Entzündungshemmende Behandlung bei Arterienverkalkung
Arterienverkalkung (Atherosklerose) ist ein extrem weit verbreitetes Beschwerdebild, das mit zahlreichen Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems bis hin zum Herzinfarkt in Zusammenhang gebracht wird. Effektive Behandlungsmethoden sind daher gefragt und dies könnten nach Einschätzung von Experten sogenannte entzündungshemmende Therapien sein.
Auf der diesjährigen 85. Jahrestagung der Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) werden die neuesten Ansätze in der Atherosklerose-Forschung diskutiert und mögliche Behandlungsstrategien vorgestellt. „Meine feste Überzeugung ist, dass noch zu entwickelnde antiinflammatorische, also antientzündliche Therapiestrategien das Potential haben, die Behandlung der Atherosklerose ganz wesentlich und positiv zu verändern“, erklärte Tagungspräsident Professor Dr. Stephan Baldus auf der Pressekonferenz zur Eröffnung der Jahrestagung.
Bisherige Therapieoptionen unzureichend
Bislang stelle die Behandlung der chronischen Gefäßentzündung eine der großen Herausforderungen der Kardiologie dar und die Atherosklerose lasse sich weder mit cholesterinsenkenden Therapien in ihrem Entstehen verhindern, noch könne sie mit Bypass-Operationen oder der Implantation von koronaren Stents gestoppt werden, so die Mitteilung der DGK. Neue Forschungsansätze und vor allem auch translationale Bemühungen seien hier dringend notwendig, „um neue pharmakologische Therapieverfahren für diese Erkrankung zu entwickeln.“
Erste Erfolge pharmakologischer Therapien
Erstmals habe vor anderthalb Jahren die groß angelegte sogenannte CANTOS-Studie gezeigt, dass eine pharmakologische Therapie der chronischen Gefäßentzündung möglich ist. In der Studie wurde die Wirksamkeit eines gegen Interleukin-1ß (einem Entzündungsmediator) gerichteten Antikörpers untersucht und es hat sich gezeigt, dass die Inflammation als therapeutisches Ziel einen wichtigen Stellenwert einnimmt, berichtet die DGK.
Forschung auf dem richtigen Weg?
„Die in dieser Studie publizierten Effekte sind jedoch leider noch begrenzt und die Euphorie hinsichtlich der Nachweisbarkeit dieses Mechanismus hat sich leider bisher nicht in einer noch effektiveren Therapie umgesetzt“, so Professor Baldus. Auch hätten neue Untersuchungen zu etwas unspezifischer wirkenden antientzündlichen Strategien zuletzt nicht überzeugt. Zwar lasse sich mit einer einzelnen Substanz das komplexe Krankheitsbild weder verhindern noch rückgängig machen, doch die Forschung sei auf dem richtigen Weg, indem gezielt Signalkaskaden der Zellen attackiert werden.
Intensive Bemühungen in der Forschung
„Die Tatsache, dass so groß angelegte Studien zu antiinflammatorischen Mediatoren unternommen werden, zeigt auf der einen Seite den festen Willen, in dieser Richtung neue Therapieformen zu entwickeln, und zeigt aber auch, dass wir leider noch viel Forschung brauchen, um für die Patienten etwas Konkretes anbieten zu können“, betont der Tagungspräsident. Er hoffe sehr, dass sich die Bemühungen zeitnah in einer Verbesserung der Therapieoptionen niederschlagen.
Ein einzige Medikament wahrscheinlich nicht ausreichend
Über 8.500 Herzspezialisten werden im Rahmen der 85. DGK-Jahrestagung erwartet und eine gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema der kardiovaskulären Inflammation ist dabei von großer Bedeutung, nicht zuletzt, „weil die isolierte Behandlung der Gefäßerkrankungen durch cholesterinsenkende Therapie nicht ausreichen wird, um die Krankheit einzudämmen“, so die Mitteilung der DGK. Bislang seien weder Gefäßerkrankungen, noch die Herzinsuffizienz oder Arrhythmien hiermit ausreichend behandelbar. Eine Arterienverkalkung könne zudem wahrscheinlich nicht mit einem einzigen Medikament zurückgedrängt oder zum Stillstand gebracht werden, so Professor Baldus.
Hoffnung auf neue Therapien
„Für diese drei großen Krankheitsbilder erhoffe ich mir, dass – in Anbetracht der Dringlichkeit, Medikamente zu entwickeln und der schlechten Prognose unserer Patienten mit diesen Erkrankungen – auf dem Gebiet der Entzündungsforschung neue Signalwege definiert werden, die sich in pharmakologische Therapien übersetzen lassen“, so der Tagungspräsident. Seine Hoffnung beruhe hier insbesondere auf inflammatorischen Therapiestrategien gegen diese Erkrankungen. (fp)
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