Deutlich erhöhtes Risiko für O-Beine durch intensives Fußballtraining in der Jugend
Fußball gehört in den meisten Ländern der Welt zu den populärsten Sportarten überhaupt. Schon kleine Kinder sind oft nicht vom Ball zu trennen. Wer jedoch in der Jugend zu intensiv trainiert, hat ein signifikant erhöhtes Risiko für die Entwicklung von O-Beinen. Das hat sich in einer aktuellen Studie gezeigt.
Sport fördert die Gesundheit
Keine Frage: Sport ist gesund. Regelmäßige Trainingseinheiten können beim Abnehmen und Konditionsaufbau helfen und dazu beitragen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck zu mindern. Eine Sportart, die zu letzterem besonders gut geeignet ist, ist Fußball. Denn wie sich in einer Studie dänischer Forscher gezeigt hat, ist Fußballspielen zum Blutdrucksenken ähnlich effektiv wie Medikamente. Doch wer zu intensiv trainiert, hat ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von O-Beinen.
Wissenschaftliche Studie wird vorgestellt
Unter Experten wird noch immer darüber gestritten, ob intensives Fußballspiel in der Jugend zu O-Beinen führt oder ob die Auswahl der jungen Spieler, die vermehrte Zahl an O-Beinen im Kollektiv mit sich bringt, weil diese fraglich besser dribbeln können.
Dr. Florian Wolf, Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie von der Arbeitsgruppe 3D-Chirurgie der Klinik für Allgemeine, Unfall- und Wiederherstellungschirugie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München stellt auf dem internationalen Kongress der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) dazu eine wissenschaftliche Studie vor.
Das Ergebnis: intensives Fußballtraining in der Jugend erhöht das Risiko für die Entwicklung von O-Beinen signifikant.
Stärkere Belastung durch die O-Deformierung
„Der Hauptgrund dafür scheint in den noch aktiven, offenen Wachstumsfugen begründet“, erklärt Wolf in einer Mitteilung der GOTS, die vom Informationsdienst Wissenschaft (idw) veröffentlicht wurde.
„Diese schließen sich regelhaft bei Mädchen zum 14./15. Lebensjahr, bei Jungen sogar erst zum 16. Lebensjahr. Möglicherweise entstehen durch das intensive Training bei wiederholten Mikrotraumata schädigende Effekte am Schienbeinkopf“, so der Experte.
„Daraus können später Deformitäten am Schienbein resultieren.“
Wie es in der Mitteilung heißt, werden durch die O-Deformierung die Strukturen auf der Innenseite des Kniegelenkes stärker belastet. Dies kann mit zunehmendem Alter zu einer Kniegelenks-Arthrose und später sogar bis zur Notwendigkeit eines künstlichen Kniegelenkes führen.
Daher sollten sich Patienten mit O-Beinen oder Schmerzen am inneren Kniegelenksspalt einer sorgfältigen klinischen und radiologischen Untersuchung mit Analyse der Beingeometrie unterziehen.
Achskorrektur der Beine erwägen
Laut den Medizinern ist ab einem bestimmten Grad der Abweichung, beziehungsweise der Beschwerden, eine Achskorrektur der Beine zu erwägen.
„Dabei greifen wir operativ je nach Ort der Deformität am Schienbeinkopf oder Oberschenkelknochen in Kniegelenksnähe, selten auch an beiden Knochen ein“, erläutert Wolf.
„Bei der klassischen Methode wird nach Durchtrennung des Knochens mit Platten die korrekte Beinachse fixiert“, so der Facharzt.
„Falls bei einer begleitenden Verdrehung der Knochen die Füße sehr weit nach innen oder außen stehen, die Hüften ungünstig eingestellt sind oder gar zusätzlich eine Beinlängendifferenz vorliegt, wird eine Korrektur mit Marknägeln bevorzugt.“
Insbesondere die Umstellungs- und/oder die Verlängerungs-Operationen mit Marknägeln lassen sich mit kleinsten Zugängen, sozusagen minimal-invasiv durchführen.
Den Angaben zufolge gehen die Patienten im Anschluss durchschnittlich vier bis sechs Wochen unter Teilbelastung an Gehstützen und können dann wieder sportlich aktiv sein.
Konservative Behandlung
Eine nur leichte O-Bein-Stellung, ohne anhaltende Beschwerden, sollte erst einmal konservativ behandelt werden.
Dabei empfiehlt sich beispielsweise das Meiden besonderer Spitzenbelastungen, Kräftigung der Muskulatur, eine Schuhaußenranderhöhung und die Gabe entzündungshemmender Medikamente.
„Unsere Ergebnisse zum Leistungssport würden wir gerne mit Vereinen und Sport- und Trainingswissenschaftlern weiter erörtern, um gegebenenfalls die betroffenen jugendlichen SportlerInnen frühzeitig zu identifizieren und entsprechende Anpassungen des Trainings umzusetzen“, sagt der Mediziner.
Ergebnisse nicht auf den Breitensport übertragbar
Für ihre Studie analysierten die Forschenden der Arbeitsgruppe 3D-Chirurgie der LMU München systematisch die vorhandene Literatur und fassten die Ergebnisse anschließend wissenschaftlich zusammen.
Die Analyse schloss dabei internationale Studien mit zusammen über 1.300 jungen männlichen Leistungssportlern im Fußball und vergleichbar große Kontrollgruppen ein.
Das Phänomen der O-Beine bei heranwachsenden Leistungssportlern wird übrigens in geringerem Ausmaß auch bei anderen high-impact Sportarten wie Tennis, Handball und Volleyball beschrieben. Auch hier werden als Ursache für O-Beine die häufigen, schnellen Richtungswechsel vermutet.
Die Forscher heben aber ausdrücklich hervor, dass die Ergebnisse nicht auf den Breitensport zu übertragen sind – im Gegenteil: Der Breitensport ist wichtig und förderlich für die Entwicklung der Heranwachsenden! (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.