Studie: Hochspannungsleitungen wirken sich auf die Gesundheit aus
Hochspannungsleitungen haben Auswirkungen auf den Hormonspiegel – jedoch jahreszeitlich schwankend. Forscher haben nun festgestellt, dass Kälber, die elektromagnetischen Wechselfeldern ausgesetzt waren, im Winter weniger des Schlafhormons Melatonin produzieren als im Sommer. Frühere Untersuchungen wiesen auf einen Zusammenhang zwischen unterdrückter Melatonin-Produktion und dem Auftreten von Kinderleukämie in der Nähe von Hochspannungsleitungen hin.
Niedrigere Schlafhormon-Produktion im Winter
Hochspannungsleitungen haben Auswirkungen auf den Hormonspiegel – allerdings jahreszeitlich schwankend. Die Universität Duisburg-Essen (UDE) berichtet in einer Pressemitteilung, dass ein internationales Team unter der Leitung von Prof. Dr. Hynek Burda von der UDE herausgefunden hat, dass Kälber, die elektromagnetischen Wechselfeldern ausgesetzt waren, im Winter weniger vom Schlafhormon Melatonin produzieren als im Sommer. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Ergebnisse nun in den „Scientific Reports“, einem Fachjournal der renommierten Nature Gruppe.
Kinderleukämie in der Nähe von Hochspannungsleitungen
Melatonin entsteht nachts in der Zirbeldrüse des Gehirns und gelangt über den Blutkreislauf zu fast jeder Zelle des Körpers, wo es vielfältige Funktionen erfüllt. Es steuert die Tages- und Nachtrhythmik und trägt dazu bei, das Immunsystem zu stärken. Zudem soll es vor Krankheiten wie Krebs oder Alzheimer schützen. Frühere Studien legten einen Zusammenhang nahe zwischen der unterdrückten Melatonin-Produktion und dem Auftreten von Kinderleukämie in der Nähe von Hochspannungsleitungen. Allerdings war dies bislang nicht eindeutig nachweisbar. In manchen Fällen waren die Melatonin-Konzentrationen bei Tieren, die in der Nähe von Hochspannungsleitungen gehalten werden, erhöht, in anderen Fällen waren sie erniedrigt und manchmal blieben sie auch unbeeinflusst.
Hochspannungsleitungen beeinflussen Milchertrag von Kühen
Ein internationales Team aus tschechischen, deutschen und belgischen Wissenschaftlern ging dem nun genauer nach. Die Forscher untersuchten eine zentrale Voraussetzung der „Melatonin Hypothese“ anhand des Speichels junger Rinderkälber. Studienleiter Prof. Dr. Hynek Burda erklärte: „Wir haben uns deshalb für Kälber entschieden, weil Bauern bereits seit längerem darüber diskutieren, ob Hochspannungsleitungen die Gesundheit und den Ertrag ihres Milchviehs beeinflussen. Außerdem konnte unsere Arbeitsgruppe schon früher nachweisen, dass Rinder Magnetfelder wahrnehmen.“
Elektromagnetische Magnetfelder wirken sich auf Melatonin-Produktion aus
Das Team konnte nun zeigen, dass Kälber tatsächlich weniger Melatonin produzieren, wenn sie elektromagnetischen Magnetfeldern ausgesetzt sind. Interessanterweise aber nur im Winter, im Sommer verkehrt sich der Effekt sogar leicht ins Gegenteil. „Dieser saisonale Effekt des Magnetfeldeinflusses ist eine neue Erkenntnis, die die bisherigen Studien in einem neuen Licht erscheinen lässt. Er könnte auch erklären, weshalb es bislang so uneinheitliche Ergebnisse bei Wiederholungsexperimenten gab“, so Burda.
Einfluss auf die Gesundheit
Daraus lässt sich schlussfolgern, dass magnetische Wechselfelder offensichtlich einen Einfluss auf die Gesundheit haben. Dieser ist aber deutlich komplexer als bisher angenommen. Wie es in der Pressemitteilung abschließend heißt, könnte sich der nun gezeigte saisonale Einfluss als zentral für das Verständnis der Mechanismen erweisen, die der Wechselwirkung zwischen Magnetfeldern, vegetativer Physiologie und Gesundheit zugrunde liegen. Auch wenn es unter Wissenschaftlern seit Jahren umstritten ist, ob und wie gefährlich die Auswirkungen von Stromleitungen und Magnetfeldern sind, hat unter anderem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Vergangenheit vor der hochfrequenten elektromagnetischen Strahlung, die beim Mobilfunk verwendet wird, gewarnt. (ad)
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