28 Patienten infizieren sich beim Arzt mit lebensgefährlichem Erreger
In einer Radiologiepraxis in Köln ist es zu einem schweren Ausbruch eines lebensgefährlichen Krankheitskeim gekommen. Ein 84-jähriger Patient ist bereits an dem Bakterium verstorben. Mindestens 27 weitere Personen sollen ebenfalls infiziert worden sein. Der Fall wird zur Zeit gerichtlich untersucht.
In einer Kölner Radiologiepraxis in der Zeppelinstraße haben sich offenbar mindestens 28 Patienten mit einem lebensgefährlichen Bakterium infiziert. Ein Patient ist bereits an der Infektion gestorben. Der 84-jährige Franz O. erhielt in der Praxis im Januar 2019 eine Spritze gegen Rückenschmerzen und erkrankte anschließend an einer Hirnhautentzündung (Meningitis). Nach mehrmonatiger Krankheit verstarb er Mitte April an multiplem Organversagen. Bei der Obduktion wurde schließlich das gefährliche Bakterium Pseudomonas aeruginosa entdeckt.
Krankenhauskeim verbreitet sich in Kölner Radiologie
„Im Rahmen von CT-gesteuerten periduralen Infiltrations-Therapien ist es in einem Zeitraum von zirka zweieinhalb Wochen zu Infektionen mit einem pansensiblen Erreger Pseudomonas aeruginosa gekommen“, bestätigt der ärztliche Geschäftsführer des Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) am Neumarkt in Köln gegenüber der Zeitung „Kölner Stadt-Anzeiger“. 28 Patienten wurden wahrscheinlich in diesem Zeitraum infiziert. Die Kölner Staatsanwaltschaft überprüft derzeit den Fall.
Es begann mit Rückenschmerzen
Der 84-jährige Franz O. litt im Januar 2019 unter Rückenschmerzen. Beim Kölner MVZ erhielt er dann eine Spritze gegen die Schmerzen, mit der er sich offenbar den Krankenhauskeim zuzog. Kurze Zeit später erkrankte der Mann an einer Hirnhautentzündung, bei der schwere Komplikationen auftraten. „Als eine Querschnittslähmung drohte, musste mein Mann notoperiert werden“, berichtet die Ehefrau gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. 36 Stunden nach der OP verstarb Franz O. dann an multiplen Organversagen. Die Kölner Staatsanwaltschaft klärt derzeit, ob der Tod des Mannes im direkten Zusammenhang mit der Infektion steht.
Kölner Radiologie hat selbstständig die Staatsanwaltschaft informiert
Franz O. war allerdings kein Einzelfall. Mindestens 27 weitere Patienten erlitten schwere Erkrankungen in dem Zeitraum nach einer Behandlung in der Radiologie. Aufgrund der Vielzahl der betroffenen Patienten schaltete das MVZ schließlich selbst die Staatsanwaltschaft ein. „Wir stehen in engem Kontakt mit den betroffenen Patienten und bedauern sehr, dass sie sich in unserer Praxis infiziert haben“, betont Herbrik. Der MVZ-Geschäftsführer kündigte an, dass die Praxis für den entstanden Schaden einsteht, falls das Gericht das Verschulden bei den Medizinern sieht. Insgesamt informierte das MVZ 297 Patientinnen und Patienten schriftlich über das Infektionsrisiko.
Einer der schwersten Ausbrüche in Europa
Der Vorstandssprecher der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene Peter Walger kommentierte den Fall und spricht vom „schwersten Ausbruch mit diesem Erreger in einer ambulanten medizinischen Einrichtung überhaupt“. In Europa sei bislang kein schwererer Fall beschrieben worden, so Walger.
Was macht Pseudomonas aeruginosa so gefährlich?
Das Stäbchenbakterium Pseudomonas aeruginosa ist genügsam, widerstandsfähig und hartnäckig. Er zählt zu den gefürchtetsten Krankenhauskeimen, da der Erreger eine Vielzahl von Desinfektionsmitteln und Antibiotika überleben kann. Infektionen mit dem Bakterium können zu verschiedenen Krankheitsbildern führen, darunter Harnwegsinfekte, Enterokolitis, Meningitis, Mittelohrentzündungen oder Wundinfektionen. Nicht selten kommt es dabei zu schwerwiegenden Komplikationen, die tödlich enden können.
Wieso ist Pseudomonas aeruginosa so widerstandsfähig?
Das Bakterium verfügt über eine Reihe von Abwehrmechanismen. Pseudomonas aeruginosa kann beispielsweise die Wirkstoffe einiger Antibiotika so umbauen, dass sie unwirksam werden. Außerdem produzieren die Bakterien eine dicke Schleimschicht, einen sogenannten Biofilm, der sie abschirmt. Das Immunsystem kann Pseudomonas aeruginosa deshalb nur schwer aufspüren und bekämpfen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.