei, dass hierzulande zu wenige Menschen geimpft sind. Nötig wäre eine Immunisierung von mindestens 95 Prozent der Bevölkerung. In Deutschland ist dieses Ziel allerdings noch nicht erreicht, so dass auch hier immer wieder über eine steigende Zahl der Masernerkrankungen berichtet wird. Daher wird nun erneut über eine Masern-Impfpflicht nachgedacht.
Abermalige Debatte über eine Impfpflicht
Erst kürzlich warnte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef) vor der alarmierenden Zunahme von Masernfällen.
Laut einem Bericht der Experten hätten im vergangenen Jahr weltweit 98 Länder ein stärkeres Auftreten der Virusinfektion registriert als 2017.
Auch hierzulande wurde eine verstärkte Häufung von Masern-Fällen unter anderem im niedersächsischen Hildesheim registriert. Diese war nun Anlass für eine abermalige Debatte über eine Impfpflicht.
Infektion kann tödlich enden
Anders als von vielen gedacht, sind Masern wahrlich keine harmlose Kinderkrankheit.
Die Erkrankung ist hochansteckend. Übertragen wird sie per Tröpfcheninfektion. Bei Infizierten kommt es anfangs zu grippeähnlichen Symptomen wie hohem Fieber, Entzündungen im Nasen-Rachen-Raum, Husten und Schnupfen. Später folgt der charakteristische Hautausschlag.
Ganz allgemein schwächen Masern das Immunsystem. Als Folge davon kann es unter anderem zu Bronchitis, Mittelohrentzündung oder Lungenentzündung kommen.
Zudem kann eine Infektion als Spätfolge zu einer lebensbedrohlichen Entzündung des Gehirns (SSPE) führen.
Besonders gefährdet sind Kinder im ersten Lebensjahr, da sie noch zu jung für eine Masern-Mumps-Röteln-(MMR)-Impfung sind.
Die Impfung ist der beste Schutz gegen Masern. Doch noch immer sind zu wenige Menschen geimpft.
Nachdenken über eine bundesweite Impfpflicht
In verschiedenen Ländern wie beispielsweise in Italien gibt es schon seit längerem eine Masern-Impfpflicht für Kinder.
Nun denkt auch die Bundesregierung über eine bundesweite Impfpflicht von Kindern gegen das Masernvirus nach.
Pressemeldungen zufolge sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), er sei mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im Gespräch und „zuversichtlich, dass wir demnächst einen entsprechenden Vorschlag vorlegen können“.
„Impfpflicht für Masern rettet Leben. Kinder dürfen nicht für unverantwortliche Fehler ihrer Eltern mit Tod und Behinderung zahlen“, schreibt Lauterbach auf Twitter.
„Bin zuversichtlich, mit Spahn einen Vorschlag hinzubekommen. Wir müssen Masern endlich ausrotten, geht nur mit Impfpflicht“, so der Experte.
Der stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Michael Theurer sprach sich im Namen der Liberalen ebenfalls für eine Impfpflicht bei Unter-15-Jährigen aus.
„Seine Kinder nicht impfen zu lassen, ist verantwortungslos gegenüber dem Wohl des eigenen Kindes und auch gegenüber Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst geimpft werden können“, wird der Politiker in zahlreichen Medien zitiert.
Extrem ansteckend
Auch die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) setzt sich nach wie vor für die Impfpflicht gegen diese gefährliche Erkrankung ein.
„Masernerkrankungen sind extrem ansteckend und potenziell tödlich“, schreibt die DGKJ in einer Mitteilung.
„Je besser die Durchimpfungsrate ist, desto sicherer ist das Leben gerade für die Kleinsten unter uns“, heißt es dort weiter.
Die Experten entkräften auch die manchmal von Impfgegnern vorgebrachte Behauptung, Impfen führe zu Autismus.
„Eine aktuelle Studie aus Dänemark an 657.000 Kindern widerlegt erneut den in der Laienpresse oft geäußerten Verdacht der Entstehung von Autismus nach einer Masernimpfung“, so PD Dr. med. Burkhard Rodeck, Generalsekretär der DGKJ. (ad)
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