Es klingt unglaublich und zugleich etwas abstoßend: Der Amerikaner David Whitlock hat seit mehr als zehn Jahren nicht geduscht. Doch der Mann ist weder schmutzig noch umgibt ihn ein miefiger Geruch, stattdessen wirkt er gesund und gepflegt. Wie kann das sein? Sein Geheimnis ist ein spezielles Spray, durch welches unter anderem das streng riechende Ammoniak im Schweiß zersetzt wird.
Tägliches Duschen ist für die meisten Menschen eine Selbstverständlichkeit
Duschen gehört für die meisten Menschen zum selbstverständlichen Morgen-Ritual, um sich zu reinigen und gepflegt in den Tag zu starten. Für den 60-jährigen David Whitlock gilt das jedoch nicht, denn er hat bereits seit langer Zeit keine Dusche mehr von innen gesehen. „Ich habe seit zwölf Jahre nicht geduscht”, sagte der Chemiker in einem Interview mit dem amerikanischen TV-Sender „CBS Boston“. Statt sich wie gewöhnlich mit Wasser zu waschen, nutze er zweimal täglich ein Spray, welches die speziellen Bakterien „Nitrosomonas eutropha“ enthält, die vor allem im Boden und in naturbelassenen Gewässern vorkommen.
Bakterien wirken neutralisierend und schützen vor Entzündungen
Durch diese würden schädliche Stoffe auf der Haut neutralisiert und das streng riechende Ammoniak aus dem Schweiß zersetzt, zudem bestehe ein Schutz vor Entzündungen und Akne. Die Idee sei entstanden, als er Pferde beobachtete, die sich im Dreck wälzten, erläuterte der Wissenschaftler im Gespräch mit Julia Scott vom “New York Time Magazine”. Demnach vermutete er, dass sich das Suhlen positiv auf das Schwitzen der Tiere auswirken könne und entnahm daraufhin Bodenproben aus dem Stall.
In diesen fand er schließlich das AOB-Bakterium „Nitrosomonas eutropha“, welches in der Lage ist, das stinkende Ammoniak zu zersetzen. Um seine These zu überprüfen, sprühte er sich die mit Wasser verdünnten Bakterien direkt auf die Haut und wusch sich nicht mehr mit herkömmlichen Pflegeprodukten. Das Ergebnis: Auch nach Tagen sah er gepflegt aus und roch nicht streng.
Whitlock findet Unterstützung bei der Firma „AOBiome“
Dementsprechend glaubt Whitlock fest daran, dass es gesund sei, die „guten“ Bakterien auf unserer Haut wiederherzustellen, die schon bei unseren Vorfahren gute Dienste geleistet hätten, durch die übermäßige Reinigung mit der Zeit aber „weggeputzt“ wurden. Um seine Theorie zu bestätigen fand er Unterstützung bei „AOBiome“, einem Unternehmen aus Cambridge, Massachusetts.
“Wir haben sauber und steril verwechselt“, sagte die Marketingmanagerin der Firma, Jasmina Aganovic, gegenüber CBS. Dementsprechend sei es wichtig, dass die Menschen wieder in Einklang mit der Natur leben, denn gerade die Bakterien aus dem Dreck seien wichtig für eine gesunde Haut. „Wir haben den Schmutz aus unserem Leben verbannt. Wir verbringen nicht mehr so viel Zeit im Freien, wie wir es als kleine Kinder gewöhnt waren“, so Aganovic weiter.
„Mother Dirt” ist geruchlos und macht konventionelle Produkte überflüssig
Gemeinsam mit AOBiome entwickelte Whitlock die Kosmetiklinie „Mother Dirt” (“Mutter Schmutz“), zu welcher das rund 44 Euro teure Bakterienspray “AO+ Mist” gehört. Dieses sei laut dem Unternehmen geruchlos und könne – zweimal am Tag auf Haut und Haar angewendet – herkömmliches Shampoo und Duschgel ersetzen sowie den Aufbau einer gesunden Hautflora unterstützen.
„Unsere Kunden sind in der Lage, ihre Abhängigkeit von konventionellen Produkten zu reduzieren, indem zum Beispiel Deodorant oder Feuchtigkeitscremes weniger oder gar nicht mehr benutzt werden”, betont Aganovic.
Schadet Duschen der Haut mehr als es gut tut?
Der Wissenschaftler mit einem Abschluss von der Elite-Universität Massachusetts Institute of Technology (MIT) steht voll und ganz hinter seinem Projekt und geht davon aus, dass die Verwendung von Duschgel, Shampoo und Seifen mehr schadet als gut tut. „Niemand hat bisher Menschen wissenschaftlich untersucht, die jeden Tag unter die Dusche gehen. Woher stammt also die Annahme, dass das auch gesund ist?“, so Whitlock.
Daher dusche er selbst auch weiter nicht, sondern benutze jeden Tag das „Mother Dirt“-Spray und hoffe, dass sich der Rest der Welt ihm bald anschließe: „Ich wünsche mir, dass eine Milliarde Menschen jeden Tag dieses Spray benutzt”, sagte Whitlock im Gespräch mit der CBS. (nr)
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