Mehr Schutz vor Behandlungsfehlern: Kranke Ärzte werden zur Gefahr für Patienten
Viele Ärzte stellen eine Gefahr für Patienten dar. Viele Mediziner leiden unter zunehmender Überlastung, Alkohol- und Drogenproblemen, Demenz oder Selbstüberschätzung. Patientenschützer fordern nun einen besseren Schutz vor ärztlichen Behandlungsfehlern.
Behandlungsfehler sind keine Seltenheit
Falsche Diagnosen gestellt oder Therapien nach veraltetem Wissensstand durchgeführt: Leider sind ärztliche Behandlungsfehler keine Seltenheit. Patienten- und Verbraucherschützer fordern immer wieder einen besseren Schutz von Patienten vor ärztlichen Behandlungsfehlern. Wie die „Welt am Sonntag“ („WamS“) berichtet, passieren solche Fehler – gerade in Arztpraxen oftmals unbemerkt vom Patienten – offenbar gehäuft, wenn die Ärzte selbst krank sind, etwa depressiv oder mit beginnender Demenz. Zudem sind viele Mediziner alkohol- oder drogenabhängig. Dies zeigte unter anderem auch eine Studie aus dem vorletzten Jahr, die zu dem Ergebnis kam, dass etwa jeder fünfte Chirurg Drogen nimmt, um Stress abzubauen und die Leistung zu steigern.
Was betroffene Patienten tun können
Für Patienten wichtig ist, zu wissen, dass die Krankenkasse den Versicherten bei Verdacht auf Behandlungsfehler beraten muss. Fachleute haben in den vergangenen Monaten verstärkt über wichtige Tipps und Hilfe bei Behandlungsfehlern informiert. Ulrike Mascher, Präsidentin des Sozialverbandes VdK, sagte nun gegenüber der „WamS“, dass die Qualität von Behandlungsergebnissen künftig stärker kontrolliert werden müsse. „Ärzten, denen wiederholt Behandlungsfehler unterlaufen, muss die Zulassung schnell entzogen werden“, so die Expertin.
Überlastetet Ärzte werden zur Gefahr
Nach Einschätzung von Medizinwissenschaftlern sind zehn bis 20 Prozent aller Ärzte so überlastet, dass sie zur Gefahr für Patienten werden können. Und Patientenschützer schätzen, dass ein ganz wesentlicher Teil der Behandlungsfehler auf Ärzte zurückgeführt werden könne, die sich selbst überschätzen. Für das vergangene Jahr wurden vom Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK) fast 3.800 Behandlungsfehler bestätigt. Dass Ärzten, die durch gesundheitliche Probleme auffällig geworden sind, die Approbation entzogen wird, ist eine Seltenheit in Deutschland. Laut einer Abfrage der „WamS“ war dies im letzten Jahr bei den Approbationsbehörden der Länder 35 Mal der Fall. 365.000 Ärzte gibt es bundesweit.
Jeder vierte Arzt ist über 60 Jahre alt
Da die deutschen Ärzte im Schnitt immer betagter werden, dürfte in den kommenden Jahren die Zahl der Mediziner mit gesundheitlichen Einschränkungen zunehmen. In der vergangenen Woche hatte das Statistische Bundesamt Zahlen vorgelegt, denen zufolge über ein Viertel aller Ärzte in deutschen Praxen bereits 60 oder älter ist. Jeder 20. Arzt arbeitet laut offizieller Statistik der Bundesärztekammer auch jenseits der 65 noch weiter. Mit Hilfe von technischen Lösungen könnten Ärztefehler vermieden werden, meinen Medizinforscher wie Matthias Weigl von der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Der Patientenschutz würde stark profitieren, wenn Ärzte künftig stärker automatisch unterstützt und im Notfall gestoppt werden würden, analog zu Piloten im Flugzeug – oder einem Techniker im Atomkraftwerk, der auch vom Computersystem gefragt werde, ob er tatsächlich das Kühlwasser aus den Tanks lassen will“, so Weigl. Seiner Meinung nach wäre es beispielsweise sinnvoll, dass der Arzt Medikamentenverordnungen in einen Computer eingibt und das System warnt, falls die Dosierung oder Frequenz für den Patienten gefährlich ist. (ad)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.