Lungentraining verbessert körperliche Leistung und Denkfähigkeit
Können Sie durch Atemübungen in fünf Minuten am Tag ihren Körper und ihren Geist trainieren, ohne dabei auch nur ein einziges Gewicht zu heben oder sich einen Schritt zu bewegen und doch das Herzinfarktrisiko verringern, die Denkfähigkeit verbessern und ihre sportliche Leistung steigern? Mit dem sogenannten Inspiratory Muscle Strength Training scheint dies tatsächlich möglich zu sein.
Bei einer aktuellen Untersuchung der University of Colorado Boulder konnte festgestellt werden, dass ein Inspiratory Muscle Strength Training zu vielen gesundheitlichen Vorteilen für Körper und Geist führt.
Was ist das Inspiratory Muscle Strength Training?
Beim sogenannten Inspiratory Muscle Strength Training (IMST) handelt es sich extrem zeitsparende Übungen, welche trotzdem gesund für Körper und Geist sind. „Es ist im Grunde ein Krafttraining für die Muskeln, mit denen Sie einatmen”, erklärt Studienautor Daniel Craighead von der University of Colorado Boulder in einer Pressemitteilung. Sie können diese Übung schnell zu Hause oder im Büro durchführen, ohne sich dafür umziehen zu müssen. Die Übung scheint den Blutdruck zu senken und kann möglicherweise sogar die kognitive und körperliche Leistungsfähigkeit steigern, fügt Craighead hinzu.
Wie läuft das Inspiratory Muscle Strength Training ab?
Das Inspiratory Muscle Strength Training wurde bereits in den 80er Jahren entwickelt, um kranke Menschen von Beatmungsgeräten zu entwöhnen. Es erfordert das kräftige Einatmen durch ein spezielles Gerät, einen sogenannten inspiratorischen Muskeltrainer, der einen Widerstand bei der Atmung erzeugt. Es ist vergleichbar mit dem starken Saugen an einem Strohhalm, wobei der Strohhalm jedoch zurück saugt, erläutern die Forschenden.
Training verbesserte Schlaf und senkte systolischen Blutdruck
Während der frühen Anwendung bei Patienten mit Lungenerkrankungen führten die Teilnehmenden täglich eine 30-minütige Therapie mit geringem Widerstand durch, um so ihre Lungenkapazität zu steigern. Im Jahr 2016 veröffentlichten Forschende der Universität von Arizona Ergebnisse aus einer Studie, derzufolge nur 30 Inhalationen pro Tag mit einer größeren Resistenz bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe zu einem verbesserten Schlaf beitragen können. Menschen mit einer obstruktiven Schlafapnoe neigen zu schwachen Atemmuskeln. Neben einem erholsameren Schlaf und der Entwicklung eines stärkeren Zwerchfells und anderer inspiratorischer Muskeln zeigten die Teilnehmenden nach sechs Wochen eine unerwartete Nebenwirkung: Ihr systolischer Blutdruck sank um 12 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule).
Der systolische Blutdruck, welcher den Druck in den Gefäßen angibt, wenn das Herz schlägt, erhöht sich naturgemäß mit zunehmendem Alter der Arterien, was zu Blutgefäßschädigungen führt und ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt, kognitiven Verfall und Nierenschäden darstellt. Es wurde bereits bei anderen Untersuchungen gezeigt, dass 30 Minuten aerobe Übungen pro Tag den Blutdruck senken. Allerdings erfüllen laut staatlichen Schätzungen nur etwa fünf Prozent der Erwachsenen diese Anforderung. Mittlerweile haben 65 Prozent der Menschen mittleren Alters einen hohen systolischen Blutdruck, berichten die Autoren der Studie.
Weitere Forschung ist nötig
„Unser Ziel ist es, zeiteffiziente, evidenzbasierte Interventionen zu entwickeln, die die beschäftigten Erwachsenen im mittleren Lebensalter tatsächlich durchführen werden”, erklärt Professor Doug Seals von der University of Colorado Boulder. Bei etwa der Hälfte der durchgeführten Tests haben die Forschenden bei denjenigen, die ein Inspiratory Muscle Strength Training durchgeführt hatten, signifikante Blutdruckabfälle und Verbesserungen der Funktion der großen Arterien festgestellt. Die Menschen aus der Gruppe mit dem Inspiratory Muscle Strength Training schnitten zusätzlich auch besser bei bestimmten kognitiven Aufgaben und Gedächtnistests ab. Diese Teilnehmenden konnten auch längere Zeit auf einem Laufband verbringen und ihre Herzfrequenz und ihr Sauerstoffverbrauch während des Trainings war geringer. Die Forschenden vermuten, dass diese Menschen durch die Verbesserung der Funktion ihrer Atemmuskulatur nicht so viel Blut benötigen und dass so das Blut besser auf die Beine verteilt werden kann, so dass die Personen länger trainieren können. Einige Radfahrer und Läufer verwenden bereits kommerziell erhältliche inspiratorische Muskeltrainer, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Seals und Craighead betonen jedoch, dass ihre Ergebnisse lediglich vorläufiger Natur sind und nun mehr Forschung erforderlich sei. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.