Begleiterkrankungen: Chronische Lungenerkrankung schlägt auf’s Herz
Allein in Deutschland sind bis zu fünf Millionen Menschen von der chronisch-obstruktiven Lungenkrankheit COPD betroffen. Die Erkrankung, die im Volksmund auch als Raucherhusten bekannt ist, betrifft nicht nur die Atemwege, sondern schlägt auch auf das Herz.
Bis zu fünf Millionen Bundesbürger leiden an COPD
Nach Angaben der Deutschen Atemwegsliga leiden allein in Deutschland drei bis fünf Millionen Menschen an COPD („chronic obstructive pulmonary disease“). Gesundheitsexperten zufolge ist die chronisch-obstruktive Lungenkrankheit, die im Volksmund auch als Raucherhusten oder Raucherlunge bekannt ist, weltweit die dritthäufigste Todesursache. Mediziner berichten nun, dass die Erkrankung auch auf`s Herz schlägt. Zudem bemängeln sie, dass Betroffene zu selten nichtmedikamentöse Therapieangebote nutzen.
Patienten entwickeln häufig Begleiterkrankungen
Patienten mit der chronischen Lungenerkrankung COPD leiden nicht nur unter häufigem Husten, Atembeschwerden und Entzündungen im Bereich der Atemwege, sondern sie entwickeln oft auch Begleiterkrankungen, die andere Organe betreffen.
Darauf weist die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. in einer Mitteilung hin.
Die deutschlandweite COSYCONET-Studie soll klären, wie oft solche Komorbiditäten vorkommen und wie man sie erkennen kann.
Aktuelle Ergebnisse der umfangreichen Studie, an der mehr als 2.700 COPD-Patienten aus 29 Versorgungszentren teilnehmen, werden beim 125. Internistenkongress vorgestellt, der vom 4. bis 7. Mai 2019 in Wiesbaden stattfinden wird.
Rauchen ist der wichtigste Auslöser für die Erkrankung
COPD-Patienten leiden unter verengten Atemwegen, vermehrter Schleimproduktion und chronischem Husten.
Zwar sind teilweise auch Nichtraucher betroffen, doch beim größten Teil aller Fälle hierzulande ist die Hauptursache ziemlich klar bestimmt: das Rauchen.
„80 Prozent der COPD-Patienten sind Raucher oder haben früher im Leben geraucht“, erklärt Professor Dr. med. Claus F. Vogelmeier, Direktor an der Klinik für Innere Medizin des Universitätsklinikums Marburg und diesjähriger Kongresspräsident.
Doch auch andere Luftschadstoffe wie Feinstaub oder eine berufliche Belastung mit Kohle- oder Getreidestaub kommen als Auslöser einer COPD infrage.
Vielzahl von neuen Erkenntnissen
Wie es in der Mitteilung heißt, richtet das COSYCONET-Kosortium den Blick nun auf die Folgen der Erkrankung.
Im Rahmen des Studienprogramms werden die COPD-Patienten insgesamt siebenmal intensiv untersucht: Bei Aufnahme in die Studie, sowie sechs, 18, 36, 54, 72 und 90 Monate danach.
Den Angaben zufolge werden bei jedem dieser Termine Lungenfunktion, Größe, Gewicht und Blutwerte gemessen, auf Komorbiditäten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselstörungen untersucht und die körperliche Leistungsfähigkeit getestet.
Außerdem werden über Fragebögen demographische Basisdaten erhoben und Aspekte wie Aktivität, psychische Befindlichkeit, subjektive Lebensqualität und Medikation erfasst.
„Eine solch große und umfassende Datenbasis zur COPD fehlte für Deutschland bislang“, so Vogelmeier.
Aus der Fülle der erhobenen Daten konnte in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Erkenntnissen gewonnen und in Fachjournalen publiziert werden.
Einfluss auf das Herz
Eine aktuelle Auswertung, die auch auf dem DGIM-Kongress vorgestellt werden wird, beschäftigt sich mit dem Einfluss, den die Lungenerkrankung auf das Herz der Patienten hat.
„Wir beobachten, dass die linke Herzkammer bei COPD-Patienten oft verkleinert ist, außerdem ändert sich durch die Überblähung der Lunge die Lage des Herzens im Brustkorb“, erläutert Vogelmeier, der die COSYCONET-Studie mit initiiert hat und leitet.
Die aktuellen Daten zeigen, dass sich mit zunehmendem Schweregrad der COPD auch die elektrische Achse des Herzens verschiebt, also die Richtung der Erregungsausbreitung im Herzmuskel.
„Diese Veränderung muss an sich keinen Krankheitswert haben“, so Vogelmeier. Es sei aber wichtig, die möglicherweise durch die COPD verursachten Verschiebungen bei der Interpretation von EKG-Ableitungen zu berücksichtigen.
Nicht-medikamentöse Behandlungs- und Präventionsangebote
Weitere aktuelle COSYCONET-Auswertungen betrachten die Häufigkeit, mit der Patienten mit COPD die in den Leitlinien empfohlenen nicht-medikamentösen Behandlungs- und Präventionsangebote wahrnehmen.
„Hier zeigt sich noch Raum für Verbesserungen“, sagt Vogelmeier. Denn während Impfungen zur Vermeidung von Atemwegsinfekten gut angenommen werden, nehmen lediglich zehn bis 20 Prozent der COPD-Patienten an Lungensportgruppen oder Physiotherapie teil.
Zudem ist zwar bekannt, dass das Rauchen aufgeben der wichtigste Aspekt der Prävention gegen Raucherhusten ist, doch Programme zur Raucherentwöhnung werden nur von einem Viertel der rauchenden COPD-Patienten besucht.
„Besonders Patienten in frühen Stadien der COPD sollten von ihren Ärzten stärker auf die Präventionsangebote aufmerksam gemacht werden“, so Vogelmeier – durch sie könne das Fortschreiten der Erkrankung deutlich verlangsamt werden. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.