Gefährliches Formaldehyd in Coffee to go-Bechern aus Bambus
Mehrweg-to-go-Becher schonen die Umwelt besser als beispielsweise Pappbecher zum Wegschmeißen. Doch wenn der umweltbewusste Verbraucher für seinen Kaffee-Genuss auf Becher aus nachwachsendem Bambus setzt, gefährdet er damit mitunter seine Gesundheit.
Deutsche lieben Kaffee
Kaffee zählt zu den beliebtesten Getränken der Deutschen. Jeder Bundesbürger trinkt im Durchschnitt über 160 Liter pro Jahr. Der Wachmacher galt zwar lange als gesundheitsschädigend, doch heute weiß man, dass das beliebte Heißgetränk gesünder ist, als oftmals angenommen wird. Doch wer seinen Kaffee aus Coffee to go-Bechern aus Bambus trinkt, gefährdet damit womöglich seine Gesundheit.
Fast alle Proben beanstandet
Ältere Untersuchungen haben gezeigt, dass in Coffee to go Pappbechern oft gesundheitsgefährdende Gifte stecken.
Und auch in Mehrweg-to-go-Bechern aus Bambus lauern Gefahren: Wie der saarländische Minister für Umwelt und Verbraucherschutz, Reinhold Jost, sagte, ist „bei Coffee to go-Bechern, die als Bambus-Becher angepriesen werden“, Vorsicht angebracht.
„Wir haben in einer Schwerpunktaktion Bambus-Mehrweggeschirr – Becher, Schüsseln, Frühstücksbrettchen – von unserem Landesamt für Verbraucherschutz (LAV) untersuchen lassen“, so der Umweltminister laut einer Mitteilung der Verbraucherzentrale Saarland.
„Mit dem Ergebnis, dass 14 von 15 Proben beanstandet wurden und so nie hätten verkauft werden dürfen“, erklärte Jost.
Krebserregendes Formaldehyd
Zwar werden Mehrweg-Becher und -Teller aus Bambus von vielen Anbietern als eine Alternative zu Plastik angeboten, doch oft werde verschwiegen, dass neben Bambus auch Kunststoffe wie Melamin- oder Formaldehydharze enthalten sind.
Unter bestimmten Bedingungen wie zum Beispiel Hitze oder Einwirkung von Säure kann Formaldehyd an das Lebensmittel abgegeben werden.
Den Angaben zufolge wurden bei einem der vom LAV untersuchten Coffee to go-Becher die gesetzliche Höchstmenge um das Zehnfache überschritten. Laut Fachleuten gilt Formaldehyd als wahrscheinlich krebserregend.
„Formaldehyd ist gesundheitsschädlich, es reizt die Schleimhäute und kann Krebs im Nasenrachenraum auslösen, wenn es eingeatmet wird“, berichtete das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schon vor Jahren.
In den vergangenen Monaten war enthaltenes Formaldehyd der Grund, warum, ein Billig-Discounter und Möbelhäuser giftiges Geschirr aus dem Angebot genommen beziehungsweise zurückgerufen haben.
Minister spricht von Verbrauchertäuschung
14 der 15 vom saarländischen LAV untersuchten Proben wurden aufgrund ihrer stofflichen Zusammensetzung beanstandet.
Laut der Verbraucherzentrale handelte es sich hier um Kunststoffprodukte, die Bambusfasern und Maismehl als Füllstoffe enthielten.
Da als formgebender Bestandteil Melamin-Formaldehyd-Harz verwendet wurde, fallen die Produkte unter die Europäische Kunststoff-Verordnung (EU) Nr. 10/2011 und dürfen nur Stoffe enthalten, die in dieser Verordnung entsprechend gelistet sind.
Doch Bambusfasern und Maismehl sind dort nicht gelistet und somit für die Verwendung in Lebensmittelkontaktmaterialien aus Kunststoff auch nicht zugelassen.
Zudem wurde bei zehn der untersuchten Proben die Produktbezeichnung bzw. die Aufmachung als irreführend eingestuft.
Den Verbraucherschützern zufolge ist bei diesen Bechern und Schüsseln für den Verbraucher nicht oder nur schwer erkennbar, dass es sich um Produkte handelt, die zu einem erheblichen Anteil aus Kunststoff (Melamin-Formaldehyd-Harz) bestehen und es sich eben nicht um reine Naturprodukte aus Bambus handelt.
„Hier wird Käufern ein Produkt aus Bambus versprochen, was sie bekommen, ist ein Kunststoffprodukt mit Bambusanteilen, das ist Verbrauchertäuschung. Wir werden das Bambus-Melamin-Geschirr im Handel auch weiterhin im Blick behalten“, so Jost.
Alternativen zu Bambusgeschirr
„Verbraucher erwarten zu Recht sichere und nachhaltige Materialien“, sagte Theresia Weimar-Ehl von der Verbraucherzentrale.
Die Expertin rät generell, nur Produkte zu kaufen, bei denen der Hersteller die Art der verwendeten Materialien angibt. Es gebe gute Alternativen zu Bambusgeschirr.
Weimar-Ehl empfiehlt für den Kontakt mit Lebensmitteln und heißen Getränken Edelstahl, Glas und Porzellan. „Thermobecher haben außerdem den Vorteil, dass sie das Getränk auch warm halten.“
Kunststoff sei nicht generell schlecht für die Umwelt oder die Gesundheit, vorausgesetzt er wird lange genutzt und gibt keine Schadstoffe an das Lebensmittel ab. Es spreche nichts gegen Polypropylen (PP) als Mehrweg-Becher.
Für Gegenstände wie Rührschüsseln, die nicht erhitzt werden, eigne sich auch Polyethylen (PE). Man sollte immer auf die Angaben zur sicheren Verwendung achten, zum Beispiel zur Hitzebeständigkeit. (ad)
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