Astronauten können aufgrund von Flüssigkeit in ihrem Gehirn Sehstörungen haben
In einer neuen Studie hat sich gezeigt, dass längere Aufenthalte im Weltraum das Gehirn der Astronauten verändert. Diese Veränderungen führen unter anderem zu Sehstörungen und halten auch noch lange Zeit nach der Rückkehr zur Erde an.
Mehr Flüssigkeit im Gehirn
Längere Weltraumflüge verändern das Gehirn: Astronauten, die monatelang in der Schwerelosigkeit gelebt haben, haben mehr Flüssigkeit im Gehirn, was ihre Sicht auch noch lange nach ihrer Rückkehr zur Erde beeinträchtigen kann. Das haben Forscher um Angelique Van Ombergen von der Universität von Antwerpen (Belgien) herausgefunden. Ihre Studienergebnisse wurden vor kurzem in der amerikanischen Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) veröffentlicht.
Schwerkraft zieht Körperflüssigkeiten nach unten
Auf der Erde zieht die Schwerkraft Körperflüssigkeiten zu den Füßen hinab. Im Weltraum ist das nicht der Fall.
„Sobald man die Schwerelosigkeit erreicht, strömen Körperflüssigkeiten in den oberen Körperbereich“, erklärte Van Ombergen laut einem Bericht des Fachmagazins „New Scientist“.
„Deshalb sehen Astronauten auf der Raumstation auf Bildern so aus, als hätten sie einen aufgedunsenen Kopf.“
Van Ombergen und ihre Kollegen untersuchten das Gehirn von elf russischen Kosmonauten vor und nach dem Weltraumaufenthalt, um die Auswirkungen der Mikrogravitation auf die Hirnventrikel (mit Hirnwasser gefüllte Hohlräume im Gehirn) zu bestimmen.
Auswirkungen auf die Gehirnfunktion noch unklar
Die Wissenschaftler stellten dabei fest, dass sich das Volumen der Ventrikel bei der Rückkehr der Kosmonauten um durchschnittlich mehr als elf Prozent vergrößert hatte, um die zusätzliche Flüssigkeit aufzunehmen, die in der Schwerelosigkeit in ihre Köpfe strömte.
Sieben Monate nach der Rückkehr waren die Ventrikel noch immer um mehr als sechs Prozent größer als vor dem Start der Kosmonauten.
Laut dem Bericht ist noch nicht klar, welche Auswirkungen dies auf die Gehirnfunktion haben kann.
Das Team fand zwar eine Korrelation zwischen dem Volumen eines der vier Ventrikel und dem Verlust der Sehschärfe.
Doch diese war nicht stark genug, um sicher zu sein, dass der aufgeblasene Ventrikel tatsächlich die Sehstörungen verursacht, die eine häufige Beschwerde bei Astronauten ist.
Wichtiger Aspekt für eine Reise zum Mars
Laut Van Ombergen sollte die Tatsache, dass es Veränderungen im Gehirn gibt, zu weiteren Studien motivieren.
Alle Kosmonauten dieser Studie befanden sich etwa sechs Monate auf der Raumstation ISS. Daher wissen wir nicht, ob der Effekt umso ausgeprägter wird, je länger sie in der Schwerelosigkeit leben.
Dies ist ein wichtiger Aspekt bei längeren Flügen, beispielsweise bei einer Reise zum Mars.
Zudem waren alle untersuchten Personen Männer, bei Frauen könnte die Wirkung anders sein, sagte die Wissenschaftlerin.
„Wir müssen wirklich das Gehirn überprüfen, das visuelle System überprüfen, die Wahrnehmung prüfen, weil wir nicht wissen, ob dies einen Einfluss hat“, so Van Ombergen.
Und wir müssen „Personen untersuchen, die verschiedene Zeiträume im Weltraum verbracht haben, um zu sehen, ob der Effekt weiter ansteigt“, erläuterte die Forscherin. „Derzeit weiß das niemand.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.