Alzheimer sehr früh im Blut entdecken
Alzheimer ist die häufigste Demenz-Erkrankung in Deutschland. Mit steigender Lebenserwartung erhöhen sich auch die Krankheitsfälle. Dabei sind trotz intensiver Forschung die genauen Ursachen immer noch unklar. Außerdem fehlt jegliche Therapie gegen die degenerative Krankheit. Ein neuer Bluttest gibt nun Hoffnung. Der Test soll die Alzheimer-Demenz in einem sehr frühen Stadium erkennen – lange bevor die ersten Symptome auftreten.
Erst kürzlich sind zwei vielversprechende Studien zur Behandlung von Alzheimer gescheitert. Ein Forschungsteam der Ruhr-Universität Bochum (RUB) sieht in der späten Diagnose der Erkrankung den Hauptgrund für das Scheitern derzeitiger Therapien. Denn die ersten krankhaften Veränderungen bei der Alzheimerkrankheit finden lange vor dem Auftreten erster Beschwerden statt. Bislang gibt es aber keine Möglichkeit, Patienten in einem frühen Stadium zu erkennen. Ein neuer Bluttest soll das nun ändern. Der Test wurde kürzlich in dem Fachjournal „Alzheimer’s & Dementia: Diagnosis, Assessment & Disease Monitoring“ vorgestellt.
Alzheimer wird viel zu spät diagnostiziert
Mit derzeitigen Diagnoseverfahren lässt sich die Alzheimer-Krankheit erst erkennen, wenn sich schon die typischen Plaques im Gehirn gebildet haben. Ab diesem Zeitpunkt scheine es aber keine Möglichkeit der Heilung mehr zu geben, erklärt das RUB-Forschungsteam. Die ersten Krankheitsprozesse auf Proteinebene finden bereits bis zu 20 Jahre vor dem Auftreten der ersten Symptome statt. Laut den Forschenden liegt in dem frühen Zeitraum der Schlüssel zur Heilung.
Alzheimer vor dem Ausbruch heilen
Lange bevor sich Alzheimer durch klinische Symptome äußert, beginnen sich bestimmte Proteine im Körper falsch zu falten. Das falsch gefaltete Amyloid-Beta-Protein wird immer im Zusammenhang mit einer Alzheimer-Demenz festgestellt. Ein Forschungsteam um Professor Dr. Klaus Gerwert entwickelte nun einen einfachen Bluttest, der diese falsch gefalteten Proteine im Blut durchschnittlich acht Jahre vor dem Ausbruch der Erkrankung feststellen kann. „Damit ist ein neuer Weg für sehr frühe Therapieansätze geebnet, bei dem die bisher erfolglosen Medikamente und einstigen Hoffnungsträger vielleicht doch noch wirken könnten“, betont Gerwert in einer Pressemitteilung zu den Studienergebnissen.
Zweistufiger Test zur Früherkennung
In ersten Untersuchungen wurden mit dem Bluttest bereits 71 Prozent der Alzheimer-Fälle in einem symptomlosen Frühstadium aufgedeckt. Jedoch wurden neun Prozent der Teilnehmenden auch fehlerhaft als krank diagnostiziert. Aus diesem Grund führten die Forschenden einen zweiten Test ein, der bereits zur Identifizierung von Hochrisiko-Personen genutzt wird. Bei allen Personen, die im ersten Test positiv auf die Alzheimerkrankheit getestet wurden, wird in einer zweiten Untersuchung auf das sogenannten Tau-Protein getestet, dass ebenfalls im Zusammenhang mit der Demenzerkrankung steht. Zeigen beide Tests ein positives Ergebnis, ist laut dem RUB-Forschungsteam das Vorhandensein der Krankheit hoch wahrscheinlich.
Neues Diagnoseverfahren erkennt neun von zehn Krankheitsfälle
„Durch die Kombination beider Messungen wurden in unserer Studie 89 von 100 Alzheimererkrankte richtig erkannt“, resümiert Professor Gerwert. Die Fehlerquote der falsch positiv getesteten Teilnehmenden konnte auf drei Prozent reduziert werden. Nun sei es endlich auch möglich, neue klinische Studien mit Probanden in sehr frühen Krankheitsstadien zu starten.
Neues Behandlungsfenster öffnet sich
„Sobald sich die Amyloid-Plaques gebildet haben, scheint die Erkrankung nicht mehr therapierbar zu sein“, ergänzt Kollege Dr. Andreas Nabers. Das RUB-Team hofft jedoch, dass vielleicht sogar Medikamente aus gescheiterten Studien bei den Patientinnen und Patienten im Frühstadium anschlagen könnten. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.