Körperliche Aktivität kann gesundheitliche Risiken durch zu viel Sitzen ausgleichen
Es ist lange bekannt, dass uns langes Sitzen krank macht. In wissenschaftlichen Untersuchungen hat sich sogar gezeigt, dass wir dadurch früher sterben. Doch körperliche Aktivitäten können die Gesundheitsrisiken des zu langen Sitzens ausgleichen. Dafür reichen auch schon kurze Sporteinheiten aus, wie Forscher nun herausgefunden haben.
Krank durch zu viel Sitzen
Sitzen wird oft als „das neue Rauchen“ bezeichnet. Es macht krank und verringert unsere Lebenserwartung. Doch Fachleuten zufolge ist unklar, ob das Sitzen an sich oder der Mangel an körperlicher Betätigung gesundheitliche Schäden verursacht. Lange Zeit war auch unklar, inwieweit körperliche Aktivitäten mittlerer bis starker Intensität – Routinetätigkeiten wie zügiges Gehen zur Arbeit sowie Sport und Bewegung – dieses Risiko ausgleichen könnten. Australische Forscher haben sich nun in einer Studie mit dieser Frage beschäftigt. Ihre Antwort dürfte wohl viele Büroangestellte weltweit beruhigen.
Körperliche Aktivitäten besonders für viel sitzende Personen wichtig
In einer neuen Studie der University of Sydney wurde der Zusammenhang zwischen langem Sitzen und einem vorzeitigen Tod sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht und abgeschätzt, welches Maß an mäßiger bis starker körperlicher Aktivität das Gesundheitsrisiko des Sitzens ausgleichen könnte.
Wie der Australisch-Neuseeländische Hochschulverbund / Institut Ranke-Heinemann in einer Mitteilung berichtet, haben die Wissenschaftler ein statistisches Modell erstellt, in dem sie in einem Zeitraum von über neun Jahren die körperliche Aktivität von fast 150.000 Studienteilnehmern ab 45 Jahren mit den Daten des Sterberegisters verglichen haben.
Die Kernbotschaft der im „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlichten Studie lautet, dass körperliche Aktivität besonders wichtig für Menschen ist, die viel sitzen.
Weniger zu sitzen sei zwar ein guter Anfang, reiche aber nicht aus: die wichtigste Änderung des Lebensstils für solche Menschen wäre, täglich nach Bewegungsmöglichkeiten zu suchen oder diese zu schaffen.
Bereits 20-40 Minuten am Tag reichen aus
Das Ersetzen von Sitzen durch körperliche Aktivität – aber nicht durch Stehen – reduziere das Sterblichkeitsrisiko bei Menschen, die mehr als sechs Stunden am Tag sitzen, so der Erstautor der Studie, Professor Emmanuel Stamatakis von der University of Sydney.
„In unserer Studie war in den am wenigsten körperlich aktiven Gruppen die im Sitzen verbrachte Zeit konsistent mit der allgemeinen vorzeitigen Mortalität sowie mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit tödlichem Ausgang – also bei jenen Menschen, die weniger als 150 Minuten körperlicher Aktivität mittlerer bis starker Intensität pro Woche ausüben“, so Professor Stamatakis in einer Mitteilung.
„Zum Beispiel hatten Menschen, die körperlich inaktiv waren und länger als acht Stunden am Tag saßen, ein um 107 Prozent höheres Risiko für kardiovaskulären Tod als diejenigen, die mindestens eine Stunde körperlich aktiv waren und weniger als vier Stunden saßen“, erläutert der Wissenschaftler.
„Dabei sei noch nicht einmal eine Stunde körperlicher Aktivität am Tag nötig.“
Laut den Forschern können körperliche Aktivitätseinheiten, die den derzeitigen Empfehlungen von mindestens 150 Minuten mittlerer Intensität oder 75 Minuten starker Intensität entsprechen, den Einfluss des Sitzens auf das kardiovaskuläre und allgemeine Mortalitätsrisiko reduzieren oder sogar gänzlich eliminieren.
„Die Einhaltung der Empfehlung der australischen Gesundheitsbehörden von 150 bis 300 Minuten pro Woche – das entspricht durchschnittlich etwa 20-40 Minuten am Tag – scheint das Gesundheitsrisiko des Sitzens bereits zu eliminieren“, erklärt Stamatakis.
Bewegung bei der man aus der Puste kommt
Auch schon frühere wissenschaftliche Untersuchungen hatten gezeigt, dass man durch regelmäßige körperliche Aktivitäten deutlich mehr Lebenszeit gewinnt und dass die gesundheitlichen Vorteile durch Sport noch nach Jahren anhalten.
Die aktuelle Studie wurde wurde von den australischen Wissenschaftlern in Zusammenarbeit mit der Norwegian School of Sports Sciences, dem Norwegian Institute of Public Health und der britischen Loughborough University durchgeführt.
Professor Stamatakis zufolge können die Ergebnisse sowohl für Gesundheitsexperten und Gesundheitspersonal als auch für Menschen, die viel sitzen, wie beispielsweise Büroangestellte und andere mit einer sitzenden Tätigkeit, nützlich sein.
„Jede Form der Bewegung ist gut für die Gesundheit, aber körperliche Aktivität von mittlerer bis starker Intensität – also eine Aktivität, die die Menschen aus der Puste bringt – ist die effektivste und zeiteffizienteste“, so der Studienautor.
„Sport und Trainingseinheiten sind eine großartige Möglichkeit, aktiv zu sein, aber nicht die einzige Option – schnelles Gehen, Treppensteigen und Radfahren, um von Ort zu Ort zu gelangen, sind nur einige der vielen Möglichkeiten, die der Alltag bietet, um sich zu bewegen und manchmal sogar ein wenig aus der Puste zu kommen.“ (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.