Radioablation kann komplizierte Herzrhythmusstörungen heilen
Ein Schweizer Ärzteteam hat erstmalig eine neue Behandlungsmethode gegen lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen erfolgreich angewandt. Kernaspekt der Behandlung ist eine Bestrahlung, die dank einer neuen Technologie in Echtzeit gesteuert und angepasst werden kann. Dadurch können komplizierte Fälle der Herzrhythmusstörung behandelt werden, bei denen vorher eine Operation undenkbar war.
MR-geführte Radioablation wird die neue Therapieoption für schwere Herzrhythmusstörungen genannt. Sie kann Betroffenen mit Herzrhythmusstörungen, bei denen herkömmliche Behandlungsmethoden nicht anspringen, das Leben retten. Das neue Verfahren wird seit April 2019 in der Klinik für Radio-Onkologie am Universitätsspital Zürich angeboten und ist kürzlich weltweit erstmalig zum Einsatz gekommen.
Bestrahlungen in Echtzeit steuern
Mit dem sogenannten MRI-Linac-Gerät kann die Behandlung durchgeführt werden. „Mit diesem Linearbeschleuniger können wir vor und während der Bestrahlung durch MR-Bildgebung jedes Ziel im Körper eines Patienten verfolgen und die Bestrahlung in Echtzeit steuern und anpassen“, erläutert Physikerin Dr. Tanadini-Lang die Funktionsweise des Geräts. Durch die Echtzeitüberwachung könne die Bestrahlung nun noch präziser erfolgen.
Das Gerät wurde zur Krebsbehandlung entwickelt
„Ursprünglich wurde diese neue Technologie für die Krebsbehandlung entwickelt“, betont Klinikdirektor Professor Matthias Guckenberger in einer Pressemitteilung zur neuen Behandlungsmethode. Nun wurde die sogenannte Radioablation weltweit zum ersten Mal zur Behandlung eines Patienten mit wiederkehrenden, lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen eingesetzt. Bei der Therapie wird gezielt das für die Rhythmusstörung verantwortliche Areal des Herzmuskels bestrahlt, erklären die Radiologen.
Hoffnung für hoffnungslose Fälle
Die Radioablation bietet insbesondere den schweren Fällen eine neue Option. Der behandelte Patient hatte zuvor bereits intensive, aber erfolglose Therapien erhalten. „Trotz intensiver medikamentöser Therapie und mehrmaligen minimal-invasiven und chirurgischen Katheterablationen konnten die Rhythmusstörungen nicht verhindert werden“, schildert Dr. Ardan Saguner, Oberarzt der Klinik für Kardiologie. Weitere invasive Verfahren wären aufgrund der Komplexität des Falls nicht sinnvoll gewesen.
Erstmalige und erfolgreiche Durchführung
„Wir benötigten bei diesem Patienten einen neuen, innovativen Therapieansatz“, so Dr. Saguner. Die Behandlung mit dem MRI-Linac-Gerät bot die notwendigen Präzision, die für diesen Eingriff erforderlich war. Wie das Ärzteteam mitteilt, konnten die lebensgefährlichen Rhythmusstörungen durch die Radioablation gestoppt werden. Der Patient wurde inzwischen ohne Rhythmusstörungen aus dem Krankenhaus entlassen.
Erfolge müssen noch geprüft werden
Noch handele es sich bei dieser Behandlung um ein experimentelles Verfahren, das gezielt in größeren klinischen Studien auch in Bezug auf seine langfristige Wirksamkeit weiter untersucht werden müsse, geben die Mediziner zu bedenken. Derzeit werden auf nationaler und internationaler Ebene Kooperationen aufgebaut, um den Stellenwert der Radioablation sorgfältig zu überprüfen. (vb)
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.