Vorsicht bei der Billig-Chemikalie Methylmethacrylat
Nagelstudios schießen wie Pilze aus dem Boden. Rund 60.000 Studios bieten in Deutschland ihre Dienste an. Das Geschäft boomt und die Konkurrenz unterbietet sich mit immer günstigeren Angeboten. Der Haken an der Sache: Um ein Nagelstudio zu eröffnen oder in einem solchen zu arbeiten wird keine Ausbildung benötigt. Jeder kann sich beim Gewerbeamt einen Schein ausstellen lassen und sofort loslegen. Umso wichtiger ist es, als Kundin oder Kunde in solchen Geschäften auf einige Sachen zu achten, damit die Nagelpflege nicht zum Gesundheitsrisiko wird.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt vor einer gesundheitsschädlichen Chemikalie, die in vielen Nagelstudios angewendet wird. Methylmethacrylat (MMA) ist eine günstige Komponente, die bei der Modellage von künstlichen Fingernägeln verwendet wird. Oft greifen Nagelstudios auf diese Chemikalie zurück, um die Kosten für die Behandlung zu senken. Das BfR warnt, dass MMA Kontaktallergien und Kreuzallergien auslösen kann, die bei möglichen späteren Arzt- und Zahnarztbehandlungen zu schweren Komplikationen führen.
Lebenslange Allergien drohen
Laut BfR besteht durch den Kontakt mit Methylmethacrylat das Risiko einer lebenslangen Sensibilisierung gegen MMA sowie ein zusätzliches Risiko für die Entwicklung einer Kreuz-Sensibilisierung gegen weitere Acrylat-Verbindungen. Kundinnen und Kunden von Nagelstudios, die MMA verwenden, können mit dieser Substanz in Kontakt kommen. Ein Kontakt kann entweder beim Auftragen von künstlichen Fingernägel oder durch einatmen von Abrieb zustande kommen.
Warum eine Methylmethacrylat-Allergie gefährlich ist?
Methylmethacrylat kann auch bei Nicht-Allergikern zu Reizungen der Haut und Atemwege führen. Bei sensibilisierten Personen können allergische Reaktionen auftreten, die von brennendem, juckendem Hautausschlag und Schwellungen, über die Bildung von Pusteln, Bläschen und Quaddeln bis hin zu allergischem Asthma reichen können. Kommt es zu einer Kreuz-Allergie reagieren Betroffene gegen eine Vielzahl von Acrylat-Verbindungen allergisch. Dies kann laut BfR zu schweren Komplikationen bei medizinischen Behandlungen führen, denn solche Verbindungen werden häufig in der Medizin eingesetzt, beispielsweise bei:
- EKG-Elektroden,
- Insulinpumpen,
- Hörgeräten,
- Hyaluron-Säure-haltige Gesichts-Implantaten,
- Zahnimplantaten,
- Knieimplantaten.
Bundesinstitut rät zu härteren Maßnahmen
„Nagelmodellagen mit einer hohen Konzentration an Methylmethacrylat werden als ernstes Gesundheitsrisiko eingestuft“, schreibt Dr. Bettina Huhse in einer Stellungnahme des BfR. Das Institut empfiehlt entsprechende Maßnahmen zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher zu ergreifen, wie zum Beispiel Warnhinweise und einen eingeschränkten Vertrieb nur an professionelle Anwender. Derzeit ist MMA für jeden frei verfügbar. In anderen Ländern wie den USA und Kanada wurde der gesundheitsgefährdende Stoffe bereits verboten.
Vorsicht bei stechendem Geruch
MMA verursacht einen stechenden Geruch. Riecht ein Nagelstudio stark nach Chemikalien, sollte nachgefragt werden, ob Methylmethacrylat verwendet wird. Bei sehr günstigen Angeboten sollte man ebenfalls skeptisch werden, da MMA wesentlich billiger ist, als unbedenkliche Ersatzstoffe. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.