WHO erkennt Burnout erstmals als Krankheit an
In der medizinischen Fachwelt wird seit Jahrzehnten darüber diskutiert, ob Burnout als Erkrankung anzuerkennen ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat jetzt entschieden: Ja! – und hat das Phänomen nun erstmals als Krankheit anerkannt, die auf „chronischen Stress am Arbeitsplatz“ zurückzuführen ist.
Stress im Job kann krank machen
Immer mehr Menschen fühlen sich aufgrund der zunehmenden Arbeitsbelastung und wegen Stress im Job regelrecht ausgebrannt. Bei Betroffenen kann es zu Niedergeschlagenheit, Konzentrationsstörungen, chronischer Müdigkeit und starker innerer Unruhe kommen. Dies alles sind typische Anzeichen eines Burnouts. Eine verbindliche Definition für dieses Erschöpfungssyndrom gab es aber bislang nicht. Das hat sich nun geändert.
Definition von Burnout
In der Fachwelt wird seit Jahrzehnten darüber diskutiert, wie man Burnout definiert und ob es sich dabei um eine Krankheit handelt.
Krankenversicherungen und Ärzte orientieren sich dabei häufig an der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
In der ICD werden alle anerkannten Krankheitsbilder festgehalten und durch einen Code versehen, den Mediziner dann für die Dokumentation nutzen. Die WHO definiert, verwaltet und pflegt diesen Katalog.
Nun wurden drei neue Krankheitsbilder in die ICD-Liste aufgenommen: Burnout, Videospiel-Sucht und zwanghaftes Sexualverhalten.
Die Aufnahme in den ICD-Katalog vereinfacht den Umgang mit den Betroffenen. So ist es beispielsweise für die Erkrankten einfacher einen geeigneten Arzt zu finden und für Medizinerinnen und Mediziner ist die Dokumentation und Überweisung vereinfacht, da das Krankheitsbild genau genannt werden kann. Die neue ICD-11 soll im Jahr 2022 in Kraft treten.
Burnout ist darin künftig als Syndrom aufgrund von „chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wird“ definiert.
Drei Dimensionen
Den Fachleuten zufolge ist Burnout durch drei Dimensionen gekennzeichnet:
1.) Gefühle von Energieverlusten und Erschöpfung
2.) erhöhte geistige Distanz zum eigenen Beruf oder eine negative Haltung zum Job
3.) vermindertes berufliches Leistungsvermögen
„Burn-out bezieht sich speziell auf Phänomene im beruflichen Kontext und sollte nicht für Erfahrungen in anderen Lebensbereichen angewendet werden“, heißt es in der ICD.
Warnhinweise erkennen
In jedem Fall ist es wichtig, die Warnsignale von Burn-out richtig zu deuten und frühzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hier hatte eine Studie im vergangenen Jahr überraschenderweise gezeigt, dass auch eine Speichelprobe Auskunft über die Burn-out-Risiken geben kann. Weitere Hinweise können im Rahmen einer ausführlichen Anamnese bei der ärztlichen Untersuchung abgefragt werden.
Möglichkeiten der Prävention
Zur Behandlung von Burnout-Patienten werden von Gesundheitsexperten Maßnahmen wie das „Erlernen von Entspannungstechniken, gesunde Lebensführung, Entlastung, Reflexion und Neuausrichtung von persönlichen Erwartungen und Ansprüchen, Verbesserung der Work-life-Balance etc.“, vorgeschlagen, heißt es auf der Webseite „www.psychiater-im-netz.org“ des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP).
Diese „sind auf ihren Stellenwert im Rahmen der individuellen Konstellation hin zu überprüfen und abzustimmen.“
Noch besser ist vorzubeugen. Der Deutsche Bundesverband für Burnout-Prophylaxe und Prävention (DBVB) in München hatte in der Vergangenheit auf verschiedene Möglichkeiten der Prävention hingewiesen.
Die Experten nannten dabei unter anderem die Identifikation und Verringerung von Stressquellen, gezielte Entspannung (zum Beispiel durch Progressive Muskelrelaxation, Autogenes Training, Yoga, Tai Chi, Qi Gong), ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung sowie das Nehmen von Auszeiten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.